In pandemiebedingten Geisterspiel-Zeiten kann man sie über die Außenmikrofone in den Stadien auch im Fernsehen hören: die Kommandos und (Selbst-)Gespräche der Spieler. Denn wo keine Fans sind, da gibt's auch keinen Lärm, der die Kommunikation auf dem Rasen übertönt.
Vor allem Bayern-Star Thomas Müller ist so ein Spieler, den man in der vergangenen Zeit häufiger auf dem Rasen hört.
Im Champions-League-Spiel gegen Atlético Madrid beispielsweise hörte man ihn, wie er nach einer Schiedsrichterentscheidung haderte: "Was ist hier los? Wir spielen gegen Atlético Madrid, die größten Rabauken im europäischen Fußball, und dann gibt das Gelb oder was?" Im selben Wettbewerb, im Spiel gegen den FC Salzburg, veräppelte er den gegnerischen Verteidiger Ramalho, als dieser aus Müllers Sicht etwas zu theatralisch zu Boden ging: "Du schaust so männlich aus... und dann plärrst du so laut!"
Aber auch die Kommandos an die Mitspieler kann man von Wortführer Müller, der auch verlängerter Arm seines Trainers Hansi Flick ist, aktuell deutlich hören.
Für den Zuschauer am TV mag das bisweilen lustig und oft interessant sein, was die Spieler da untereinander reden. Für die gegnerischen Spieler ist es aber nicht immer so angenehm.
Torwart Alexander Schwolow von Bayerns Bundesliga-Konkurrent Hertha BSC findet das sogar ein wenig "eklig", wie viel der Ex-Nationalspieler auf dem Platz schwadroniert: "Müllers Gerede kann man nun gut hören. Wenn einer die Jungs so steuert, ist das eklig und unangenehm, gegen so ein Team zu spielen", erklärte der 28-Jährige Keeper, der vor der Saison vom SC Freiburg nach Berlin gewechselt war.
Mit Sätzen wie "Jetzt haben wir sie!" oder "Jetzt lassen wir sie nicht mehr raus!" habe Müller seine Teamkameraden bei Bayerns 4:3-Sieg gegen Hertha demnach angetrieben.
Doch die stille Kulisse der Geisterspiele könne andererseits auch dabei helfen, die Vorderleute zu erreichen: "Ich bin ein mitspielender Torwart und will mit meinen Kommandos den Kollegen helfen." Er könne nun "viel besser das Pressing einleiten oder schnelle Ballgewinne durch lautstarkes Rufen auslösen", sagte Schwolow.
(as)