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US-Forscher kritisieren deutsche Corona-Teststrategie

Travellers enter the new Corona Test Centre at Duesseldorf Airport in Duesseldorf, Germany, July 27, 2020. Travellers can make a voluntary test for the coronavirus disease (COVID-19) following their a ...
Eine Mutter ist mit ihrem Kind auf dem Weg zu einer Corona-Teststation.Bild: reuters / WOLFGANG RATTAY
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US-Forscher kritisieren deutsche Corona-Teststrategie

01.09.2020, 13:58
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"Die Entscheidung, asymptomatische Personen zu testen, ist einfach rückständig". Das sagte Dr. Michael Mina, ein Epidemiologe von der öffentlichen Gesundheitsschule der Harvard Universität in den USA.

Damit stellt er die Teststrategien vieler Länder, darunter auch Deutschland, infrage.

Das Problem bei diesem Verfahren: Dadurch werden viele Menschen diagnostiziert, die möglicherweise eine relativ unbedeutende Menge des Virus in sich tragen, schreibt die "New York Times". Zudem seien die meisten Personen dabei wahrscheinlich nicht ansteckend und Infizierte würden so schlechter gefunden werden.

Der schwierige PCR-Test

Um herauszufinden, ob sich eine Person mit dem Coronavirus angesteckt hat, wird hierzulande der sogenannte PCR-Test eingesetzt. Dessen Ergebnisse sind ein schlichtes 'Ja' oder 'Nein'. So passiere es auch, dass nicht-infektiöse Patienten in Quarantäne müssten, obwohl sie niemanden anstecken.

Neue Test-Strategie gefordert

Michael Mina fordert nun eine andere Teststrategie. Getestet werden müsse nun die Infektiösität der Patienten. Eine Ja/Nein-Antwort ist in seinen Augen nicht zufriedenstellend. Er will die Virusmenge der Patienten bestimmen. Dabei kommt der Ct-Wert zum Tragen. Er zeigt, wie viele PCR-Zyklen nötig sind, bis es zu einem positiven Ergebnis kommt.

Das bedeutet: je höher der Ct-Wert, desto niedriger die Viruskonzentration in der untersuchten Probe. Bei den meisten Tests, so die "New York Times", liegt der Grenzwert bei 40, bei manchen bei 37.

Sprich: Ein PCR-Test mit einem Ct-Werte > 30 weist auf eine niedrige Viruskonzentration, Ct-Werte > 35 auf eine sehr niedrige Viruskonzentration in der Probe hin.

"Jeder Test mit einem Grenzwert über 35 ist zu empfindlich."
Juliet Morrison, University of California"new york Times"

Juliet Morrison, Virologin an der Universität von Kalifornien empfiehlt einen Grenzwert von 30 bis 35. Ginge es nach Dr. Mina würde der Grenzwert noch weiter sinken. Auch das RKI empfiehlt einen Wert von < 30.

Minas Lösung wären Schnelltests. Die US-amerikanische Food and Drug Administration wies darauf hin, dass Personen unter Umständen eine geringere Viruslast haben, wenn sie neu infiziert sind. Ein Test mit geringerer Empfindlichkeit würde diese Infektionen übersehen. Dr. Minas Empfehlung:

"Nach sechs oder 15 Stunden erneut testen."

Ein Schnelltest würde diese Patienten schnell finden, selbst wenn sie weniger empfindlich wären, da ihre Viruslast schnell ansteigen würde.

(lin)

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