Mit einem Gänsehaut bereitenden Hach-Moment läuteten die Fans am Samstagnachmittag das Spiel Schalke gegen Nürnberg ein. Die beiden Mannschaften wurden mit 50.000 Pappen und 18.500 Fahnen von den Fans begrüßt. Eine Stadionweite Choreo zog sich über die Ränge, dazu ertönten die Klänge des gemeinsamen Lieds "Schalke und der FCN".
Um das Harmonie-Fass fast zum Überlaufen zu bringen, hielten die Schalker Fans rot-weiße Pappen in die Höhe, während die Nürnberger die Südkurve mit Fahnen und Pappen in Blau-Weiß tauchten.
Abgerundet wurde die Fußballromantik auf der Schalker Gegengrade. Dort vermischten sich choreografisch die jeweiligen Vereinsfarben und ein großes Transparent mit dem Schriftzug:
Der Grund für so viel Zweisamkeit ist die langjährige Fanfreundschaft von Schalke 04 und dem 1. FC Nürnberg, die mittlerweile seit über 40 Jahren zelebriert wird.
Die Fanfreundschaft der beiden Clubs ähnelt eher einer guten Ehe statt einer Freundschaft – gemeinsam und bedingungslos gehen die Vereine durch dick und dünn. Fast kein Spieltag vergeht, ohne dass "Schalke und der FCN" durch die Kurve schallt. Gegenseitige Besuche bei Spielen des anderen Clubs sind beliebt. Woher diese Freundschaft entspringt, weiß keiner so genau. Verschiedene Geschichten kursieren durch die Reihen. Fakt ist allerdings, dass es keine engere Fanfreundschaft im deutschen Fußball gibt und kaum eine so gepflegt wird – etwa von den Ultras.
Am Samstag standen die beiden Mannschaften sich nun nach viereinhalb Jahren das erste Mal wieder gegenüber – Anlass genug für die Ultras richtig tief in die Kitsch-Kiste zugreifen.
Die Initiatoren dieser fulminanten Choreo waren die Schalker Ultras, die vor dem Spiel Flyer verteilten, um die Fans beider Lager auf das Grande Spektakelo vorzubereiten. "Wie es sich für gute Freunde gehört, werden wir heute gemeinsam eine besondere Aktion auf die Ränge zaubern. Ihr alle seid Teil der ersten wirklichen Ganzstadion-Choreo in Deutschland", war auf den Flyern zu lesen.
Und gezaubert wurde nicht nur auf den Rängen, auch spielerisch knisterte die Luft, sieben Tore fielen in den 90. Minuten. Die vom Kummer der letzten Spieltage gezeichneten Schalker gingen schlussendlich mit einem verdienten 5:2 Sieg nach Hause.
Euphorisierte Stimmen kamen nach Abpfiff auch von den Spielern und Chefs der beiden Mannschaften. Schalkes Sportvorstand Christian Heidel schwärmte: "Ich hatte eine Gänsehaut. Die Atmosphäre war überragend. Schalke und Nürnberg, das ist einmalig."
Begeistert äußerte sich auch Bredlow, Keeper des 1. FCN: "So eine Choreo sieht man nicht oft. Und dass zwei Traditionsvereine solch eine Freundschaft pflegen, auch nicht." Und auch der ehemalige Nürnberger und jetziger Schalker-Torschütze Guido Burgstaller konnte die Euphorie teilen: "Total cool, was die Fans auf die Beine gestellt haben. Wahnsinn!"
Nach dem Spiel gaben die Ultras einen transparenten Einblick in die Ausgaben für die Choreo: 22.240,96 Euro kostete der Spaß. Die Finanzierung konnte komplett von Spenden gestemmt werden.
Herziger kann es also eigentlich gar nicht mehr werden. Das unterstreicht auch der Blick zum Spiel am 8. Dezember. Dann nämlich wird Schalke gegen den Spitzenreiter Dortmund antreten, vermutlich mit deutlich weniger freundschaftlich gestimmten Fans im Gepäck.
(kre)