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Ballon D'Or: Darum musste sich Lewandowski am Ende Messi geschlagen geben

Handout photo of Robert Lewandowski receiving the Striker of the Year award at the ceremony for Ballon d'Or 2021 held in Theatre du Chatelet, Paris, France, November 29, 2021. Photo by LEquipe vi ...
Robert Lewandowski wurde am Montagabend als Torjäger des Jahres ausgezeichnet. Bild: abaca / ABACA
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"Im Olymp der Größten des Weltfußballs": Warum Lewandowski dennoch nicht den Ballon D'Or gewann

30.11.2021, 16:26
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Am Ende waren sich am Montagabend alle einig. Und das lag nicht daran, dass sie der Meinung waren, dass Lionel Messi verdient seinen siebten Ballon D'Or für seine Leistungen im Jahr 2021 gewonnen hat. Denn laut der Meinung zahlreicher Experten hätte viel mehr Bayern-Stürmer Robert Lewandowski die prestigeträchtige Auszeichnung verdient gehabt – zumindest rückwirkend für 2020 als die Wahl aufgrund von Corona-Ausfiel.

"Jeder weiß, dass du letztes Jahr der Gewinner warst. Ich finde, France Football sollte dir den Preis für 2020 noch geben. Du hast ihn verdient und solltest ihn auch zuhause haben", sagte auch Lionel Messi in seiner Dankesrede.

Dass es in diesem Jahr dann aber doch Messi wurde und nicht Lewandowski, der in den vergangenen zwei Jahren einen Torrekord nach dem anderen brach, liegt am Modus, nach dem der Ballon D'Or gewählt wird. Es geht eben nicht nur um die Einzelleistungen und Erfolge mit seiner Mannschaft. Es geht auch um die weltweite Marke. Und da kann der Pole mit Messi und auch nicht mit Cristiano Ronaldo, der nun auf Rang 6 landete, mithalten. Das zeigt die Wahl in diesem Jahr ganz deutlich.

Handout photo of Lionel Messi poses with the trophy of the Men 2021 Ballon d'Or during a ceremony held in Theatre du Chatelet, Paris, France, November 29, 2021. Photo by l’Equipe via ABACAPRESS.C ...
Leo Messi mit seinem siebten Ballon D'Or.Bild: abaca / ABACA

Lewandowski erzielte 2021 unfassbare 64 Tore

Denn ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass Lewandowski die Auszeichnung mehr als verdient gehabt hätte. Der 32-Jährige traf 64-mal, knackte mit 41 Toren den historischen Bundesliga-Rekord von Gerd Müller, wurde Deutscher Meister, Fifa Klub-Weltmeister und gewann den DFL-Supercup. Sein argentinischer Konkurrent erzielte "nur" 41 Treffer, gewann mit dem FC Barcelona den spanischen Pokal und holte zudem mit Argentinien die Copa America.

Und besonders der Gewinn der Südamerika-Meisterschaft dürfte den Ausschlag für Messi gegeben haben. War es doch der erste internationale Erfolg für den 34-Jährigen und zeitgleich Argentiniens erster großer Titel seit 1993.

Denn im Verein ist Messi seit einigen Jahren nicht mehr der Unterschiedsspieler und sorgt für die großen Titel des FC Barcelona. Zudem kämpft er seit seinem Wechsel zu Paris Saint-Germain im Sommer mit seiner Form und konnte bisher lediglich einen Treffer erzielen.

Der frühere Bundesliga-Stürmer Jan-Aage Fjörtoft machte sich bei Twitter über die Wahl auf eine spezielle Art lustig. Der Norweger schrieb mit Blick auf die Saison 2026/27: "Lewandowski schießt 63 Tore, hat den besten Impfstoff gegen COVID entwickelt, gewinnt die Champions League, wird nach Johannes Paul der zweite Papst aus Polen, mit Polen sensationell Weltmeister - den Ballon d'Or gewinnt Messi."

