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Greenpeace-Analyse warnt vor deutschen Rekordzahlungen für Rohstoffe aus Russland

Illustration picture taken during a protest action of Greenpeace environmental activists, blocking an oil tanker carrying Russian oil in the Antwerp harbour in the early hours of Saturday 09 April 202 ...
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert Friedensabgaben als Alternative für einen Strafzoll auf GasBild: BELGA / Jasper Jacobs
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Greenpeace-Analyse warnt vor deutschen Rekordzahlungen für Rohstoffe aus Russland

19.04.2022, 12:50
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Als weltweit größter Abnehmer für Gas und zweitgrößter Abnehmer für Öl überweist Deutschland aufgrund der gestiegenen Preise Rekordsummen an Russland. Das geht aus einer neuen Analyse von Greenpeace hervor. Wie die Umweltschutzorganisation darin berechnet, drohen die Ausgaben Deutschlands für russisches Öl 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 11,4 Milliarden Euro auf 14,3 Milliarden Euro anzusteigen. Die Rechnungen für dem Import von Gas könnten sich in diesem Jahr von 8,8 auf 17,6 Milliarden Euro sogar verdoppeln.

Deutschland würde damit in diesem Jahr insgesamt 31,8 Milliarden Euro an Russland zahlen. Nach Angaben der Greenpeace-Studie entspräche das 57 Prozent des russischen Militärbudgets von 2020. "Ein sofortiger Stopp für Energieimporte würde die russischen Einnahmen erheblich reduzieren und den finanziellen Spielraum Putins empfindlich treffen", sagt Greenpeace-Volkswirt und Studienautor Mauricio Vargas.

"Wenn die Bundesregierung vor einem Gasembargo zurückscheut, muss sie umgehend alternative Sanktionsinstrumente wie eine Friedensabgabe auflegen, die den Geldfluss nach Russland eindämmen."
Mauricio Vargas

Friedensabgabe könnte Finanzflüsse verringern

Nach Angaben der dpa sind einhelligen Expertisen zufolge bei Kohle und Öl ein Importembargo sowie ein Strafzoll gut umsetzbar und würden die russischen Einnahmen wirksam mindern. Bei Gas hingegen ist es nur bedingt möglich, auf andere Anbieter auszuweichen. Das macht einen sofortigen Importstopp und einen klassischen Strafzoll schwieriger umsetzbar. Greenpeace hat als Alternative für einen Strafzoll auf Gas daher zwei Modelle für eine Friedensabgabe analysiert:

1. Ein staatlich verfügter Friedensabschlag auf den vertraglich festgeschriebenen Referenzpreis von Gas würde die Gewinnmarge Russlands verringern.
2. Eine Preisobergrenze, die sich beispielsweise an den Preisen vor dem Krieg orientiert. Im Zeitraum 2015 bis 2020 lagen die Gaspreise bei durchschnittlich 16 Euro pro Megawattstunde, statt der aktuell 100 Euro.

Beide Sanktionsmittel bieten der Studie nach Vorteile: Sie lassen sich schnell umsetzen und wirken zielgenauer als ein Gasembargo. Die Höhe der Friedensabgabe ist flexibel anpassbar, beispielsweise bei einem Truppenabzug. Zudem ließen sich mit den Einnahmen aus einer Friedensabgabe die Folgen des Krieges lindern, etwa als Wiederaufbaufonds für die Ukraine, oder zum Ausbau erneuerbarer Energien.

Energiegeld könnte hohe Kosten für Verbraucher abfangen

Als Energiegeld für Bürgerinnen und Bürger könnten die Einnahmen die hohen Kosten für Energie abfedern. "Das Gerede der Bundesregierung über mögliche Importstopps ohne handfeste Taten ist in hohem Maße kontraproduktiv. Es treibt die Gaspreise weiter in die Höhe und spült Rekorderlöse in Putins Kriegskasse. Dieser Kriegsfinanzierung muss ein Riegel vorgeschoben werden", sagt Vargas. "Gleichzeitig darf die Diskussion um ein Embargo jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns ganz grundsätzlich aus der fossilen Abhängigkeit lösen und den Ausbau von Erneuerbaren massiv beschleunigen müssen."

(mcm/dpa)

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