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Mein ganz normaler Mindfuck

Wetter am Wochenende: Wie soll man bei der Hitze arbeiten

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Wie soll man in der Hitze arbeiten!?

07.07.2018, 13:3114.08.2018, 09:38
Bianca Xenia Jankovska
Bianca Xenia Jankovska
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Bianca!

Es hat 35 Grad draußen, in meiner WG werden die ganze Zeit Orgien veranstaltet und ich sollte endlich meine Hausarbeit anfangen.

Nur: wie soll das gehen, wenn ständig Leute nackt durch die Zimmer laufen und draußen Spritzwein in Eimern serviert wird?

Wie machst du das, mit der Schreibtischarbeit im Sommer?
Liebe Grüße,

Ernüchtert und Ausgetrocknet

Liebe Ernüchtert und Ausgetrocknet!  

Das ist leider eine ganz schlechte Frage, weil ich darauf selbst noch keine Antwort gefunden habe, mit der es sich guten Gewissens leben ließe. Ich glaub, es kommt ganz auf deine eigene Moral an, wie du das mit dem unleidigen Juli handhabst, der es gerade nochmal so richtig wissen möchte und allen Stadtmenschen das Leben zwischen 7 und 23 Uhr zur Hölle macht.  

Zumindest jenen, die nicht zur Sorte der Schönwetterenthusiasten gehören, die barfuß durch die City laufen und hauptberuflich Ukulele spielen, sondern wegen den ätzenden Temperaturen/Nachbarn/Open Airs nachts kein Auge zubekommen.    

19/ Festivalbesucherin Rebecca aus Berlin zeigt mit ihren Haenden ein Herz vor der untergehenden Sonne beim Lollapalooza Festival auf der Trabrennbahn Hoppegarten am 10. September 2017. Sonne einfange ...
Symbolbild richtig toller Sommerabend beim Open AirBild: imago stock&people

Erst letzte Woche zum Beispiel hatte ich einen kleinen hitzebedingten Anfall. Ich wollte eigentlich nur kurz was bei der Post abholen, als mich die saharaeske Hitze beim Verlassen des Treppenhauses wie ein Goldschläger am Kopf traf. Die Schlange vor mir: 100 Meter.

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Der Schweiß sammelte sich unter meinen Brüsten (it’s a thing!) wie nachts Socken in schlecht gestreckten Lacken.

Ich stand kurz davor, der Dame vor mir das Wasser aus dem Jute-Beutel zu reißen und es über mein Haupt zu gießen.    

Um wieder zu deiner Frage zurückzukommen: Nachdem ich die vier Stockwerke zu meiner Wohnung erklommen und mich wie ein schnaufender Esel von den Einkaufstüten und Postpaketen befreite, setzte ich mich an mein MacBook und buchte erstmal einen Flug nach Hause. Abflug: in drei Stunden. 

Es war das erste Mal, dass ich soetwas gemacht habe, weil Geld wächst bekanntlich nicht auf Bäumen. 

Ruhe und innerer Frieden allerdings auch nicht und so habe ich mich für das verlängerte Wochenende bei meinen Eltern im Keller einquartiert. Ich soll nicht umsonst Österreicherin gewesen sein!

Die andere Lösung, und ich bin bereits dabei einen deutschlandweiten Guide dafür anzulegen, ist: Kühle Orte in deiner Stadt ausfindig zu machen.

Streng dein Hirn an, wenn es schon nicht für die anstehende Hausarbeit reicht. Einkaufszentren eignen sich zumindest genauso gut wie die Fressetage der Galeries Lafayette in Berlin  wie das Donauplex in 1220 Wien. 

Galeries Lafayette: Es soll dort schon ganz ok sein...

Schließlich gibt es für strebsame Menschen wie uns nichts, wirklich NICHTS Ätzenderes, als mit einem Matschhirn über Hausaufgaben zu sitzen. Außer deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben.

Wo wir wieder bei der Frage der Moral wären: Entweder, du sagst wie ich letzte Woche: Fuck it. Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich mach jetzt erstmal drei bis zehn Tage Pause, wenn ich es mir erlauben kann, weil bei einer ausgewachsenen Schreibblockade rein gar nichts hilft, außer die Kreativität für einen limitierten Zeitraum ganz bewusst aufzugeben.  

Oder du stopfst dir im Einkaufszentrum deines Vertrauens Tampons in die Ohren und schuftest trotz Hitze solange, bis der Haufen auf deinem Schreibtisch kleiner wird und hältst dich dabei an meine erprobten Tricks der Anti-Hitze-Prokrastinations-Theorie, die mir auch zum Abschluss dieser Kolumne verhalfen:

1. Say no to Wifi.

2. Gönn deinem Insta-Grind eine Pause.

3. Vergiss das Ladekabel – ein niedriger Akkustand erhöht den Druck.

4. Und lass dich von der Party in deiner WG aussperren.

Ja, und wenn gar nichts mehr hilft, veranstalte einen Regentanz. Tanzen, das soll auch schon dem einen oder anderen geholfen haben.  

Viel Erfolg!      

Bianca

Bianca Xenia Jankovska...
...hat bisher in vier Städten in drei Ländern gewohnt, die Sicherheit einer Festanstellung gegen konstante Ungewissheit getauscht und dabei unter anderem gelernt, dass man nicht ewig gegen seine inneren Neigungen arbeiten kann, ohne unglücklich zu werden.

Als freie Autorin und Bloggerin schreibt sie über Machtstrukturen und persönliche Kämpfe auf dem Arbeitsmarkt und Privilegien, die manchmal selbst enge Freunde entzweien. Ihr erstes Buch "Das Millennial Manifest" erscheint im Herbst 2018.

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