Ballon D'Or wird seit 1953 vergeben

Doch nun entscheiden eben nicht ehemalige Spieler, sondern Sportjournalisten aus der ganzen Welt. Die Redaktion der Fußballfachzeitschrift "France Football" erstellt seit 1956 jährlich eine Liste von 30 Spielern, die anschließend an die Journalisten geschickt wird. Die Jury-Mitglieder können dann an fünf Spieler 6, 4, 3, 2 und 1 Punkte vergeben.

Das unterscheidet die Auszeichnung grundlegend von der Wahl zum FIFA-Weltfußballer des Jahres. Dort wählen die Trainer und Kapitäne aller Nationalmannschaften, ein Sportjournalist aus einem Land, dessen Nationalteam die Fifa anerkennt und Fans auf der Webseite der Fifa registriert sind, aus einer Vorauswahl von elf Spielern aus.

In den vergangenen 15 Jahren wurde der Fifa-Weltfußballer auch immer mit dem Ballon D'Or ausgezeichnet. Lewandowski ist der erste Spieler seit 2004, der nicht beide Auszeichnungen erhält.

"Messi nicht einmal einer der besten zwei Spieler bei PSG"

Das ist für den ägyptischen Sportjournalisten Hossam Mostafa vom Portal btolat.com besonders unverständlich. "Ich denke, Messi hat die Trophäe in diesem Jahr nicht verdient. Es sollte Lewa, Lewa und noch einmal Lewa sein. Für mich ist es nicht fair, weil der Gewinn der Copa America nicht genug ist", sagte er gegenüber watson.

Zudem hat er eine ganz eigene Idee, die jahrelang Dominanz von Leo Messi und Cristiano Ronaldo durchbrochen werden könnte. "Ich denke, France Football sollte jährlich wechseln, wer den besten Spieler des Jahres wählt. Dann wäre es fair."

Der britische Moderator Piers Morgan war mit der Wahl ebenfalls unzufrieden, denn laut ihm sei "Messi nicht einmal einer der besten zwei Spieler bei PSG und schon gar nicht der beste der Welt." Und spielte damit auf seine Teamkollegen Kylian Mbappe und Neymar an.

Für den griechischen Sportjournalisten Dimitris Samolis von gazzetta.gr ist Messi zwar mit Abstand der beste Spieler der Welt, dennoch hätte dieses Jahr Lewandowski die Auszeichnung verdient. "Es ist wirklich schade, dass Robert nicht gewonnen hat, denn er hat bei Bayern sensationell gespielt." Doch der Grieche ist sich unsicher, ob der Bayern-Star die Auszeichnung überhaupt jemals gewinnen wird, "aber er ist auf alle Fälle der Gewinner der Herzen."

Wie sich die Jury-Mitglieder aber konkret entschieden haben, wird nach und nach bekannt werden. Die ägyptische Journalistin Enas Mazhar wird beispielsweise warten, bis France Football ihre Stimmen veröffentlicht. Gleichzeitig hat ihr australischer Kollege, Daniel Garb, bereits offen kommuniziert, dass er für Robert Lewandowski auf dem ersten Platz gestimmt hat. Er sieht Messi nur auf dem zweiten Rang. Insgesamt haben 170 Journalisten abgestimmt. Klar ist, dass Messi mit 618 Punkten vor dem Münchner (580) landete.

"Im Olymp der Größten des Weltfußballs"

Mit dem Titel "Bester Torjäger des Jahres" erhielt der Pole immerhin noch einen Preis für seine unfassbare Torquote im bisherigen Jahr.

Doch auch ohne die individuelle Auszeichnung sei "Lewy im Olymp der Größten des Weltfußballs längst angekommen", betonte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn. "Ich bin gespannt, welche Rekorde er mit unserem Klub in der Zukunft noch aufstellen wird. Er wird auch im nächsten Jahr wieder ein Kandidat sein."

Doch auch dann braucht es zumindest einen Champions-League-Sieg, um die Vorherrschaft von Messi und Ronaldo, die elf der vergangenen 12 Ballon D'Or gewannen, abzulösen.

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