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Irischer Baron lässt sein Anwesen absichtlich verwildern

Für die Tiere und die Umwelt: Irischer Baron überlässt große Landflächen der Umwelt.
Für die Tiere und die Umwelt: Irischer Baron überlässt große Landflächen der Umwelt.Bild: iStockphoto / mkallstrom
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"Ich fühle mich der Umwelt hier verpflichtet" – Irischer Baron lässt sein Anwesen absichtlich verwildern

31.10.2021, 11:5001.11.2021, 07:19
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Er liebt die Death-Metal-Band Cannibal Corpse, ist Veganer und ein auch in anderen Dingen ungewöhnlicher irischer Adliger: Randal Plunkett, der 21. Baron von Dunsany, lässt seit Jahren sein Anwesen verwildern, um sich für die Umwelt einzusetzen. Im Namen eines umfangreichen Renaturierungsprojekts hat er fast die Hälfte seiner Ländereien rund um sein Schloss, etwa 300 Hektar, einfach der Natur überlassen. Baummarder und eine ungewöhnliche Sumpflandschaft danken es ihm.

Seit Generationen befinden sich das 25 Kilometer nordwestlich von Dublin gelegene Schloss und seine ausgedehnten Ländereien in Besitz von Plunketts Familie. Doch der 38-Jährige hat nun seine eigene Art von Revolution losgetreten. "Ich verwalte dieses Anwesen für diese Generation," sagt er, während sein schulterlanges Haar im Wind flattert und seine beiden Jack-Russell-Terrier Beavis und Butthead um ihn herumspringen. "Ich fühle mich der Umwelt hier verpflichtet".

Randal Plunkett auf seinem Anwesen nordwestlich von Dublin. Instagram/randal_plunkett

Sein radikales Verwilderungsprojekt startete Plunkett vor acht Jahren. Der überzeugte Veganer stellte die Viehhaltung ein und stoppte den Einsatz von Mähmaschinen, um der Natur ihren Lauf zu lassen. Inzwischen wurden wieder seltene Baummarder gesichtet, Otter und Rotwild, und der Himmel ist voller Bussarde, Rotmilane, Wander- und Turmfalken, Sperber und Schnepfen - zum ersten Mal seit 100 Jahren wurde auch ein Specht gesehen.

Hinter dem Schloss, das die Familie seit 900 Jahren bewohnt, verwandelte sich der gepflegte englische Rasen in einen Sumpf mit 23 verschiedenen Grasarten, in denen es von Insekten nur so wimmelt. Plunkett packt hier und da an – im vergangenen Jahr etwa wurden 2500 Bäume gepflanzt – doch meistens mischt er sich nicht ein: "Irgendwann begann ich zu verstehen, was die Natur macht", sagt er. Seitdem lässt er sie einfach machen.

Bodenzerstörung schreitet voran

Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) müsste über die nächsten zehn Jahre eine Region von der Größe Chinas renaturiert werden, um die Bodenzerstörung zu stoppen und den Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius zu halten. 

Am vergangenen Samstag marschierten Hunderte Umweltschützer mit einer von 100'000 Menschen unterzeichneten Petition zum Buckingham-Palast und forderten die britische Königsfamilie auf, ihre Ländereien zu renaturieren. So könnten sie als glaubwürdige Botschafter auf der Weltklimakonferenz COP26 auftreten, die vom 31. Oktober an im schottischen Glasgow stattfindet.

"Meiner Meinung nach müssen wir viel mehr tun”, sagt Plunkett, der bewusst eine Kunstlederjacke trägt. "Leider glaube ich, dass die Regierungen das nicht schaffen werden". Er selbst habe mit seinem Projekt angefangen, weil er "nicht länger warten wollte". "Ich versuche, eine Idee zu verbreiten, von der ich sicher weiß, dass sie helfen wird", sagt der 21. Baron von Dunsany.

"Es wurde sehr schwierig. Es wurde zum Krieg. Aber jetzt gewinnen wir ihn langsam, denn die Wahrheit ist: Dies ist nötig im Kampf gegen den Klimawandel."
Baron Randal Plunkett

Nach Angaben der Weltbank von 2018 sind rund 65 Prozent von Irlands Fläche Agrarland. Und die Viehhaltung ist nach UN-Angaben für etwa 14 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Renaturierungsprojekte fördern hingegen die biologische Vielfalt und entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff; gleichzeitig können sie Naturkatastrophen eindämmen.

Doch nicht überall stieß Plunketts Projekt auf Begeisterung. Manche Einheimischen hätten ihn anfangs für einen Idioten gehalten, erzählt er: "Sie dachten, dass ich perfektes Ackerland zerstöre, dass ich einfach dekadent sei". Da in seiner "Oase" die Rotwildjagd verboten ist, patrouilliert er zudem bei Tagesanbruch über sein Land, um Wilderer fernzuhalten. Auch das stieß auf Widerstand.

Plunkett kümmert sich persönlich um die Tiere auf seinem Grundstück. Unter anderem stellt er kleine Häuschen für Igel auf.Plunckett instagram/randal_plunkett

"Es gab Drohungen, Beschimpfungen, Vandalismus", berichtet der unbeugsame Aristokrat. "Es wurde sehr schwierig. Es wurde zum Krieg. Aber jetzt gewinnen wir ihn langsam, denn die Wahrheit ist: Dies ist nötig im Kampf gegen den Klimawandel." Der Erfolg gibt Plunkett recht: "Jedes Jahr kehrt mindestens eine Tierart zurück. Wir bringen die Wildnis zurück nach Irland - der 'Grünen Insel'".

(fs/afp)

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