"Bratan, ich trag' nur noch Gucci" – Früher eine kleine Lederwarenmanufaktur, dann zur Luxusmarke aufgestiegen, jetzt Streetstyle. Erkennungsmerkmale: Rot, Grün, Gold; zwei ineinander verschlungene "G". Gucci erobert seit ein paar Jahren die Straßen der Welt. Gucci macht etwas her. Weil Gucci teuer ist.
Das Label hat sich längst von "Kö" und "Kudamm" emanzipiert. Ob Kappe, Tasche oder Gürtel: Die italienische Luxusmarke ist in der U-Bahn, in der Schule, im Wettbüro und in der Uni angekommen. An jeder Ecke Gucci, Gucci, Gucci.
Allan Saint-Maximin, ehemaliger Hannover-Profi und derzeit französischer U21-Nationalspieler in Diensten des OGC Nizza, hat am Samstag für einen Eyecatcher gesorgt.
Im Ligaspiel gegen Girondins Bordeaux trug der ohnehin exzentrische Profi – sein Insta-Profil strotzt vor Givenchy, Burberry und teuren Karren – ein Gucci-Stirnband, um seine blondierten Dreads im Zaum zu halten.
Vielleicht ist es euch schon aufgefallen: Der Gucci-Schriftzug auf Saint-Maximins Stirn ist abgeklebt. Aber warum? Vermutung: Die Ligue-1-Regularien verbieten das Zeigen von Marken, die keine Sponsoren sind. Andere Vermutung: Der Ausrüster von Nizza hat keinen Bock auf Marken, die ihm die Show stehlen. Noch eine Vermutung: Patrick Viera, der Nizza-Trainer, hat Saint-Maximin erst den Vogel gezeigt und ihm dann die Klebebandrolle gereicht. Wir bleiben da dran.
Noch mehr wert als das Stirnband war nur Saint-Maximin selbst: Nizza gewann am Ende mit 1:0 durch ein Tor des 21-Jährigen, der sein Gucci-Schweißband 90 Minuten lang auf dem Platz spazieren trug.
So ganz genau lässt sich das (wie immer in der Mode) nicht erklären. Der britische Ökonom Alec Cairncross hat sich einst – im wahren Sinne des Wortes – einen Reim auf die Frage gemacht, wie ein Trend überhaupt entsteht:
Mit anderen Worten: Es gibt keine richtige Erklärung. Besonders heiß läuft der Gucci-Trend im Rap, und das seit Jahren. Wenn man auf der Seite Rapgenius.com, der ersten Anlaufstelle für Liedtexte, "Gucci" in der Suchzeile eingibt, explodieren die Ergebnisse. Wer was auf sich hält, rappt über Gucci, und trägt dabei Gucci. Manche haben sich sogar nach dem Luxuslabel benannt, zum Beispiel Gucci Mane.
Ein Erklärungsversuch: Rapper sind in gewisser Weise Influencer. Und weil viele junge Fußballer gerne Rap hören, schwappt die "G"-Influenza natürlich auch in die Glitzerwelt des Fußballs. Außerdem sind Fußballer – wie auch Rapper – Entertainer auf großen Bühnen mit viel Geld auf dem Konto...
(as)