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Barbie wird 60: Warum die Puppe nicht sexistisch ist

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Lasst Barbie in Ruhe! Verteidigung einer unterschätzten Frauenikone

09.03.2019, 10:1224.07.2023, 10:40
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Liebe Barbie,

du arme Maus. Schon wieder wird auf dich eingeprügelt. Dieses Mal, weil du deinen Arbeitsplatz (ein Labor) in deiner Lieblingsfarbe dekoriert hast. Dafür gab es den Negativ-Werbepreis "Der goldene Zaunpfahl". Und ich rolle mit den Augen.

"Aber, sich an einer Blondine mit Pink-Fetisch abzuarbeiten, ist nicht nur langweilig, sondern auch billig."

Barbie-Bashing scheint wie eine große Anti-Pelz-Kampagne zu sein: Etwas, auf das sich alle einigen können. Aber, sich an einer Blondine mit Pink-Fetisch abzuarbeiten, ist nicht nur langweilig, sondern auch billig.

Viele hätten dich gerne dezenter, weniger sexy, "angemessener" – wie es sich für eine Frau gehört?! Ich nenne das Bodyshaming. Und es nervt langsam.

Du hast schon als Astronautin, Chirurgin, Pilotin und Soldatin gearbeitet, als Frauen in Deutschland noch die Unterschrift ihrer Männer brauchten, um überhaupt einen Vertrag zu unterzeichnen. 1992 hast du zum ersten Mal als US-Präsidentin kandidiert – zeitgleich mit Hillary Clinton. Doch worüber reden die Leute? Deinen Körper.

Sie finden, du solltest fülliger sein. Oder kleiner. Runder. Oder weniger rund. Weniger geschminkt. Oder, oder, oder.

Jungs spielen mit He-Man und Batman, Typen mit Waschbrettbauch und Waffen. Offenbar wird kleinen Männern mehr Abstraktion zugetraut.

Mädchen lernen in der Barbie-Diskussion vor allem eins: Es ist nie egal, wie du aussiehst. Guck doch mal, Marie, die Barbie ist viel zu dünn. Körper, Körper, Körper.

Sei nicht traurig, Barbara-Baby. Viele Leute wissen vielleicht einfach nicht, dass du 1959 ein feministischer Meilenstein warst.

Damals gab es für Mädchen genau zwei Sorten Puppen: die Babys und die Mütter. US-Amerikanerin Ruth Handler wollte, dass ihre Tochter Barbara ein alternatives Frauenbild kennenlernt und erschuf dich: die erste alleinstehende, berufstätige Plastikfrau. Eine Revoluzzerin.

Du hast nie geheiratet, nie Kinder gekriegt, all deinen Besitz hast du dir erarbeitet – du bist die ultimative Singlefrau. Denn Ken ist nicht dein Versorger, nur ein On-Off-Freund.

"Du bist ein Trost für alle Mädels, die als dumme Tussi verkannt werden, obwohl sie einen Uni-Abschluss an der Wand haben."

Nicht umsonst heißt es Barbies Wohnwagen, Barbies Kleiderschrank, Barbies Traumhaus – lass dir diesen Erfolg nicht madig reden. Du darfst deine Wände so grellpink anmalen, wie du willst.

Männer haben in deiner Welt eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Wichtig waren deine besten Freundinnen, darunter Frauen jeder Hautfarbe, Rollstuhlfahrerinnen, Kopftuchträgerinnen und LGBTQ-Aktivisten wie die Bloggerin Aimee Song. Vorurteile? Kennst du nicht. Das ist gelebte Frauensolidarität. Etwas, von dem ich mir manchmal wünschen würde, dass du es auch zurückbekommst.

Sei nicht traurig über die bösen Zungen. Du bist eine Ikone. Ein Trost für alle Mädels, die als dumme Tussi verkannt werden, obwohl sie einen Uni-Abschluss an der Wand haben.

Dumm? Geldgeil? Für viele ein Synonym für Barbie

Dass einen die Sprüche nicht jucken sollten, hab ich von dir gelernt. Der ganze Hass perlt an deiner Plastikhaut ab. Ich bin stolz auf dich, weil du nie einknickst und uns zeigst: Frauen dürfen genderkonforme Vorlieben haben und gleichzeitig Träume leben, die darüber hinaus gehen.

Zu seinen Liebsten muss man gerade dann stehen, wenn sie von anderen ausgelacht werden. Dann ist die Zeit für Bekenntnisse: Liebe Barbie, ich würde mich geehrt fühlen, wenn du meine Freundin wärst.

Dann würden wir in deinem pinken Pool liegen und Mai Tai trinken, du mit einer überdimensionalen Sonnenbrille im Haar. Du würdest mir von deinem Ausflug zum Mars mit der Nasa erzählen, deiner letzten Wahlkampagne und dass du dich gerade nebenbei mit einem Hundewaschsalon selbstständig machst. Und ich würde grinsen wie ein Trottel und unentwegt denken: "Was für eine coole Sau. Wie kann man diese Frau nicht lieben?"

"Ich kann nicht rülpsen": Mein Leben mit R-CPD
Du hast richtig gelesen: Ich kann und konnte noch nie rülpsen. Was zunächst lustig klingen mag, geht mit erheblichen Symptomen einher. Doch das wussten weder ich noch die Medizinwelt, welche ich seit meiner Kindheit vor ein Rätsel stellte. Bis Dr. R. W. Bastian eine Studie publizierte.

Es war das Jahr 2011. Ich war 17 und saß der Gastroenterologin gegenüber, die bereits die zweite Speiseröhrenspiegelung an mir durchgeführt hatte. Die Kamera wies zwar erneut Reizungen in meiner Speiseröhre nach, bot aber keine Erklärung für meine weiteren Symptome – wie etwa, dass mir besonders von Kohlensäure immer übel wurde. Ich hatte keine Ahnung, ob überhaupt irgendein Zusammenhang mit der Speiseröhre bestand, aber sie war die Spezialistin und fragen kostete ja nichts. Außer meine Selbstwahrnehmung, wie ich sofort merken sollte.

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