Der Hamburger SV bleibt sich auch in der zweiten Fußball-Bundesliga treu: Der Herbst kommt und der Trainer muss gehen. Dieses Mal traf es Christian Titz. Nach 10 Spielen in Liga 2 und einem 5. Platz griffen die Verantwortlichen ein. Wobei man wissen sollte: HSV-Boss Bernd Hoffmann war ohnehin nicht angetan, vom beförderten U21-Trainer des Clubs.
Sportvorstand Ralf Becker fasste bei der Titz-Trennung zusammen: "Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass wir leider nicht die angestrebte Entwicklung genommen haben und ein erhöhtes Risiko sehen, dass wir unser Saisonziel verfehlen werden."
Besonders sein ausrechenbarer Spielstil wurde zuletzt kritisiert: Torwart als Libero für das Aufbauspiel vorziehen, die Außenverteidiger überlaufen die Stürmer. Das war dann doch leicht durchschaubar. Außer Verteidiger Douglas Santos krankte das HSV-Spiel zuletzt doch merklich.
Nun soll Hannes Wolf, 37, übernehmen und den Verein dahin führen, wo er hingehört: die erste Bundesliga. Hat Wolf ja schon mal mit dem VfB Stuttgart geschafft. Am Mittwoch erklärte er:
3 Fakten über den neuen Trainer des Hamburger SV.
Hannes Wolf war Jugendtrainer bei Borussia Dortmund. Dorthin lotste ihn der damalige BVB-Coach Jürgen Klopp. Entdeckt hatte er den jungen Trainer auf einer Preisverleihung. Klopp hielt eine Ansprache vor Jugendtrainern und einer der Geehrten fiel ihm ganz besonders auf, weil der so enthusiastisch über Fußball redete: Hannes Wolf. Schwups landete der Kerl 2009 beim BVB.
Merke: Begeisterung lohnt sich.
Hannes Wolf kennt das mit kriselnden Klubs in der zweiten Liga. Im September 2016 verpflichtete ihn der abgestiegene Club VfB Stuttgart. Auch er kam in der neuen Liga nicht zurecht. Auch er hatte Probleme mit seinem Trainer (Jos Luhukay).
Wolf übernahm das Team und führte es zurück in die erste Liga. Dort lief es in der Hinrunde 2017 zunächst noch prima, aber bald war der VfB mit seinem 4-4-2 leicht ausrechenbar. Fanden auch die Vereinsoberen und entließen den Coach zum Jahresbeginn 2018.
Pikant: Wolf saß im aktuellen Sportstudio des ZDF als ihm Manager Michael Reschke indirekt den Stuhl vor die Tür stellte.
Den Stil haben dann andere bewiesen. Wolfs Verteidiger Benjamin Pavard, der im Sommer als weitgehend unbekannter Kicker Weltmeister mit Frankreich wurde, dankte seinem ehemaligen Coach:
Im Sommer überzeugte Wolf als WM-Experte in der ARD. Eloquent, analytisch und immer energisch. Wie einst bei der WM 2006 ein gewisser Jürgen Klopp.
Beide eint ihre Power-Art, sowohl auf als auch abseits des Felds. Klopp ist längst in der Königsklasse beim FC Liverpool gelandet, der BVB aber wollte Wolf im Sommer zurückholen. Als Assitent des neuen Trainers Lucien Favre.
Wolf wollte lieber an vorderster Front arbeiten. Das darf er jetzt in Hamburg. Gut 50.000 Zuschauer waren dort am Sonntag im Stadion und mussten sich ein müdes 0:0 gegen den VfL Bochum anschauen. Als am Montag auch noch Stadt-Rivale St. Pauli mit einem Sieg in Duisburg am HSV vorbeizog und der Club auf Platz 5 abfiel, hatten die Vereinsoberen genug.
Wolfs Mission lautet: Aufstieg! Darunter macht's der Hamburger SV nicht.
Ausreden zählen nicht. Nicht für den Verein. Und nicht für den Trainer. Der hat in der ARD im Sommer einen schönen Satz gesagt:
Wolfs Aufgabe in Hamburg lautet: Das Unerklärliche verständlich machen, vor allem seinen verunsicherten Spielern.
(per)