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VfB Stuttgart im Abstiegskampf: Wie Bruno Labbadia die Schwaben umkrempelt

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Bruno Labbadia übernahm den VfB Stuttgart im Dezember, soll die Schwaben zum Klassenerhalt führen.Bild: www.imago-images.de / imago images
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VfB Stuttgart im Abstiegskampf: Wie Trainer Labbadia die Schwaben umkrempelt

27.01.2023, 17:03
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Als Bruno Labbadia Mitte Dezember bei seiner Antrittspressekonferenz beim VfB Stuttgart anfing zu reden, tat er das mit einem Lächeln und guter Laune. Er wünschte ein "schönes Hallo auch an viele, alte und bekannte Gesichter".

Nach seiner ersten Amtszeit als Trainer beim VfB von Dezember 2010 bis August 2013 ist Labbadia ein zweites Mal bei den Schwaben Cheftrainer geworden und kennt offensichtlich noch einige Medienvertreter. Er soll dem Klub den Klassenerhalt sichern. In seinen ersten beiden Partien an der Seitenlinie holte er jeweils ein Unentschieden gegen Mainz (1:1) und Hoffenheim (2:2). Er steht mit Stuttgart auf dem 15. Rang, punktgleich mit Bochum auf dem Relegationsplatz.

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Ein bekanntes Gesicht im VfB-Kosmos ist Philipp Maisel – obwohl er Labbadia noch nicht aus dessen ersten Amtszeit im Schwabenland kennt. Maisel begleitet dennoch seit einigen Jahren die Bundesliga-Mannschaft für die "Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung".

Im Gespräch mit watson schildert er deutlich die "ambivalente" Lage in Stuttgart.

VfB Stuttgart: Fans stehen hinter dem Klub

Einerseits gebe es einen Teil der Fans, die sich laut äußern – meist in den Sozialen Netzwerken. "Diese resignierende Stimmung, die man in den sozialen Medien wahrnimmt, ist da. Aber eben auch nur da. Es ist definitiv nicht die Mehrheit." Im Gegensatz dazu sei innerhalb der Mannschaft und des Staffs eine ganz andere Gefühlslage. "Da wird mir von einer sehr guten, fokussierten und arbeitsintensiven Atmosphäre berichtet", erklärt Maisel gegenüber watson.

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Reporter Philipp Maisel (r.) mit VfB-Präsident Claus Vogt.Bild: www.imago-images.de / imago images

Er spricht von klaren Ansagen und offenem, ehrlichen Umgang seitens des Trainerteams. Eine dritte Perspektive sei die Unterstützung aus Ultra-Kreisen. Beim Auswärtsspiel in Hoffenheim habe die organisierte Fan-Szene quasi eine Heimspiel-Stimmung für den VfB erzeugt. "Diese Unterstützung wird erstmal nicht bröckeln. Da ist Einigkeit vorhanden und sie stehen komplett hinter der Mannschaft und dem Klub", schildert Maisel die Lage im Abstiegskampf bei den Schwaben.

Labbadia stärkt mit neuen Regeln das Mannschaftsgefühl

Für den Kampf gegen den Abstieg in die zweite Liga hat der VfB Bruno Labbadia verpflichtet. Bereits in seiner ersten Amtszeit in Stuttgart hat er bewiesen, dass er sportlich schwierigen Situationen gewachsen ist – genauso auch in Hamburg oder Wolfsburg. Darauf hofft der VfB nun wieder. Allerdings wurde die Führungsriege der Stuttgarter teilweise auch für die Labbadia-Verpflichtung belächelt. Oft schwingt der Vorwurf mit, der neue Trainer sei zu "oldschool".

Maisel geht da nicht mit. "Für mich ist es nichts Schlechtes, wenn ein Trainer auf die klassischen Tugenden setzt", sagt Maisel und ergänzt: "Das ist natürlich Einsatz und Wille. Das war immer da, jetzt kommt aber noch Laufbereitschaft hinzu. Dazu sei Kommunikation ein sehr großes Thema."

Im Trainingslager im spanischen Marbella hat Labbadia das öfter von seinen Spielern eingefordert. Im Interview mit dem SWR hatte Verteidiger Pascal Stenzel seinem Trainer Recht gegeben: "Dadurch wird vieles einfacher für jeden Spieler auf dem Platz. Es muss nicht laut sein, aber Kommunikation muss da sein, um sich zu helfen. Das fordert er ein. Es ist schon besser geworden, aber da ist noch Luft nach oben."

