Beunruhigender Trend: Gen-Z-Urlauber lassen sich als Drogenkuriere rekrutieren
Die Gen Z plagt existenzielle Ängste, und das verwundert nicht, wenn man auf die Herausforderungen unserer Zeit blickt: Klimakrise, Aushöhlung der Demokratie, unsichere Altersvorsorge, hohe Mieten, KI und Jobverlust.
So gaben in einer Studie von Ernst & Young (EY) nur 31 Prozent der Gen-Z-Befragten an, sich finanziell sicher zu fühlen. Mehr als 52 Prozent sagten, sie seien "sehr" oder "extrem" besorgt, nicht genug Geld zu haben.
Viele versuchen deshalb, auf eigene Faust Geld zu verdienen. Sei es durch Investments in ETFs und Kryptowährungen oder eine Social-Media-Karriere. Doch auf Tiktok, Instagram oder Snapchat wartet auf sie nicht nur das Versprechen von Ruhm und Millionen Follower:innen.
Immer öfter werden junge Menschen dort auch von Fremden kontaktiert, die sie mit der Aussicht auf schnellen Reichtum locken.
Das britische Portal "Independent" hat mit einigen von ihnen gesprochen. Sie erhielten Angebote für Urlaube, Flüge, teure Geschenke und hohe Geldsummen und sollten im Gegenzug an beliebten Reisezielen Drogen schmuggeln oder damit handeln.
Die Recherche zeigt, wie verhängnisvoll es ist, dem zuzustimmen.
Gen Z wird vermehrt Drogenhandel im Urlaub angeboten
So beschreibt ein 21-Jähriger, wie er und seine Freunde ins Visier der Drogenhändler geraten sind, weil sie auf Teneriffa und Ibiza Drogen über Telegram bestellten.
"Man kann alles kaufen, was man will, und es sich nach Hause liefern lassen – es gibt 2-für-1-Angebote auf Koks, 5 Pillen kaufen, 6 bekommen usw.", erklärt er und sagt dann: "Wenn sie merken, dass du nur ein dummer Junge bist, fragen sie: 'Willst du dir etwas dazuverdienen?'"
So sei es auch anderen ergangen. "Die Mädels, mit denen wir unterwegs waren, haben unsere ganzen Eskapaden auf Tiktok und Instagram gepostet und wurden von denselben Leuten mit denselben Angeboten angesprochen."
Seinen Freunden und ihm seien zwei Möglichkeiten angeboten worden: Entweder sie verkauften Drogen in Bars oder Clubs in kleinen Mengen an andere feiernde junge Leute, oder sie verdienten eine größere Summe auf einmal, indem sie Drogen durch den Zoll schmuggelten, meist im Flugzeug.
Die Leichtigkeit, mit der sie angesprochen wurden, zeige, wie verbreitet der Einsatz junger Reisender als billige Drogenkuriere geworden sei.
Gen Z als Drogenkuriere: Urlauber verraten sich über Social Media
"Independent" schreibt, dass vor allem bestimmte Menschen kontaktiert werden: solche, die zum ersten Mal ins Ausland reisen, fernab von Zuhause und ohne elterliche Aufsicht. Wer dann noch einen Hang zum Luxusleben habe und sein/ihr Partyleben bei Social Media zelebriere, sei besonders interessant.
Eine 22-Jährige, die nach Dubai reiste, berichtet, sie und ihre Freundesgruppe seien am ersten Urlaubswochenende viermal angesprochen worden – zweimal wegen Sexarbeit und zweimal wegen des Transports von kleinen Paketen.
Eine 23-jährige Thailandurlauberin erklärt, dass sie inzwischen genau darauf achte, was sie postet. Ihre Freundinnen seien da jedoch weniger vorsichtig. Und immer wenn diese auf Instagram oder Tiktok Aufnahmen von Partys, Clubbesuchen oder einfach nur Drinks teilten, würden sie am nächsten Tag angesprochen werden.
"Vielleicht am Strand oder in einer Bar, von einem freundlichen, gut gekleideten Typen in teurer Kleidung angesprochen, der fragt, ob sie mitfeiern wollen", berichtet sie. "Danach kann man die Uhr stellen".
Für Aufsehen hatte jüngst der Fall der 19-jährigen Bella Culley gesorgt. Sie war sechs Monate lang inhaftiert gewesen, nachdem sie im Mai am Flughafen Tiflis festgenommen worden war. Die britische Urlauberin soll vorgehabt haben, 12 Kilogramm Marihuana und 2 Kilogramm Haschisch aus Thailand nach Georgien zu schmuggeln.
Anfang November wurde Culley zu fünf Monaten und 25 Tagen Haft verurteilt. Ihre Eltern zahlten zudem eine Geldstrafe von 500.000 Lari (etwa 155.000 Euro).
In vielen Urlaubsländern, vor allem in mehrheitlich muslimischen Staaten, gelten strenge Drogengesetze. Bei Verstößen drohen auch Urlauber:innen lange Gefängnisstrafen – und in einigen Ländern sogar die Todesstrafe.
