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Milch: Hafer- top, Mandel- und Kuhmilch flop: Warum manche Milch ein Klimakiller ist

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Hafer kann regional angebaut werden, die daraus gewonnene Milch punktet deshalb bei der Ökobilanz besonders.Bild: iStockphoto / DimaSobko
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Nachhaltig und gesund: Warum Hafermilch besser als Kuhmilch ist

28.09.2020, 13:4228.09.2020, 15:38
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Im Kaffee, im Müsli oder im Kakao: ohne Milch geht's kaum. Doch auch wenn Milch ein absolutes Grundnahrungsmittel ist – besonders klimafreundlich ist sie nicht. Immerhin wird eine Menge Land für die Kühe benötigt, die wiederum eine Menge Futter verputzen und beim Verdauen auch noch eine Menge ozonschädliches Methangas ausrülpsen und -pupsen. Rund 280 Gramm Methan setzt ein einziger Wiederkäuer am Tag frei.

Rechnet man das hoch, wird für einen Liter Kuhmilch etwa 2,4 Kilo Kohlendioxid ausgestoßen – das ist etwa so viel, wie wenn man einen Liter Benzin verbrennt. Eine Studie der Oxford University kommt zusätzlich zu dem Ergebnis, dass wir weltweit nur ein Viertel unserer landwirtschaftlich genutzten Flächen benötigen würden, wenn wir auf Fleisch und Milchprodukte verzichten würden.

Dabei ist es eigentlich nicht schwer, auf Milch aus dem Kuheuter zu verzichten. Die Supermarktregale sind inzwischen gefüllt mit pflanzlichen Alternativen. Aber ist deren Klimabilanz tatsächlich besser – und sind sie dabei noch gesünder?

Sojamilch

Sojamilch ist die wohl verbreitetste Milchalternative. In Biomärkten, Drogerien und Supermärkten gehört sie seit Jahren zur Standardausstattung und punktet mit gesunder Folsäure und pflanzlichen Proteinen. Allerdings ist der Anbau von Soja nicht unproblematisch. Etwa die Hälfte des weltweit produzierten Sojas wird in Südamerika angebaut, wofür Regenwald in gigantischem Ausmaß abgeholzt wird. Dieses Soja wird allerdings vor allem als Tierfutter verwendet – Stichwort Kuhmilch. Soja, das direkt zu Milch wird, wird laut Albert-Schweitzer-Stiftung hingegen häufig in Europa angebaut. Es empfiehlt sich also ein kritischer Blick auf die Verpackung.

Im Vergleich zur Kuhmilch hat Sojamilch eine deutlich bessere Ökobilanz, schließlich landet auch eine Menge Soja in der Kuh, bevor sie Milch gibt: Einer Studie aus Schweden zufolge erfordert die Produktion 60 Prozent weniger Land und verursacht nur ein Viertel der Treibhausgase. Im Ökotest konnte allerdings nicht jede Sojamilch überzeugen. Hier fand ein Labor Hinweise auf gentechnische veränderte Soja-DNA, und in manchen Drinks wurden problematische Mengen Nickel nachgewiesen. Beim Kauf sollte deshalb auf das Bio-Siegel geachtet werden.

Mandelmilch

Gesund ist sie, die Milch aus Mandeln – sie enthält Vital- und Nährstoffe, ungesättigte Fettsäuren und Vitamine wie Magnesium, Kalzium und Eisen. Da sie weder Laktose noch Gluten enthält, ist sie gut verträglich und als fettärmere Variante zur Kuhmilch auch für diejenigen geeignet, die Kalorien zählen.

Es gibt allerdings ein großes Aber: Gut für die Umwelt ist Mandelmilch nicht. Schließlich werden Mandeln in wärmeren Gefilden angebaut – 80 Prozent stammen aus Kalifornien – und haben somit einen weiten Weg hinter sich. Zudem braucht der Anbau von Mandeln viel Wasser. Forschern der Universität von Kalifornien zufolge braucht die Produktion von einem Liter Mandelmilch 17 Mal mehr Wasser als die Produktion eines Liters Kuhmilch. "Geo" rechnet vor, dass 10.000 Liter Wasser für die Produktion von einem einzelnen Kilo Mandeln benötigt werden. Großes Problem ist zudem, dass Mandeln häufig in Monokulturen angebaut werden. Dort werden jährlich Millionen Bienen ausgesetzt, die die pestizidbelasteten Blüten bestäuben sollen. "Geo" zufolge kommt es dabei immer wieder zum mysteriösem Massensterben hunderttausender Bienenvölker.

Hafermilch

Hafermilch hat eine Menge Argumente auf der Plusseite: Die Getreidemilch enthält keine Laktose, kein Soja, ist fast überall erhältlich und punktet vor allem in Sachen Ökobilanz. Denn das Getreide wird oft regional und in Bioqualität angebaut, in der Regel braucht es dazu keine Herbizide. Einer Studie des Schwedischen Instituts für Lebensmittel und Biotechnologie im Auftrag des schwedischen Hafermilchproduzenten Oatley zufolge verursacht Hafermilch 70 Prozent weniger Treibhausgase als Kuhmilch, braucht 79 Prozent weniger Land und verbraucht bei der Herstellung nur 40 Prozent der Energie.

Auch von Ökotest gab's in den meisten Fällen ein "sehr gut". Kritikpunkt ist allerdings, dass die Hafermilch bislang ausschließlich in Kartons verkauft wird und so relativ viel Müll verursacht.

Reismilch

Reismilch hat viele Kalorien und wenige Nährstoffe – keine optimale Kombination. Allergiker kommt zwar das nicht vorhandene Gluten, Laktose und Milcheiweiß zugute, in Sachen Ökobilanz schneidet die Reismilch aber auch nicht sonderlich gut ab. Das Problem: Beim Reisanbau wird extrem viel Wasser benötigt. Bei feuchtem Anbau kommt es zudem zu einem Fäulnisprozess, wobei Methan freigesetzt wird – das wesentlich schädlicher als CO2 ist. Laut Schätzungen des Weltklimarats (IPCC) ist Reisanbau sogar einer der Hauptgründe für steigende Methan-Emissionen.

Die Exoten

Schonmal Milch aus Erbsen, Süßlupinen oder Haselnüssen getrunken? Klingt erstmal seltsam, aber auch aus diesen Hülsenfrüchten und Nüssen kann ein pflanzlicher Milchersatz gewonnen werden. Und auch aus Hanf wird Milch hergestellt – allerdings wird die aus Hanfsamen produziert und nicht aus den Blüten oder Blättern. Einen Rausch gibt es mit der Milch also nicht. Ebenfalls bereits in Einzelfällen erhältlich: Milch aus Cashewkernen oder Kokosnüssen. Da dabei allerdings lange Transportwege Voraussetzung sind, haben sie sicherlich keine besonders positive Klimabilanz.

Fazit

Pflanzlich bedeutet nicht automatisch nachhaltig und nachhaltig bedeutet nicht automatisch gesund. Auch unter den pflanzlichen Milchalternativen – die das Wort Milch übrigens offiziell gar nicht im Namen tragen dürfen – gibt es Umweltsünder und Kalorienbomben. Hafer- und Sojamilch haben aber im Vergleich zur Kuhmilch eine sehr viel bessere Ökobilanz und sind inzwischen praktisch überall zu bekommen. Es lohnt sich allerdings auch hier, auf das Kleingedruckte zu schauen und auf regionalen Anbau und möglichst wenig künstliche Zusatzstoffe zu achten.

(ftk)

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