Eine Woche nach Veröffentlichung des alarmierenden IPCC-Berichts warnt nun auch die Umweltstiftung WWF in dem am Mittwoch präsentierten Bericht "Feeling the Heat" vor einer großen Bedrohung für viele Pflanzen und Tiere durch die Erderwärmung: Wie die Umweltstiftung beschreibt, habe die Klimakrise bereits die Tier- und Pflanzenwelt auf allen Kontinenten verändert. Diese Entwicklungen zeigten sich schon jetzt, obwohl die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde seit der industriellen Revolution erst um etwa ein Grad gestiegen ist.
In einem speziellen Abschnitt verdeutlicht der WWF basierend auf dem neuesten Bericht des Weltklimarates IPCC die Auswirkungen von 1,5 und 2 Grad Erderwärmung: Bei 1,5 Grad Erwärmung werden demnach 8 Prozent der Pflanzen mehr als die Hälfte ihres Verbreitungsgebiets verlieren, bei 2 Grad Erwärmung seien es 16 Prozent. Bei Wirbeltieren seien es entsprechend 4 und 8 Prozent.
"Die Klimakrise ist kein Phänomen einer fernen Zukunft. Sie ist in unserer Gegenwart angekommen – und auch vor unserer Haustür", sagte Christoph Heinrich, Mitglied der WWF-Geschäftsleitung im Bereich Naturschutz gegenüber der dpa. Klimabedingte Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Flutkatastrophen träfen auf eine Pflanzen- und Tierwelt, die jetzt schon große Schwierigkeiten habe, sich an die steigenden Temperaturen anzupassen. "Je heißer es wird, desto größer wird der Druck."
In dem Bericht werden die Auswirkungen der Klimakrise auf 13 ausgewählte Tier- und Pflanzenarten betrachtet. Dazu gehören auch in Deutschland beheimatete Arten wie der Kuckuck, die Hummel und der Strandflieder. Der Strandflieder, der bislang noch als ungefährdet gilt, sei dabei vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht.
Der Temperaturanstieg verfrühe auch die Brutzeiten vieler Vogelarten, was beispielsweise dem Kuckuck mit seiner speziellen Brutweise zum Verhängnis wird: Er legt im Winter rund 7000 Kilometer von seinem Winterquartier zurück. Da durch steigende Temperaturen seine Wirtsvögel schneller aus ihrem Winterquartier zurückkommen, fangen sie auch mit der Brut früher an. Der Kuckuck finde bei seinem Eintreffen als relativer Spätankömmling kein Nest, in das er sein Ei legen könne und müsse auf die Zweitbrut warten, die in der Regel Mitte Mai beginne. So wird der Vogel laut WWF seltener.
Auch Hummeln sind laut WWF anfällig für Überhitzung: In wärmeren Ländern wie Mexiko und Spanien sind Hummeln schon jetzt stark betroffen, aber auch in relativ kühlen Regionen, wie jenen in Deutschland, seien Hummeln seltener geworden. Hummeln im Alpenraum weichen weiter nach oben, in höhere Gefilde aus, wo es aber auch weniger Lebensraum für die Tiere gebe. Zudem seien sie von vielen weiteren Faktoren wie intensiver Landwirtschaft bedroht.
(mcm / dpa-afxp)