Seit Donnerstag ist bekannt, dass Hertha BSC sich auf den größten Investor-Deal der Bundesliga-Geschichte eingelassen hat. Mit 125 Millionen Euro kauft sich der Unternehmer Lars Windhorst über seine Beteiligungsgesellschaft "Tennor", ehemals "Sapinda", bei dem Berliner Bundesligisten ein. 37,5 Prozent des Clubs kann er nun sein eigen nennen.
In der kommenden Saison wird er außerdem die Möglichkeit haben, seine Anteile auf 49,9 Prozent zu erhöhen. Die Bild-Zeitung berichtet von knapp die 250 Millionen Euro, die in den Club fließen könnten.
Der auf diese Nachricht folgende Aufschrei der Fans ist keine Überraschung. Auch Windhorst Statement zum Deal tut dem Unmut keinen Abbruch – im Gegenteil.
"Die Hertha kann wie andere Clubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden", äußert er sich gegenüber dem Spiegel. Das Geld solle vor allem in einen neuen Kader investiert werden, ergänzt Hertha-Manager Preetz.
Dass die Geschäftsführung und die Fans von Hertha BSC auch in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung waren, ist kein Geheimnis. Allerdings macht vielen Herthanern nicht nur der Verkauf der Anteile zu schaffen, sondern auch die Wahl des Investors. Denn Lars Windhorst eilt sein Ruf voraus.
Windhorst war einer der erfolgreichste Jungunternehmer Deutschlands – mit 16 Jahren brach er die Schule ab, um seine eigene Firma, Windhorst Electronics GmbH und die Windhorst AG, im Jahre 1990 zu gründen. Seine ersten Schlagzeilen machte er, als er kurz darauf mit dem damaligen Kanzler Helmut Kohl in dessen Wirtschaftsdelegation auf Asienreisen ging.
Schon im ersten Geschäftsjahr machte der junge Windhorst 50 Millionen US-Dollar Umsatz und unterhielt 80 Angestellte. 1995 gründete er eine weitere Firma, verlegte seinen Wohnsitz nach Hongkong und begann in Südostasien und China zu expandieren.
Windhorst legte eine augenscheinliche Wunderkind-Karriere hin, bis sich das Blatt 2001 zu wenden begann. Seine neue Firma "New Economy" rutschte in eine schwere wirtschaftliche Krise und musste 2003 Insolvenz anmelden.
Eine Insolvenz mit Nachspiel – 2010 wurde Windhorst wegen Untreue in Berlin verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, dass er als Vorstand der "Windhorst AG" zwischen 2002 bis 2004 unberechtigterweise Gelder auf seine eigenen Konten und auf andere Unternehmenskonten überwiesen hatte. Ein Imageschaden, der für einen Unternehmer das Ende der Karriere bedeuten kann.
Doch nicht für Windhorst, er kämpfte sich wieder hoch und wurde 2004 Mitbegründer der Investmentgruppe "Tennor". Mit "Tennor" investiert Windhorst in Unternehmen mit finanziellen Problemen, um diese vor der Insolvenz zu bewahren oder für angemessene Summen weiterzuverkaufen. So erfolgreich, dass er damit heute den größten Investment-Deal der Bundesliga-Geschichte abschließen kann.
Der Vertrag zwischen Windhorst und Hertha BSC gilt auf unbestimmte Zeit. Die Vorteile des Geldregens scheinen den Verein das angekratzte Image und die vorhergegangenen Skandale des Investors vergessen zu lassen – denn Hertha kann das Investment gut gebrauchen: Neben personellem Bedarf, zum Beispiel der Ersatz des Flügelspielers Lazaro, der vor dem Wechsel zu Inter Mailand steht, ist seit geraumer Zeit auch ein Stadion-Neubau im Gespräch. Und dafür braucht der Verein Geld.
Bei aller Skepsis könnte der "Big Deal" mit Windhorst, nach Herthas langer Stagnation im Bundesliga-Mittelmaß, die befreiende Eintrittskarte für Internationale Turniere und Erfolge sein. Ein Schritt, der für den blau-weißen Hauptstadt-Club von großer Bedeutung wäre.