Forschende des Royal Melbourne Institute of Technology in Australien haben eine Möglichkeit gefunden, Mund-Nasenschutze, Gummihandschuhe und Isolierkittel, die in der Coronapandemie besonders häufig verwendet werden, wieder zu nutzen. Der Doktorand Shannon Kilmartin-Lynch hat mit seinem Team herausgefunden, dass die großen Mengen des Pandemie-Mülls in der Baubranche die Eigenschaften von Beton verbessern können.
In mehreren Studien hat das Forschungsteam in unterschiedlichen Dosierungen gebrauchte Schutzkittel aus 55 Prozent Polypropylen und 45 Prozent aus Polyethylen zerschnitten und Beton beigemischt. Zuvor mussten die benutzten Kittel 96 Stunden luftdicht isoliert in Quarantäne bleiben. Sie wurden gewaschen, getrocknet und zerkleinert.
Das Team konnte feststellen, wie sich die Druckbeständigkeit um etwa 15 Prozent, die Elastizität um zwölf Prozent und die Beständigkeit gegen eine Belastung durch Biegen um 21 Prozent verbessern ließen im Vergleich zu herkömmlichem Beton. Durch einen Test mit Ultraschall wurde das Produkt auf Hohlräume und Risse untersucht. Durch den Zusatz der Abfallprodukte wird die Entstehung von Mikrorissen begrenzt. Bei der Zugabe von Nitrilhandschuhen oder Masken zum Beton konnte die Druckbeständigkeit um 22 und 17 Prozent verbessert werden. Der Ultraschalltest zeigte bei der Zugabe von Handschuhen und Masken keine verbesserte Elastizität.
Das Forschungsteam erhofft sich einen positiven Einfluss auf den Umgang mit Abfallprodukten der Pandemie zu haben. Fast 130 Milliarden Masken werden weltweit jeden Monat von Menschen zum Schutz vor dem Coronavirus verbraucht. Medizinisches Personal nutzt zusätzlich Einmalhandschuhe und Schutzkittel. Insgesamt werden so täglich ungefähr 54.000 Tonnen Plastikmüll produziert, allein um uns vor einer Infektion zu schützen.
Um der Herausforderung, die großen Mengen Abfall auch nach der Pandemie bewältigen zu können, forscht das Team um Kilmartin-Lynch an weiteren Produktkonstellationen für das Baumaterial.
(sp)