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Analyse

Extreme Wechsel beim Wetter: Warum die Temperatur schwankt

Beschreibung: Die deutschlandweiten Temperaturen in den letzten drei Monaten waren bis zu 40 Grad hoch.
Beschreibung: Die deutschlandweiten Temperaturen in den letzten drei Monaten waren bis zu 40 Grad hoch. bild: imago / mis
Analyse

"Jojo"-Effekt beim Wetter: Experte erklärt das Hin und Her bei den Sommer-Temperaturen

11.08.2022, 17:01
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Anstrengend für Mensch und Natur: In diesem Sommer wechseln die Temperaturen im Wochentakt zwischen 15 auf bis zu 40 Grad. Bei solchen Gradsprüngen mit bis zu 25 Grad Celsius Unterschied bekommen viele Menschen inzwischen oft Kopfschmerzen oder Hitzewallungen, Felder und Wiesen verdorren dagegen während ungewöhnlich langer Hitzeperioden, die bereits seit Wochen andauern und mancherorts Flüsse austrocknen lassen. Aber gehören lange Dürrephasen und dieses Temperatur-"Jojo" jetzt zur Normalität?

Hochdruck-Wetterlage besteht länger als sonst

Watson hat dazu mit dem Klimaforscher Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig gesprochen. Er erklärt die Großwetterlage mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl an sonnigen Tagen mit einer veränderten Windrichtung des Jetstream, einem Starkwind, der an der Grenze zwischen kalten und warmen Luftmassen entsteht:

"Das Hin und Her der Temperaturen ist bei einer Jetstream-Konstellation wie in diesem Sommer zu erwarten. Derzeit ist der Jetstream zum ersten Mal in diesem Sommer sehr abgeschwächt über uns, weswegen wir uns in einer wahrscheinlich recht lang andauernden gleichmäßigen Hochdruck-Wetterlage befinden."
Für diese Woche sagen Meteorologen wieder eine Hitzewelle und keinen nennenswerten Niederschlag voraus – das lässt viele Pflanzen vertrocknen.
Für diese Woche sagen Meteorologen wieder eine Hitzewelle und keinen nennenswerten Niederschlag voraus – das lässt viele Pflanzen vertrocknen.bild: IMAGo / jan eifert

Jetstream-Lage deutlich nördlicher als bisher

Jedoch würde besonders eine deutlich nördlichere Lage des Jetstreams dieses Jahr die Hochdruck-Wetterlage begünstigen, die bereits seit Mitte Juni zu Dürren in Südwesteuropa und großen Teilen Deutschlands führt. Die heiße Luft, die nach Deutschland strömt, komme derzeit dabei vor allem über Frankreich und sogar England, erklärt Haustein.

Genau diese geographische Veränderung des Starkwindfelds führe jetzt zu Hitzewellen und in Folge zu einer Verlagerung vom mediterranen Klima nach Nordeuropa, führt der Experte weiter aus:

"Erklärbar ist das mit der Ausdehnung der sogenannten Hadley-Zelle, das heißt das mediterrane Klima wandert etwas nach Norden. Damit steigt das Risiko für Hitzewellen ganz allgemein, beziehungsweise Wechselwetterlagen mit Heißluftvorstößen wie der gegenwärtigen im Speziellen."

Klimawandel verstärkt Eindruck von starken Temperaturschwankungen

Mit dieser Verschiebung der Windströmung nehmen also Hitzewellen generell in Deutschland zu. Die hohen Temperaturschwankungen entstehen aber vor allem dadurch, dass das Temperaturlevel – durch den Klimawandel – ungewöhnlich stark angestiegen sei, wie Haustein ausführt:

"Da insbesondere die Heißluftvorstöße klimawandelbedingt deutlich wärmer sind als früher, kommt einem der Wechsel umso drastischer vor. Jetzt vielleicht zwischen 20 und 37 Grad Celsius, früher zwischen 18 und 33 Grad."
Der Boden eines ausgetrockneten Fischteichs in Reckahn in Brandenburg ähnelt bereits vertrocknetem Wüstenboden.
Der Boden eines ausgetrockneten Fischteichs in Reckahn in Brandenburg ähnelt bereits vertrocknetem Wüstenboden. bild: imago / jochen eckel

In Deutschland müssen wir uns also öfter auf Hitzewellen gefasst machen, wie sie früher eher in Südeuropa vorgekommen sind. Womit das Risiko zur Austrocknung der Böden noch weiter ansteige, wie auch der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung aufzeigt. Was wie in einem Teufelskreis auch einen weiteren Effekt auf die Erderwärmung habe, denn: "Eine stärkere Austrocknung der Böden verstärkt wiederum 'einfache' zugrundeliegende Klimawandeleffekte."

Klimahilfen: Großbritannien soll bei Umweltausgaben betrogen haben

Das Jahr 2015 war ein historisches für den Klimaschutz: Auf der Pariser Klimakonferenz einigten sich die Vereinten Nationen verbindlich darauf, die Erderwärmung deutlich zu begrenzen. Alle Staaten sollten sich bemühen, den Temperaturanstieg unter 1,5 Grad Celsius zu halten, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen.

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