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Fußball-Kolumne

Studie: Fußball-Fans kritisieren Geschlechtergerechtigkeit – "Nachholbedarf"

Kolumnist Harald Lange hat die Fan-Sicht auf die Nachhaltigkeit der Bundesliga untersucht.
Kolumnist Harald Lange hat die Fan-Sicht auf die Nachhaltigkeit der Bundesliga untersucht.Bild: IMAGO / ActionPictures / IMAGO / ActionPictures
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"Fans sehen enormen Nachholbedarf": Neue Studie zu Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit

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In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
13.08.2022, 15:1228.01.2023, 09:31

Dass sich Fußballfans für Nachhaltigkeit interessieren und diese auch in ihrem Hobby einfordern, ist Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandlungsprozesses, der auch die Deutsche Fußballiga (DFL) und die Profiklubs vor neue Herausforderungen stellt. Wir haben an meinem Lehrstuhl in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut FanQ eine repräsentative Studie zur Nachhaltigkeit des Profifußballs durchgeführt und herausgearbeitet, wie Fans das Engagement ihrer Klubs in diesem Themenfeld bewerten.

Die ersten Ergebnisse zeigen eine interessante Tendenz auf: Den Fans ist das Thema sehr wichtig und sie sind mit dem Engagement ihrer Clubs in Sachen Nachhaltigkeit weitgehend zufrieden. Herzlichen Glückwunsch an die DFL und alle Klubs, die sich in diesem Feld nachhaltig engagieren. So etwas nennt man Rückenwind.

Die Debatte um Nachhaltigkeit in unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenleben wird das zentrale Thema der kommenden Jahre, möglicherweise auch Jahrzehnte werden. Bereits jetzt stehen in dieser Diskussion vor allem in der jüngeren Generation ökologische und sozial-kulturelle Kernfragen ganz oben auf der Agenda.

Fanforscher Harald Lange.
Kolumnist Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft.null / Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 53-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Viel Potenzial für Verbesserungen

Wie schaut der ökologische Fußabdruck, den Bundesligaklubs hinterlassen, aus? Ist beispielsweise der enorme Reiseaufwand in den nationalen und internationalen Wettbewerben noch zeitgemäß? Sollten die Ligen deshalb eher regionaler organisiert werden? Oder gleicht der Fußball den Verbrauch ökologischer Ressourcen in anderer Hinsicht aus? Geht so ein Ausgleich überhaupt?

Wenn wir im kommenden Winter auch in unseren privaten Haushalten Gas und Öl einsparen und vielleicht auch mit 18 Grad Raumtemperatur auskommen sollen, dann wird manchen von uns die Information stören, dass die bei Fußballern beliebte Rasenheizung pro Spiel circa 2000 Liter Heizöl verbraucht.

Es gibt also enorm viel Potenzial zur Verbesserung der ökologischen Bilanz im Fußball. Ein Fakt, der auch für die meisten Sponsoren hoch spannend ist, denn die stehen durch ihre öffentliche Präsenz im Fußball mittendrin im differenzierten und kritischen Blick der Fans.

"In der Frage der Geschlechtergerechtigkeit sehen die Fans enormen Nachholbedarf."

In unserer Studie haben wir herausgefunden, dass die Sponsoren des Profifußballs hinsichtlich ihres moralisch-ethischen Handelns von den Fans mehrheitlich als vorbildlich eingeschätzt werden. 58,8 % der Befragten bewerteten diese Dimension der Nachhaltigkeit mit „gut“ oder „sehr gut“.

Damit rückt eine ganz andere Dimension der Nachhaltigkeitsdebatte in den Fokus: Neben wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen interessiert im Sport immer auch die Frage der sozialen und kulturellen Nachhaltigkeit. In der Frage der Geschlechtergerechtigkeit sehen die Fans enormen Nachholbedarf.

Zu wenig Frauen in Führungspositionen

Unsere Zahlen belegen: Aus Fansicht sind nach wie vor viel zu wenige Frauen in fußballbezogenen Führungspositionen verankert. Hier geben die Fans ihren Clubs ernstzunehmende Hausaufgaben auf. Demgegenüber wurde das Engagement der Clubs gegen Rassismus und Diskriminierung von 84 Prozent der Befragten als positiv bewertet.

Die Herausforderungen für Organisationen und Unternehmen, die mit Sport und Unterhaltung Geld verdienen wollen, sind gewaltig. Die Grundsatzfragen nach Energie- und Ressourcenverbrauch müssen deshalb an die Strukturen und Aufgaben der jeweiligen Branche angepasst werden. Ein Profi-Fußballklub erfüllt schließlich andere Funktionen als ein Automobilhersteller oder ein Chemieunternehmen. So gesehen werden wir in unseren Folgestudien vermehrt die soziale und kulturelle Dimension der Nachhaltigkeitsdebatte in den Blick nehmen.

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