Am Samstag hallte etwas aus dem Spiel gegen Saudi-Arabien (2:1) nach: die Pfiffe.
Die DFB-Auswahl hatte ihren letzten WM-Test gegen Saudi-Arabien 2:1 gewonnen, aber nach 30 Minuten doch irgendwie das Fußballspielen vergessen. Und so blieben die Pfiffe bei der Einwechslung von Ilkay Gündogan in Erinnerung und der barsche Ton von Teammanager Oliver Bierhoff, der zur Kritik am schweigenden Mesut Özil erklärte:
Und Auswahltrainer Joachim Löw erklärte mit Blick auf Gündogan: „Pfiffe helfen niemandem.“
Özil, Gündogan, das Schweigen und die Pfiffe – ein Drama in 5 Akten.
Mesut Özil und Ilkay Gündogan, zwei Nationalspieler mit türkischem Migrationshintergrund, posieren Mitte Mai mit dem türkischen Präsidenten Recepp Tayyip Erdogan.
Das Bild geht durch die sozialen Medien.
Das Foto mit Erdogan erregt Unmut. Löws Tadel ist verhalten.
Er sagt:
DFB-Präsident Reinhard Grindel, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter, erklärt:
Gündogan entschuldigt sich zunächst mit einer doppelten Staatsbürgerschaft. Er hat aber nur einen deutschen Pass.
Am Samstag lieferte er per Twitter eine Erklärung nach – auf Englisch: Er sei stolz "für dieses Land zu spielen".
Özil schweigt. Aber er redet grundsätzlich nicht gern.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) versucht die Affäre zu glätten. Am Rande des DFB-Pokalendspiels treffen Özil und Gündogan Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Steinmeier erklärt hinterher:
Rund um die Nationalmannschaft mehren sich seit längerem die Event-Fans. Sie bezahlen viel Geld, um ein Spiel des Weltmeisters zu sehen. Und werden leicht ungeduldig, wenn es nicht läuft, wie daheim an der Playstation.
Am Freitag eskaliert die Situation rund um das Spiel gegen Saudi-Arabien. Mesut Özil fehlt verletzt. Als Ilkay Gündogan in der zweiten Halbzeit eingewechselt wird, pfeift das Publikum.
Bundestrainer Joachim Löw zeigt kein Verständnis.
Und:
Schon zuvor hatte Teammanager Oliver Bierhoff wirsch auf Mesut Özils beharrliches Schweigen reagiert. "Ihr bringt es doch jeden Tag wieder, weil ihr keine Themen habt", sagte Bierhoff. Und:
Der DFB müht sich auf dem Platz. Und er fürchtet um die Stimmung im Team.
DFB-Präsident Reinhard Grindel mahnt am Abend in der ARD am Rande der Auslosung zum DFB-Pokal ein Ende der Debatte an.
Typisch, DFB. Nur keine unliebsamen Debatten bitte.
Am Samstag erscheint die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Mesut Özil auf dem Cover seines "Magazins".
Mutiges Zeichen? Denkste!
Das Magazin hat den Spieler von Arsenal London in dessen Heim in der englischen Metropole besucht. Özil posiert, mal mit Hund, mal mit Brilli. Und er ist konsequent. Der Schweigsame sagt wenig und erklärt: "Ich habe ein Auge fürs Design."
Das Shooting fand vor dem Treffen Özils mit Erdogan statt. Peinlich ist nur, dass das Magazin sich halb entschuldigt. Den Leser erwarte hier eine "Geschichte im Plusquamperfekt". Nichts also, mit der unbequemen Gegenwart.
Dazu druckt das Blatt die doppelseitige Anzeige eines Schmuckherstellers mit Özil.
Rund um die Nationalelf ist die Stimmung ohnehin umgeschlagen.
Doch schleichend wurde aus "Schwarz.Rot.Geil", "Schwarz.Rot.Deutsch."
Die Stimmung ist nicht nur in der Politik nach rechts umgeschlagen.
Willkommen ist nur, wer auch was leistet. Kein gutes Spiel, keine Akzeptanz, so ist das mit der funktionalen Integration.
Und was bleibt? Skandalös ist nicht, dass Özil und Gündogan mit dem Staatschef aus der Heimat ihrer Eltern posieren. "Heimat gibt es auch im Plural", wie Bundespräsident Steinmeier zurecht sagt.
Der eigentliche Skandal ist, dass sich die beiden Spieler mit einem Menschenrechtsverachter ablichten lassen.
Dazu könnte der
DFB was sagen. Und auch die Fans. Gerade mit Blick auf die kommenden beiden
WM-Turniere in Russland und Katar.