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Nur Greenwashing? Studie sieht mangelnde Transparenz bei vielen Klimaversprechen

Windkraftanlagen stehen auf einem Feld bei Bergheim. Die Ampelkoalition hat den Ausbau erneuerbarer Energien beschlossen. Danach sollen bis 2030 mindestens 11,5 Gigawatt aus Windenergie produziert wer ...
Regierungen wie Unternehmen haben ambitionierte Klimaziele: Ist das Greenwashing oder der Beginn eines wahren Wandels? (Symbolbild)Bild: Panama Pictures / Christoph Hardt
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Greenwashing oder wahrer Wandel? Studie sieht mangelnde Transparenz bei vielen Klimaversprechen

13.06.2022, 10:43
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Immer mehr Regierungen und Unternehmen versprechen Klimaneutralität – wie sie allerdings dorthin kommen wollen, ist laut Umweltschützenden häufig unklar. "Die Verwendung des Konzepts ist explosionsartig angestiegen", erklärte Frederic Hans, Experte für Klimapolitik bei der Organisation NewClimate Institute, am Montag. "Aber wenn man das Ziel festlegt, ohne die mit diesem Ziel verbundenen Emissionsreduktionen zu kommunizieren, kann man nicht für seine Handlungen verantwortlich gemacht werden", betonte er.

Hans ist Hauptautor einer neuen Analyse der Initiative Net Zero Tracker. Darin wurden die Ankündigungen von 4000 Institutionen, darunter Regierungen von Staaten, Regionen und Städten sowie Unternehmen, unter die Lupe genommen. Die Forscher bewerteten unter anderem, wie detailliert die Strategien ausformuliert sind.

Gruppenzwang beim Sparen von CO2 könnte zu Greenwashing oder grundlegendem Wandel beitragen

Die staatlichen Verpflichtungen zu einem Verzicht auf zusätzliche CO2-Emissionen decken mittlerweile Staaten mit rund 90 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ab – sechsmal mehr als noch vor drei Jahren. 235 Großstädte weltweit haben mittlerweile eigene Strategien zur Vermeidung weiterer Klimaschäden entwickelt. Und auch ein Drittel der größten börsennotierten Unternehmen weltweit hat sich zur CO2-Neutralität verpflichtet.

Es gebe einen starken "Gruppenzwang, schnell Verpflichtungen einzugehen", schreiben die Autoren des Berichts. Dies könne "entweder zu massenhaftem Greenwashing oder zu einem grundlegenden Wandel hin zur Dekarbonisierung" führen, erklärte Hans' Kollege Takeshi Kuramochi.

Forschende stellen Ernsthaftigkeit der selbsternannten Klimaziele in Frage

Auf staatlicher Seite sind zwei Drittel der nationalen Verpflichtungen inzwischen Gegenstand von Gesetzestexten oder in offiziellen Dokumenten verankert. 2020 war es nur ein Zehntel. Aber von den 702 untersuchten Unternehmen hat nur die Hälfte Zwischenziele – laut Forschenden ein "inakzeptabel niedriges" Niveau. Und nur ein gutes Drittel der Unternehmen bezieht neben den eigenen Emissionen auch die der Zulieferindustrie in ihre Kalkulation ein.

UN-Klimaexperten zufolge müssen die Emissionen vor 2025 ihren Höchststand erreichen und bis 2030 im Vergleich zu 2010 halbiert werden. Nur dann hat die Welt eine Chance, das ehrgeizigste Ziel des Pariser Abkommens einzuhalten, nämlich die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die meisten führenden Industriestaaten haben sich verpflichtet, bis 2050 CO2-neutral zu werden. China will dieses Ziel 2060, Indien 2070 erreichen.

(joe/afp)

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