Manche finden sie super, andere fürchten sie schon, wenn die Herbstblätter fallen. Die Rede ist von Weihnachtsfeiern mit den geliebten Kollegen.
Auf so einer Weihnachtsfeier kann man seine Karriere durch geschickte Charmeoffensiven nach vorne bringen – oder durch einen Alkoholexzess für immer vernichten. Zwischen Besinnlichkeit und Besinnungslosigkeit verläuft nur ein schmaler Grat.
Bei Profifußballern ist das nicht anders. Sind ja auch nur Menschen. Menschen, die ziemlich auf die Kacke hauen.
Dank Alfred Finnbogason konnte der FC Augsburg im Dezember 2017 so gerade noch eine Heimniederlage gegen den SC Freiburg abwenden. Der Isländer traf in der Schlussminute zum 3:3-Ausgleich und sorgte für einen versöhnlichen Hinrundenabschluss.
Danach feierten die Augsburger die verrückteste Weihnachtsfeier der Liga. Alle Spieler und das Trainerteam kamen verkleidet. Motto: Helden der Kindheit.
Schlagerstar Roberto Blanco ist auf Schalke zu Gast. Die Stimmung ist prächtig. Zu prächtig. Im Überschwang der Begeisterung erhöht der königsblaue Schalke-Manager Günter Siebert die Gage von Blanco kurzerhand um 5000 D-Mark (etwa 2500 Euro).
Das ist seine letzte Amtshandlung. Stimmungstechnisch immer noch gelenkt von Blanco und dem Alkohol, bietet Ex-Präsident Siebert dem Vorstand übermütig seinen Rücktritt an. Der nimmt an. Als Präsident aber kehrt Siebert noch zwei Mal (1978 und 1987) zurück.
Eine höchst kaiserliche Einlage ist praktisch die "Mutter" aller Weihnachts-Verfehlungen. Heidrun Burmester, die Sekretärin des FC Bayern, ist neun Monate später Mutter – weil Franz Beckenbauer wieder mal zugeschlagen hat.
Im gestandenen Alter von 54 Jahren sorgt die Lichtgestalt des deutschen Fußballs offiziell zum vierten Mal für Nachwuchs. Sein entwaffnender Kommentar zum feierlichen Stelldichein: "Der liebe Gott mag jedes Kind."
Gefesselt haben kann Heinz-Jürgen Gosda die Mannschaft des LR Ahlen mit seiner Weihnachtsansprache 2002 nicht sonderlich. Der 2. Vorsitzende des Zweitligisten muss registrieren, dass alle Spieler nach seiner Rede aufstehen und gehen.
Die Routiniers Marc Arnold und Marcus Feinbier büßen die mannschaftliche Geschlossenheit. Arnold wird fristlos gekündigt. Feinbier wird "nur" vorläufig aus dem Kader gestrichen, spielt die Saison aber zu Ende.
Etwas mehr als fünf Monate trainiert Werner Kasper den Regionalligisten Wuppertaler SV – nach der Weihnachtsfeier nicht mehr. Um 22.15 Uhr – vorbildlich nüchtern – nach Hause zu gehen, interpretiert WSV-Boss Friedhelm Runge als alles andere als "grenzenlose Identifikation" mit dem ehemaligen Uefa-Pokal-Starter.
Dass Kasper mit der Mannschaft davor von sechs Spielen nur eines verloren hat, spielt keine Rolle. Am 19. Dezember 2004 ist der Coach arbeitslos...
"Wenn ich zu einer Weihnachtsfeier gehe, trage ich Sakko, Hemd und Krawatte", sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, der das Outfit von Stefan Effenberg damals "nicht glücklich" fand. Stein des Anstoßes: Der "Tiger", damals Kapitän, trug zur vereinsinternen Weihnachtsfeier Cowboystiefel und rote Lederhose.
Effenberg meinte daraufhin in der Boulevardpresse: "Ich trete so auf, wie ich es für richtig halte. Wenn das einem nicht passt, dann ist mir das scheißegal." Der Mittelfeldregisseur hatte bei der Feier auch eine Rede gehalten und darin über Beckenbauer und Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber gelästert.
Nach so vielen Peinlichkeiten will man fast auf keine Weihnachstparty mehr gehen. Überall lauern Fettnäpfchen. Die beste Feier ist dementsprechend keine Feier. So wie es dieses Jahr beim Hamburger SV der Fall ist.
Der Finanzvorstand Frank Wettstein hatte die HSV-Weihnachtsfeier gestrichen, denn beim Ex-Dino muss nach dem Abstieg in die zweite Liga kräftig gespart werden. Wer wollte, konnte am Dienstagabend zu einem freiwilligen Beisammensein auf dem Weihnachtsmarkt kommen. (bild.de)
(as/tol)