Mesut Özil ist weg aus der deutschen Nationalmannschaft. Aber die Debatte um seinen Rücktritt, Alltagsrassismus in Deutschland und die Führungsspitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bleibt. Reinhard Rauball, ehemaliger Präsident von Borussia Dortmund und jetzt Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Zusammenschluss der deutschen Profivereine, sagte:
Für Reinhard Rauball ist die Aufarbeitung der Affäre um Mesut Özil "erheblich komplizierter als die sportliche Aufarbeitung" nach dem WM-Aus. "Die Thematik hat eine Größenordnung erreicht, die beispiellos ist. Selbst der Bundesligaskandal Anfang der 70er-Jahre hat nicht solche Wellen geschlagen", sagte Rauball. Zur Erinnerung: Damals wurden Spiele verschoben und Spieler mit Geld für Niederlagen bezahlt...
Jetzt erklärte Rauball zur gesellschaftlichen Dimension: "Der Bundespräsident war eingeschaltet gewesen, die Kanzlerin hat sich geäußert, der Außenminister, der Innenminister, der Bundestagspräsident, der türkische Präsident etc.". Diese Dinge auch im gesellschaftspolitischen Bereich wieder einzufangen, sei nicht einfach.
Für Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, CDU, ist der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Özil immer noch ein Vorbild:
Laschet sagte weiter: "Er hat sich aus einem Gelsenkirchener Stadtteil durch sein enormes Talent hochgearbeitet, war der erste Weltklassespieler, der trotz türkischer Wurzeln sich nicht für die türkische, sondern für die deutsche Nationalmannschaft entschied. Dafür ist er zu Beginn von Türken ausgepfiffen worden. Das haben viele vergessen!", so der CDU-Politiker.
Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil, SPD, sagte der Zeitung "Tagesspiegel".
Weil beklagte ein wachsendes Misstrauen und die Ablehnung von Menschen mit Migrationshintergrund. Zugleich forderte er: "Die deutsche Mehrheitsgesellschaft darf unser Rassismus-Problem nicht länger ignorieren oder verharmlosen."
Marco Baldi, der Präsident des Basketballklubs Alba Berlin, hatte schon zuvor die DFB-Spitze um den schlingernden Präsidenten Reinhard Grindel heftig kritisiert. Er sagte dem "Tagesspiegel":
Nationaltrainer Joachim Löw hat für den 24. August eine sportliche Analyse des schlechten WM-Abschneidens vorgelegt. Der DFB um seinen Boss Reinhard Grindel suchen noch nach Antworten auf ihr verpatztes Krisenmanagement. Der Verband lässt sich mittlerweile von einer PR-Agentur beraten, die auf Krisenkommunikation spezialisiert ist.
(dpa, per.)