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Klima & Umwelt

Bericht zeigt: Naturschutz kann Pandemien verhindern

White mask hanging on the wire with plastic clip and sunlight, cleaning and reuse mask protection during CORONAVIRUS spread out and mask expensive
Das Ausbrechen weiterer Pandemien kann mithilfe von Naturschutz verhindert werden.Bild: iStockphoto / Pakkapol Kunanon
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Bericht zeigt: Naturschutz kann Pandemien verhindern

31.10.2020, 16:07
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Seit dem Frühjahr hält Corona die ganze Welt in Atem. In Zukunft könnte es allerdings noch gefährlichere Pandemien geben, warnt der Weltbiodiversitätsrät. Was wir dagegen tun können: unsere Umwelt schützen.

Am Donnerstag legten 22 Wissenschaftler des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) einen Bericht vor, der den Zusammenhang zwischen Naturschutz und Pandemien aufzeigt und einen klaren Handlungsappell formuliert: "Ohne vorbeugende Strategien wird es häufiger zu Pandemien kommen, sie werden sich schneller verbreiten, mehr Menschen töten und der Effekt auf die globale Wirtschaft wird verheerender sein als je zuvor." Das bedeutet: Die Menschen müssen ihr Verhalten fundamental verändern.

Wie alle Pandemien sei auch die aktuelle durch menschliche Aktivitäten angetrieben. Laut IPBES entstehen 70 Prozent der Krankheiten durch Kontakt zwischen Menschen und Wildtieren, sowohl Covid-19 als auch Ebola, AIDS und die Spanischen Grippe seien auf diese Weise entstanden. Geschätzt werde, dass derzeit noch 1,7 Millionen unentdeckte Viren in Säugetieren und Vögeln existierten – von denen bis zu 850.000 die Fähigkeit haben könnten, Menschen zu infizieren.

Keine unabwendbaren Naturkatastrophen

Es wird davon ausgegangen, dass der Corona-Erreger auf einem Wildtiermarkt in Wuhan in China auf den Menschen übergesprungen ist. Um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt, müssten die Menschen nach Überzeugung der Forscher einiges ändern: "Die gleichen menschlichen Aktivitäten, die den Klimawandel und den Verlust der Artenvielfalt vorantreiben, erhöhen auch das Risiko von Pandemien", warnt Peter Daszak, einer der beteiligten Wissenschaftler. Dazu gehöre die Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen sowie nicht nachhaltige Arten von Produktion, Handel und Konsum.

Die Erhaltung natürlicher Lebensräume ist für die Gesundheit von Menschen und Tieren unabdingbar, denn verlieren Wildtiere ihren natürlichen Lebensraum, weichen sie auf von Menschen besiedelten Flächen aus. Dadurch gelangen Mensch und Tier öfter in Kontakt und das Risiko der Übertragung von Krankheiten steigt, laut der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagt: "Die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Coronakrise und umgekehrt gilt: Gute Naturschutzpolitik, die vielfältige Ökosysteme schützt, ist eine wichtige Gesundheitsvorsorge gegen die Entstehung neuer Krankheiten."

Eigentlich sei die Botschaft des Berichts sehr positiv, betonte Daszak. Sie laute, dass die Menschen Pandemien verhindern könnten – es seien keine unabwendbaren Naturkatastrophen. Zurzeit konzentriere man sich notgedrungen darauf, die Corona-Pandemie durch Impfstoffe und Medikamente in den Griff zu bekommen. Viel besser wäre es jedoch, solchen Infektionskrankheiten künftig vorzubeugen.

Jetzt handeln!

Worauf es ankomme, sei eine ökologische Pandemievorsorge, sagen die Forscher. Sie schlagen etwa die Bildung eines internationalen Expertengremiums vor, das Regierungen künftig beraten soll. Risikofaktoren wie der Konsum von Fleisch müssten höher besteuert werden. Es gibt auch einen finanziellen Aspekt: Die Forscher schätzen, dass es die Weltgemeinschaft hundertmal weniger kostet, das Risiko für eine weitere Pandemie wie Corona zu reduzieren und ihr vorzubeugen als eine solche erneut bewältigen zu müssen.

Die Umweltschutzorganisation WWF sieht nun die Europäische Union in der Pflicht. "Die EU ist einer der größten Pro-Kopf-Importeure von landwirtschaftlichen Rohstoffen, sie muss unter anderem umgehend ein wirksames Gesetz vorlegen, das den Import von umweltzerstörerischen Produkten untersagt", forderte Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland. Entwicklungs- und Schwellenländer müssten technisch und finanziell besser unterstützt werden, um den illegalen und unregulierten Wildartenhandel zu stoppen und den legalen Handel damit besser zu kontrollieren.

"Eine intakte Natur ist ein Bollwerk gegen neue Krankheitserreger und Pandemien und muss endlich als entscheidender Schlüsselfaktor für unsere Gesundheit wahrgenommen werden", sagte Köhncke. "Mehr Biodiversitätsschutz und mehr Klimaschutz zahlen sich hundertfach aus."

(sb/dpa)

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