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Fußball-Kolumne

Fernsehgeld und Vermarktung: Wie Traditionsklubs die Bundesliga herausfordern

03.09.2022, 1. Bundesliga, 5.Spieltag, VfB Stuttgart vs Schalke 04 Mercedes Benz Arena, Fussball, im Bild: Jordan Larsson Schalke 04 vs Ito Hiroki VfB Stuttgart *** 03 09 2022, 1 Bundesliga, 5 matchda ...
Jordan Larsson (l.) und Hiroki Ito spielen bei den Traditionsklubs Schalke und Stuttgart. Beide Vereine sind nun einer Interessenvertretung beigetreten. Bild: www.imago-images.de / imago images
Fußball-Kolumne

Wie Traditionsklubs die Bundesliga vor Herausforderungen stellen

10.02.2023, 17:40
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Wer keine Lust auf Investorenclubs hat und für die Bundesliga einen Weg wünscht, der sich zuallererst am Sport, den Fans und der Tradition orientiert, darf sich über eine brandneue Initiative freuen: In dieser Woche wurde die Gründung einer sehr wertvollen Interessenvertretung im Profifußball bekannt: "Team fanintensive Vereine".

In diesem Klub haben sich Traditionsvereine aus der Bundesliga (Schalke 04, Herta BSC, VfB Stuttgart, Werder Bremen, VfL Bochum) sowie der zweiten Liga (Fortuna Düsseldorf, Hamburger SV, 1. FC Nürnberg) zusammengeschlossen.

Fanforscher Harald Lange.
Fan-Forscher Harald Lange.Bild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Die Vereinigung verfolgt einen richtungsweisenden Anspruch. Die Vertreter dieser Fußballvereine suchen eine Antwort auf die Frage, wie sich die Bundesliga der Zukunft präsentieren möchte. Im Kern geht es also um die Frage: "Welchen Fußball wollen wir?"

Soll die Bundesliga für internationale Erfolge der Top-Klubs stehen oder für einen ausgeglichenen und spannenden Wettbewerb auf nationalem Niveau? Das ist eine altbekannte Frage, deren Antworten in den zurückliegenden Jahren dazu geführt haben, dass sich die internationale Vertretung des deutschen Fußballs zuallererst auf Bayern München und einige wenigen Alternativen reduziert hat.

Bei der jetzt schwungvoll angestoßenen Debatte geht es allerdings längst nicht nur um ideelle Werte und Ideen der "guten alten Zeit". Es geht auch hier um das Geld und die Frage, wie die erwirtschafteten Summen der DFL unter den Proficlubs aufzuteilen sind.

Diese hart umkämpfte Verteilerfrage ist aktuell vor allem deshalb so brisant und wichtig, weil über den Einstieg eines Investors ins Bundesligageschäft nachgedacht wird. Experten spekulieren offen darüber, dass die Beteiligung eines Investors an der DFL Vermarktungsgesellschaft bis zu drei Milliarden Euro in die Kassen spülen könnte.

Dieses Geld könnte unglaublich viele Tore schießen. Die Stars der Branche könnten gehalten werden und weitere Top-Fußballer ließen sich auf dem internationalen Markt einkaufen. Offen ist bislang nur die Frage, in welche Clubkassen die Milliarden fließen und für welches Team dieses Geld die zu erwartenden Tore schießen soll.

"Selbst mein geliebter Heimat- und Dorfverein hat in der Kreisliga circa 10 Mal so viele Mitglieder wie RB."
watson-Kolumnist Harald Lange.

Mit der neuen Vereinigung der Traditionsclubs haben wir ein wirksames Gegengewicht zur Macht von Vereinen wie Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim. Denen fehlt eine vergleichbare Fanbasis. Bei Rasenball Leipzig fehlen sogar die Vereinsmitglieder. Nicht in Gänze, aber selbst mein geliebter Heimat- und Dorfverein hat in der Kreisliga circa 10 Mal so viele Mitglieder wie RB.

Vor diesem Hintergrund halte ich die neue Initiative für eine gute Sache. Wenn die Verantwortlichen dieser Gruppierung klug agieren und Argumente ins Feld führen, die auch jenseits der Fußballromantik Gewicht haben, dann wird sich die Zukunft des Profifußballs in eine "gute" Richtung bewegen.

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Die Vorstellung, dass die gerechte und sachorientierte Verteilung der Gelder dazu beitragen kann, mehr Spannung in den Meisterschaftskampf zu bringen, ist jedenfalls äußerst sympathisch. Und von einem klassisch sportbezogenen Standpunkt aus betrachtet, gilt es als sicher, dass echter Wettbewerb unweigerlich zu einer vergrößerten Leistungsfähigkeit führen wird.

Demgegenüber würden wir unglaublich viel Potenzial und sportliche Leistungsreserve verschenken, wenn in der Bundesliga der Zukunft auch weiterhin nur das Geld die wichtigen Tore schießen soll. Ich drücke dem Team "fanintensive Vereine" die Daumen und hoffe, dass sie alle anderen mitnehmen können.

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