Marc-André ter Stegen spielt zurzeit die Saison seines Lebens: In 23 La-Liga-Spielen hat er bisher erst acht Gegentore kassiert und ist auf dem besten Weg, den Saisonrekord von Francisco Liaño (18 Gegentore in einer Saison, Deportivo La Coruña) zu unterbieten.
Auch in der Nationalmannschaft könnte die Stunde des 30-Jährigen nun endlich geschlagen haben: Infolge der Verletzung von Manuel Neuer wird ter Stegen wohl zumindest bis zum Sommer das DFB-Tor hüten. Danach könnte es einen offenen Konkurrenzkampf mit Neuer geben.
Im Interview mit dem "Kicker" sprach der Torwart nun über seine Chancen im DFB-Team, über die Heim-EM 2024 und darüber, warum es für die Nationalmannschaft zuletzt nicht gut lief.
An Bundestrainer Hansi Flick hat es ter Stegen zufolge nicht gelegen, dass die DFB-Elf bei der WM in Katar historisch schlecht abschnitt. "Er hat vor der WM einen hervorragenden Job gemacht", betont ter Stegen. "Und man hat ja auch gesehen, dass den Leuten seine Arbeit und seine Veränderungen sehr gut gefallen haben", begründet er, warum Hansi Flick weiterhin der richtige Mann für den DFB sei.
Vielmehr bemängelt ter Stegen, dass das Sportliche bei der WM in den Hintergrund geraten sei: "Die Journalisten haben von uns erwartet, dass jeder ein [politisches] Statement abgibt, auch wenn jemand das nicht wollte. Und es war jeden Tag das Wichtigste, dass noch jemand etwas dazu sagt", beschwert sich der Torwart.
"Wenn es um Hilfsbereitschaft geht, sind wir alle einer Meinung und setzen uns dafür ein", verspricht ter Stegen auch für die Zukunft. "Aber wir [Fußballspieler] sind nicht dafür da, irgendwelche politischen oder gesellschaftlichen Konflikte zu lösen. Das ist für mich absurd", weist er die Verantwortung für die WM in Katar und deren Umstände von sich. "Ich hoffe, dass die Journalisten das Feingefühl haben, uns erst mal nicht mehr auf politische Themen anzusprechen", wünscht er sich für die Zukunft.
Wenn man sich wieder aufs Sportliche konzentriert und aus den gemachten Fehlern lernt, dann könnte bis zur Heim-EM 2024 sogar wieder eine ähnliche Euphorie aufkommen wie 2006, meint ter Stegen: "Ich glaube nicht, dass die Identifikation der Fans mit der Nationalmannschaft durch die WM abgerissen ist. Ich glaube vielmehr, dass die Leute Lust darauf haben, dass wir wieder erfolgreich sind", erklärt der Barça-Keeper.
Bei der Heim-EM will er dann endlich selbst im Tor stehen. "Natürlich ist es mein Anspruch, die Nummer 1 zu sein: bei Barça, aber auch in der Nationalmannschaft", lautet seine Kampfansage. "Ich glaube, dass meine Leistungen in den vergangenen Jahren gestimmt haben und ich auch in der Nationalmannschaft gereift und bereit für den nächsten Schritt bin."
Trotzdem wünscht er Manuel Neuer im "Kicker" eine rasche Genesung. "Ich denke, dass es jetzt gerade noch weit entfernt ist, dass er wiederkommt. [Aber] ich hoffe, er hat eine gute Reha-Zeit und kommt stark zurück", bekundet Sportsmann ter Stegen.