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Nach der Auftaktpleite gegen Mexiko zieht sich der DFB zurück. Eigentlich wäre für heute eine Pressekonferenz der deutschen Mannschaft und Philipp Lahm vorgesehen gewesen. Die Medienschaffenden können sich die Reise ins deutsche Lager allerdings sparen: Bundestrainer Löw und Co. haben den Termin kurzerhand abgesagt.
Darüber hinaus entzog der deutsche Verband den Pressevertretern die Akkreditierung zum heutigen Training und entschied, dass die Einheit für die Öffentlichkeit unzugänglich stattfinden werde.
Der Grund dafür, dass der Baum lichterloh brennt, ist das historische 0:1 gegen Mexiko: Zum ersten Mal seit 1982 und erst zum zweiten Mal überhaupt hat "Die Mannschaft" im ersten WM-Spiel wieder eine Pleite hinnehmen müssen. Immerhin: 1982 kamen sie dennoch ins Finale.
Doch davon spricht in der Bundesrepublik im Moment niemand.
Video: Toni Lukic, Lia Haubner
Die beiden Spieler mit türkischen Wurzeln, Mesut Özil und Ilkay Gündogan, trafen vor einem Monat in London den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sie überreichten ihm dabei auch Trikots ihrer Clubs Arsenal (Özil) und Manchester City (Gündogan).
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Diese Aktion löste heftige Reaktionen aus. Von allen Seiten wurde auf die beiden Spieler eingeschossen, erst recht als Teammanager Oliver Bierhoff im Alleingang beschloss, dass darüber nicht mehr gesprochen werden dürfe. Aber auch Trainer Jogi Löw stand in der Kritik, als er Özil und Gündogan trotz des Vorfalls für die WM aufbot und die Probleme so mit nach Russland nahm.
Kapitän Manuel Neuer gab denn auch zu, dass die Thematik für das Team belastend gewesen sei. Die Hoffnung, dass die Probleme "in positive Energie umgewandelt werden", hat sich nicht erfüllt.
Kapitän Neuer wirkte ratlos nach der Niederlage gegen Mexiko Bild: defodi/imago
81 Fehlpässe spielte "Die Mannschaft" in ihrem ersten Spiel gegen Mexiko und gewann dabei nur 44 Prozent der Zweikämpfe. Es scheint, als fehle der deutschen Elf ein Leader, jemand der dem Spiel Struktur und Ordnung verleiht. Toni Kroos hätte zwar die Qualität um diese Rolle zu übernehmen, doch er wurde von den Mexikanern konsequent abgemeldet. Seine Leistung in der Defensive war gar indiskutabel, oft trabte er nur neben den angreifenden Mexikanern her.
Ein anderer möglicher Leader, Bayerns Mats Hummels, schießt derweil gegen seine Kollegen. "Unsere Absicherung ist nicht gut, das muss man ganz klar sagen. Jérôme Boateng und ich stehen da oft alleine", kritisiert der Abwehrspieler die Defensivleistung seiner Mannschaft. Er habe dieses Problem schon öfters intern angesprochen. Aber: "Das fruchtet anscheinend noch nicht so ganz."
Auch die Medien gehen mit der Mannschaft hart ins Gericht. "Der Weltmeister, ein fetter Kater", schreibt beispielsweise die "Zeit". Dieses Spiel sei mehr als eine Niederlage, es enthalte alarmierende Signale. TV-Experte Lothar Matthäus ist ebenfalls enttäuscht:
Ruhe dürfte in Jogi Löws Mannschaft so schnell nicht einkehren. Verloren ist noch nichts, aber Deutschland braucht nun zwei Siege (gegen Schweden und Südkorea), wenn es noch vom Gruppensieg träumen will. Und selbst wenn das gelingt, wären sie noch auf einen Ausrutscher Mexikos in den anderen beiden Partien angewiesen.
Sollte es nur für den zweiten Rang reichen, dürfte im Achtelfinale bereits Brasilien warten. Mit einem Auftritt wie gegen Mexiko wäre spätestens dort Endstation.