Ab 2035 sollen in Europa keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Dafür stimmte das EU-Parlament am Mittwoch. Grund dafür sind die klimaschädlichen Treibhausgase, die beim Fahren von benzin- oder dieselbetriebenen Fahrzeugen ausgestoßen werden. Stattdessen soll die private Nutzung von PKWs im kommenden Jahrzehnt auf Elektromobilität umgestellt werden.
Bevor das Ende des Verbrennungsmotors jedoch beschlossene Sache ist, müssen noch die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten dafür stimmen. Ende Juni wollen die jeweiligen Regierungen den Zeitpunkt für ein Verkaufsverbot von Autos mit Benzin- und Dieselantrieb festlegen. Die deutsche Bundesregierung unterstützt dabei den Vorschlag des Europaparlaments.
Doch wie sieht das Stimmungsbild bei Autobauern aus? Watson hat bei den größten deutschen Autobauern Audi, BMW, Mercedes-Benz, Opel und Volkswagen nachgefragt, was sie vom Vorstoß des EU-Parlaments halten und ob eine komplette Umstellung auf Elektro-Fahrzeuge bis 2035 realistisch ist.
"Im Prinzip begrüßen wir die Entscheidung. Bis 2030 sind wir bereit, überall dort vollelektrisch zu werden, wo es die Marktbedingungen zulassen", sagt Eckart von Klaeden, Leiter der External Affairs bei Mercedes-Benz gegenüber watson. Der Automobilkonzern aus Stuttgart biete bereits heute sieben vollelektrische Modelle, im Laufe des Jahres 2022 sollen noch zwei weitere, ein SUV und eine Variante der T-Klasse hinzukommen.
Es brauche jedoch noch mehr Einsatz vonseiten der Politik, um die E-Mobilität zu ermöglichen, findet Mercedes-Benz:
Zudem betont der Mercedes-Benz-Sprecher, dass der Autobauer "in allen Segmenten, in denen die Marke vertreten ist", batterieelektrische Fahrzeuge anbiete. Das Unternehmen kündigt an, dass ab 2025 alle neuen Fahrzeugarchitekturen rein elektrisch sein werden.
Auf die watson-Anfrage sagt Ralf Brandstätter, der CEO der Marke Volkswagen: "Die aktuelle Abstimmung, aber vor allem die Wahl der Kundinnen und Kunden in Europa zeigt: Die Wende zur Elektromobilität ist unumkehrbar." Und weiter:
Die gesamte Flotte des Konzerns solle elektrifiziert werden. "Damit wird die Marke Volkswagen für die europäischen Märkte im Zeitraum 2033 bis 2035 die letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor produzieren. Jedes Jahr bringen wir dafür mindestens ein neues E-Modell heraus", heißt es vom Sprecher des Unternehmens. Bis 2050 habe sich VW außerdem vorgenommen, klimaneutral zu werden.
Das Unternehmen betont jedoch, dass es auch noch weiterer Unterstützung aus der Politik bedürfe, um den Weg für die Elektroautos zu bereiten:
Der Autobauer Audi mit Sitz im bayerischen Ingolstadt antwortet auf watson-Nachfrage: "Wir begrüßen die weltweiten und somit auch die Anstrengungen der EU zum Klimaschutz. Schon letztes Jahr haben wir im Rahmen unserer Strategie 'Vorsprung 2030' entschieden, dass wir den letzten weltweit angebotenen Verbrenner 2033 ausliefern."
Ein Sprecher von Audi betont, dass das Unternehmen also bereits zwei Jahre vor dem vom EU-Parlament befürworteten Verkaufsverbot keine Verbrenner mehr produzieren wird. Weiter heißt es von Audi:
Der Fokus liege auf der Elektromobilität. Auch global soll innerhalb der nächsten elf Jahre das Portfolio des Autobauers komplett aus E-Fahrzeugen bestehen. Bis dahin gebe es jedoch noch viel vorzubereiten: "Wichtig für die kommenden Jahre ist jetzt, ein schnellerer Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine beschleunigte Energiewende."
BMW verwies auf ein Statement der Automobilhersteller-Vereinigung "Acea" vom Donnerstag. Darin heißt es vom BMW-CEO Oliver Zipse unter anderem: "Die Automobilindustrie wird zu einem CO2-neutralen Europa im Jahr 2050 beitragen. Unsere Industrie befindet sich in einer Situation, in der auf E-Fahrzeuge gedrängt wird und stetig werden neue Modelle auf den Markt gebracht."
Die Nachfrage der Kunden gehe in Richtung der nachhaltigen Mobilität, so Zipse weiter. Er gibt in seinem Statement jedoch auch zu bedenken:
Es müsse zunächst geprüft werden, ob die Ladesäulen-Infrastruktur und die Verfügbarkeit der Rohstoffe für die Batterieproduktion mit der hohen Nachfrage nach E-Autos mithalten kann.
Opel gehört zum Multi-Markenkonzern Stellantis, der auch die Marken Fiat, Lancia, Citroën und Peugeot unter einem Dach vereint. Stellantis und somit auch die Marke Opel seien auf die E-Mobilität vorbereitet, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber watson erklärt: "Wir haben unseren Strategieplan 'Dare Forward 2030' vor einigen Monaten vorgestellt. Im Rahmen dieses Plans wird festgelegt, dass wir als Gesamtkonzern bis 2038 die Netto-CO2-Emissionen auf Null bringen wollen."
Bis 2030 wolle Stellantis die CO2-Emissionen halbieren, wie der Unternehmenssprecher erklärt: "In diesem Zusammenhang ist unsere Elektro-Offensive wichtig. Wir bringen 75 rein elektrische Fahrzeugmodelle auf den Markt. In Europa werden wir bereits 2030 komplett elektrisch unterwegs sein." Die Marke Opel sei noch früher dran: Bereits bis 2028 soll es nur noch E-Fahrzeuge geben. Der Konzern kündigt außerdem an, bis 2025 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software-Entwicklung zu investieren.
Doch auch bei Stellantis wird von der Politik mehr Unterstützung für die E-Mobilität erwartet: