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Single-Frau findet Dating-Sprache mittlerweile unverständlich

Girl finding her mobile disturbing and annoying while enjoying her coffee
Gerade beim Online-Dating tauchen viele Begriffe auf, die unsere Autorin teilweise noch nie gehört hat.Bild: iStockphoto / nicoletaionescu
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"Zu alt für diesen Scheiß?" Warum sich Dating-Sprache für mich manchmal einfach so anfühlt

"He said, she said" – die Dating-Kolumne von watson
05.07.2022, 16:01
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She said:

Jede Generation hat ihre eigene Sprache, das ist klar. Doch manchmal glaube ich, wenn es ums Daten geht, hat unsere Generation da definitiv den Vogel abgeschossen. Denn unser Dating-Verhalten hat sich im Vergleich zu unseren Eltern drastisch geändert – und das ist auch gut so.

Man lernt nicht mehr mit Anfang 20 die Liebe seines Lebens kennen und bleibt bis ans Ende seiner Tage zusammen, nur "weil man das eben so macht". Das hat Vor-, aber eben auch Nachteile. Wir daten unverbindlicher, lockerer – aber servieren auch viel schneller Personen ab, die nicht in unser Schema passen oder werden selbst abserviert.

Dating-Kolumne Grafik
bild: Emmy Lupin
Über die Autoren
Jeder von uns stand schon mal im Laufe seines Dating-Lebens vor der Frage: What the fuck?! Manchmal hilft einfach nur ein Perspektivwechsel – und den bekommen unsere Autorin und unser Autor von dem jeweils anderen serviert. Mal urkomisch, mal erbarmungslos ehrlich. Die beiden sind Mitte und Anfang 30, leben in Berlin und sind – zumindest meistens – gerne Single.

Natürlich ist es völlig legitim, jemanden zu "benchen", wenn man auf der Sonnenseite der Bank sitzt. Doch wird man selbst auf die lange Bank geschoben, ist das plötzlich gar nicht mehr so witzig.

"Neulich warf mir ein Mann 'breadcrumbing' vor – und da musste auch ich mal Google um Rat fragen."

Mittlerweile gibt es zahlreiche dieser Begriffe, wenn es ums Dating geht. Mich stört an dem Thema jedoch, dass sie mir bewusst machen, dass ich doch eine ganze Generation älter bin, als die typischen User dieser Apps. Mit 30 Jahren gehöre ich zu den Millennials und nicht zur Generation Z – und das merke ich oft sehr deutlich.

Benchen und Ghosten sind Begriffe, die auch in meinem Sprachgebrauch stattfinden. Doch neulich warf mir ein Mann "breadcrumbing" vor – und da musste auch ich mal Google um Rat fragen.

Was das bedeutet, hätte ich mir eigentlich auch selbst erklären können, denn es war genau das, was ich mit diesem Typen gemacht habe: Ihm hin und wieder einen Brotkrumen an Aufmerksamkeit zugeworfen, groß genug, damit er das Interesse nicht verliert.

Mit 30 hört mein Verständnis für Dating-Sprache einfach auf

Laut einer Studie, die von Tinder durchgeführt wurde, sprechen 18- bis 25-Jährige kaum noch mit ihren Eltern über ihr Dating-Leben – weil diese sie angeblich nicht mehr verstehen. Ich bin 30 und bei mir hört das Verständnis schon auf. Wie soll dann jemand, der das letzte Mal vielleicht in den 90ern gedatet hat, da noch mitkommen?

"Wie unfassbar schade ist es, wenn man aufhört, sich mit neuen Dingen zu befassen, nichts mehr dazulernt und einfach in der Zeit stehen bleibt?"

Jedes Mal, wenn ich eine neue Abkürzung sehe oder mir jemand einen neuen Begriff für meine Verhaltensweise an den Kopf wirft, kommt mir der Satz "Ich bin zu alt für diesen Scheiß" – und die dazugehörige "How I met your Mother"-Folge in den Sinn, in der Ted Mosby beschließt, dass er ab seinem 30. Geburtstag zu alt für bestimmte Dinge sei.

Und dann werde ich sauer auf mich selbst, weil ich eigentlich glaube, dass man sich niemals zu alt für etwas fühlen sollte. Wie unfassbar schade ist es, wenn man aufhört, sich mit neuen Dingen zu befassen, nichts mehr dazulernt und einfach in der Zeit stehen bleibt?

Und dann swipe ich weiter und stelle bei der nächstbesten Gelegenheit fest: Für manchen Scheiß bin ich eben doch zu alt.

He said:

Ich bin schon fast froh, dass mir noch niemand "breadcrumbing" vorgeworfen hat, denn auch ich hätte mich dann mit 25 Jahren offiziell alt gefühlt. Die ersten grauen Haaransätze hätten sich dann noch viel realer angefühlt.

Meine Gespräche reichen leider oder eher glücklicherweise meist gar nicht so weit, dass mir Dinge wie "breadcrumbing" vorgeworfen werden können. Die Dating-Gespräche sind viel mehr von den einfachen kommunikativen "Hürden" geprägt.

"Sprich klar und deutlich an, was dich stört, aber flüchte dich nicht hinter irgendwelche Anglizismen."

Dort gibt es dann Text- und Sprachnachrichten mit viel "basically", "literally", "serious?", "you know" von Julias, Jessicas und Sophies, die in der Vor-Corona-Zeit – also tatsächlich schon 2019 – vielleicht mal in England, Australien, Neuseeland oder den USA waren oder das europäische Ausland noch nie verlassen haben. Eindruck hinterlässt das bei mir definitiv nicht, aber immerhin noch verständlicher als "breadcrumbing".

Viel mehr frage ich mich dann, ob es vielleicht eine Zeile aus einem Money-Boy-Song ist oder sie sich ab jetzt wirklich so mit mir unterhalten möchte.

Kein Langenscheidt-Wörterbuch für Online-Dating

Ich sehe es auch gar nicht ein, die Dating-Sprache meiner Generation verstehen zu wollen, indem ich mir nochmal ein Langenscheidt Englisch-Wörterbuch kaufe. Sprich klar und deutlich an, was dich stört, aber flüchte dich nicht hinter irgendwelche Anglizismen.

Denn wenn es schon daran scheitert, wird das auch zukünftig nichts, wenn es darum geht, Alltagsprobleme anzusprechen und zu lösen.

Ich habe die Hoffnung aber noch nicht ganz aufgegeben: Denn vieles war nur Fassade und kaum eine der Frauen hat beim richtigen Treffen tatsächlich so gesprochen. Und wenn es im persönlichen Dialog klappt, warum dann nicht auch im Online-Dating?

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