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Farm-to-Fork-Strategie: EU will Lebensmittelproduktion nachhaltiger gestalten.

Weniger Pestizide und mehr Bio: EU plant weitreichenden Wandel in der Landwirtschaft.
Weniger Pestizide und mehr Bio: EU plant weitreichenden Wandel in der Landwirtschaft.Bild: iStockphoto / MJPS
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"Farm-to-Fork Strategie" der EU: Produktion von Lebensmitteln soll nachhaltiger werden

23.10.2021, 12:27
Mehr «Nachhaltigkeit»

Das EU-Parlament hat eine ökologischere Lebensmittelproduktion und eine damit verbundene nachhaltigere Landwirtschaft gefordert. Am Mittwoch stimmte das Parlament in Straßburg dafür, dass die EU-Kommission Vorschläge aus ihrer sogenannten "Farm-to-Fork-Strategie" ("Vom Hof zur Gabel") umsetzt. Die Abgeordneten betonten in ihrem Bericht, "dass europäische Verbraucher, Landwirte und Unternehmen ein Interesse an einem erfolgreichen Übergang zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem haben".

Mit der "Farm-to-Fork-Strategie" will die EU-Kommission einen tiefgreifenden Wandel hin zu mehr nachhaltiger Landwirtschaft und Umweltschutz herbeiführen.

"Dieser Leitfaden ist so ehrgeizig wie unabweisbar notwendig"
Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling

Laut den Vorschlägen der Brüsseler Behörde soll bis 2030 unter anderem die Nutzung von Pestiziden um die Hälfte reduziert und der Verkauf von für Nutztiere bestimmten Antibiotika um 50 Prozent verringert werden. Auch die Nutzung von Düngemitteln soll um 20 Prozent reduziert werden. Zudem sollen mindestens 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in der EU für Bio-Anbau genutzt werden.

Darüber hinaus forderte das Europäische Parlament die EU-Kommission auf, schrittweise die Käfighaltung abzuschaffen und dass Lebensmittelerzeugnisse aus Drittländern die EU-Standards erfüllen müssen. " Dieser Leitfaden ist so ehrgeizig wie unabweisbar notwendig", erklärte der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling am Mittwoch.

Mit der Strategie dürfe nicht "die Einfuhr von Erzeugnissen aus Drittländern mit größeren Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima gefördert werden", forderten die Abgeordneten zudem.

WWF zufrieden, Lobbyisten besorgt

Dies ist jedoch, was unter anderem die europäische Agrarlobby Copa-Cogeca und der Deutsche Bauernverband fürchten. Das Vorhaben der EU-Kommission werde "zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Produktion in Europa führen", bemängelte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion "werden in Drittländer verlagert, wo unter weit geringeren Standards gewirtschaftet wird als bei uns in Deutschland und Europa".

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte im Straßburger EU-Parlament, damit Bauern in der EU nicht gegenüber Erzeugern in Drittländer benachteiligt würden, solle alles daran gesetzt werden, "Partnerschaften zu etablieren, um uns in Richtung nachhaltiger Ernährungssysteme weltweit zu bewegen".

Die Naturschutzorganisation WWF begrüßte die Zustimmung der Europaabgeordneten zu nachhaltigerer Lebensmittelproduktion. Diese hätten "immensem Druck von der Agrarlobby und konservativen politischen Gruppen standgehalten, die die grünen Ziele der Farm-to-Fork-Strategie untergraben wollen."

Herausforderungen für die Ampel-Regierung

Bioland, größter Verband der deutschen Biobauern, wertete unterdessen die bisherigen Verhandlungsergebnisse der Grünen bei den Ampel-Gesprächen in Berlin als Rückschritt gegenüber den Landwirtschaftszielen der EU. "Wir haben eine Agenda auf europäischer Ebene - vom Hof auf den Tisch -, die ganz klare Zielvorstellungen beispielsweise im Bereich Pflanzenschutz und Ökolandbau hat", sagte Bioland-Präsident Jan Plagge der "Augsburger Allgemeinen" vom Mittwoch. "Mit diesen Vorfestlegungen werden die Vorgaben der EU von der neuen Regierung nicht erfüllt werden können", fügte er mit Blick auf das Sondierungspapier der Ampel-Parteien hinzu.

Im Mai 2020 hatte die EU-Kommission ihre "Farm-to-Fork-Strategie" präsentiert. Nun muss sie Gesetzesvorschläge vorlegen. Im November wird das EU-Parlament über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der 27 Mitgliedstaaten abstimmen, die bislang nicht die Ziele aus der Farm-to-Fork-Strategie enthält.

(fs/afp)

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