"Sie erspielen sich genug Möglichkeiten, machen aber viel zu wenig Tore daraus."
Philipp Maisel, VfB-Reporter für die Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung, über die Stuttgarter Chancenverwertung

Um die Kommunikation zu fördern, hat Labbadia beispielsweise auch gemeinsame Frühstücks eingeführt. "Da musst du miteinander reden, weil du auch nicht immer in deine Müsli-Schale schweigen willst", erzählt Maisel mit einem Lächeln.

Neben der Kommunikation muss Labbadia auch an der Effektivität der Stuttgarter arbeiten. Laut der Statistik-Seite "understat.com" hätte der VfB knapp 24 Tore schießen müssen (expected-Goal-Wert). Faktisch sind es nur 21 – zu wenig. Maisel erklärt: "Sie erspielen sich genug Möglichkeiten, machen aber viel zu wenig Tore daraus. Hinten geht es weiter: Individuell gesehen hast du eine gute Abwehr, trotzdem kassierten die Schwaben schon 30 Tore."

Stuttgart mit erschreckender Heimbilanz

Dazu hat der VfB nun in 31 Heimspielen nacheinander jeweils mindestens ein Gegentor kassiert. "Das macht es nicht gerade einfach, wenn du weißt, dass du im eigenen Stadion immer mindestens zwei Tore schießen musst, um zu gewinnen", schließt Maisel daraus.

Maisel sieht aber nicht nur die Dinge, die Labbadia ändern muss, sondern kann bereits Veränderungen des Trainers feststellen. "Er hat sich die größten Baustellen vorgenommen. Eine davon ist die Wohlfühloase. Die gab es unter Sven Mislintat und Pellegrino Matarazzo. Die jungen Spieler werden nicht mehr in Watte gepackt. Wenn sich jemand querstellt, bekommt der eine Ansage", fasst Maisel den neuen Umgangston zusammen.

Andererseits stellte sich Labbadia aber auch vor Naouirou Ahamada, als dieser im Spiel gegen Hoffenheim wegen Meckerns und Torjubel am VfB-Block Gelb-Rot sah. Wenn man jungen Spielern eine Chance geben wolle, müsse man damit rechnen, dass Fehler gemacht werden. "Wenn man sieht, wie er in der Kabine saß, hat er sich genug selbst bestraft", erzählte der Bundesliga-Trainer.

Zusätzlich hat Labbadia die Grundformation geändert. Unter Matarazzo setzten die Stuttgarter oft auf Dreierkette, jetzt scheint der 56-Jährige mit dem 4-3-3 seine Stammformation gefunden zu haben. Um dafür noch besser aufgestellt zu sein, gibt es seit über einem Monat darüber Gerüchte, dass Bruno Labbadia gerne mit Joshua Guilavogui einen alten Weggefährten aus Wolfsburg nach Stuttgart lotsen würde.

Maisel glaubt, dass Guilavogui gerade für die Kommunikation wichtig sein könnte. "Die Stuttgarter brauchen einen Spieler, der auf der Mittelachse spielen kann und da das Team stabilisiert", findet Maisel. Zu den bisherigen Zentrumsspielern um Atakan Karazor und Wataru Endo sagt er: "Karazor gibt verbal die Richtung vor, ist aber sportlich nicht unumstritten. Endo ist wiederum unumstritten, ist aber nicht der Typ für große Ansagen."

Der Vorteil für Guilavogui sei daher offensichtlich: Er kennt die Liga und wäre schnell integriert: "Der Spieler will, der VfB will. Der VfL hat gesagt, auf gar keinen Fall. Wenn da in irgendeiner Form noch die Tür aufgeht, werden sie es machen. Da könnte vor Ende des Transferfensters am Dienstag noch etwas passieren."

Gleichzeitig hat der VfB vor dem Rückrunden-Start am Freitag (20.30 Uhr) bei RB Leipzig Personalsorgen. Ahamada ist gesperrt, dazu fallen Konstantinos Mavropanos (zugeschwollenes Auge), Hiroki Ito (Wade), Tanguy Coulibaly (Grippe) und Tiago Tomas (Bauchmuskel-Probleme) nach dem Hoffenheim-Spiel aus. Hinzu kommen die länger verletzten Dan-Axel Zagadou und Borna Sosa.

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