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"Klimaticket" für ÖPNV und Bahn: Warum schafft es Deutschland nicht?

A young tourist girl with backpack waits for train on railway station
Mit dem "Klimaticket" können Österreicherinnen und Österreicher alle öffentlichen Verkehrsmittel für drei Euro am Tag ein ganzes Jahr lang nutzen. Warum klappt das in Deutschland nicht? (Symbolbild)Bild: iStockphoto / frantic00
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"Klimaticket": Warum schafft Deutschland nicht, was in Österreich gelingt?

14.10.2021, 07:41
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In Österreich ist gelungen, wovon wir in Deutschland bislang nur träumen können: die Einführung des sogenannten "Klimatickets" – einem der wichtigsten Wahlversprechen der Regierung. Zum österreichischen Nationalfeiertag am 26. Oktober wird ein landesweites ÖPNV- und Bahnticket eingeführt. Für jährlich 1.095 Euro, durchgesetzt von der grünen Umweltministerin Leonore Gewessler.

Was erst einmal nach einer Menge Geld klingt, ist in Wahrheit – vor allem im Vergleich zu gleichwertigen Angeboten wie der deutschen Bahn-Card 100 für mindestens 4.027 Euro im Jahr – ein wahres Schnäppchen. Drei Euro am Tag für einen Freifahrtschein durch ganz Österreich, einschließlich Bus und Bahn! Ein Träumchen.

In Wien fährt man Bahn statt Auto

Dass das Angebot auf rege Nachfrage stößt, zeigen auch die Vorverkaufszahlen: Mehr als 25.000 Österreicherinnen und Österreicher haben sich bereits ein "Klimaticket" gesichert, in den ersten Tagen war sogar der Server überlastet. Und auch sonst ist uns das Land in puncto ÖPNV weit voraus. Schon seit 2012 gibt es in Wien ein Nahverkehr-Jahresabo für 365 Euro. Und das funktioniert: In Wien fährt man Bahn statt Auto, zumindest immer häufiger. 2020 hatten laut Statista mehr als 818.000 Menschen ein Jahresticket für den ÖPNV, das ist knapp die Hälfte der Wiener Bevölkerung. Und die Zahl ist deutlich höher als die der zugelassenen Pkw.

Währenddessen in Deutschland: Leipzig wird doch keine ÖPNV-Modellregion. Das war's also erstmal mit der Einführung des 365-Euro-Jahrestickets. Da ist es wenig tröstlich, dass das Bundesverkehrsministerium bundesweit zwölf "Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV" herausgepickt hat und in den nächsten drei Jahren mit rund 30 Millionen Euro fördert. Ein Anfang, vielleicht. Mehr aber auch nicht.

"Warum nur ist das mit der Bahn-Flatrate in Deutschland so viel schwieriger als in Österreich?"

Auch in Heidelberg, wo die Stadtverwaltung ab 2023 einen kostenlosen Nahverkehr anstrebt, hat sich bislang wenig getan. Die kostenfreie Nutzung des ÖPNV am Wochenende, die der Gemeinderat mit dem Klimaschutzaktionsplan eigentlich schon im November 2019 beschlossen hatte, wurde bis heute nicht umgesetzt. Die Stadtverwaltung hat das mit der Corona-Pandemie begründet. Und auch in Berlin, wo Bürgermeister Michael Müller (SPD) seit einigen Jahren schon mit dem Wiener Modell liebäugelt, gibt es bislang keine nennenswerten Neuigkeiten in Sachen 365-Euro-Ticket.

Gut ausgebauter ÖPVN schützt das Klima

Warum nur ist das mit der "Bahn-Flatrate" in Deutschland so viel schwieriger als in Österreich? Dass ein gut ausgebauter ÖPNV einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor darstellt, ist schließlich nichts Neues. Und wie sollen Autofahrer bitte davon überzeugt werden, ihr Auto zu Hause stehenzulassen, wenn die Bahn nicht nur unpünktlich, sondern auch noch teuer ist? Da bleibt nur die Hoffnung auf ein gleichwertiges Prestigeprojekt der deutschen Regierung.

Der April macht, was er will: Auf Sommerwetter folgen jetzt Regen und Gewitter

In der vergangenen Woche zeigte sich der April einmal mehr von seiner wechselhaften Seite. Nach einem sommerlichen Wochenstart und Temperaturen, die an der 30-Grad-Marke kratzten, folgten kühlere Tage und ein Temperatursturz um knapp zehn Grad – bevor das Wochenende erneut mit Biergarten-Wetter und Temperaturen über 20 Grad ins Freie lockte.

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