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Deadline Day: Warum das Transferfenster in der Premier League schon heute schließt

Machte sich kurz vor knapp zum teuersten Torwart aller Zeiten: Kepa
Machte sich kurz vor knapp zum teuersten Torwart aller Zeiten: KepaBild: screenshot/twitter.com
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Warum das Transferfenster in England heute schon schließt – und das gut so ist!

09.08.2018, 13:26
Dominik Sliskovic
Dominik Sliskovic
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Freunde des sportlichen Sommerlochs, es ist Deadline Day in der Premier League! Die Teams der englischen Eliteklasse dürfen sich nur noch bis heute, 9. August, 18 Uhr mit Spielern verstärken. Selbst Kenner des Fußball-Transfermarkts dürften im ersten Moment stutzen: Dauert das Sommer-Transferfenster nicht bis zum 31. August an?

Das ist vollkommen richtig, nur nicht auf der Insel. Ab diesem Sommer ist alles anders. Die 20 Vereine der Premier League haben sich nach zahlreichen Noteinkäufen und aggressiven Wechselgebaren von Spielern, Beratern und Teams im September 2017 darauf verständigt, das Ende des Transferfensters auf den Tag vor Liga-Start vorzuziehen. ("The Independent")

Mittel gegen Panik-Transfers nach einem Fehlstart

Die einfache Rechnung, die die Club-Verantwortlichen damit lösen: Mit dem Kader, mit dem man in die Saison geht, muss man es mindestens bis zum Winter-Transferfenster aushalten. Clubs ist es somit nicht mehr möglich, nach einem Fehlstart noch kurzfristig mit Petro- und TV-Millionen zu wedeln und bis zum 2., 3., oder 4. Spieltag Feinjustierungen vorzunehmen.

Stellt sich die Innenverteidigung, die in Testspielen so gut funktionierte, unter Wettbewerbsbedingungen als zu hüftsteif dar, kann der Teammanager ab sofort nur noch mit internen personellen Änderungen auf sein Problem reagieren. So erhalten Stammspieler nicht nur die Sicherheit, dass sie sich nach nur einem Fehler direkt einen neuen Club suchen müssen, sondern auch die zweite Reihe erhält möglicherweise bessere Einsatzchancen.

Ein Segen für die Bundesliga

Die Transfersperre vor Wettbewerbsbeginn schützt darüber hinaus auch die nationale und internationale Konkurrenz. Premier-League-Teams können den japanischen Wunderstürmer, der bei einem deutschen Mittelklasseverein für Furore sorgte, nicht mehr am letzten Augusttag aus einem funktionierenden Teamgefüge reißen. Sie müssen sich in Geduld üben. In einer Zeit, in der Spieler ihre Wechsel mit Trainingsstreiks und Änderungen ihrer Instagram-Bio erzwingen wollen, eine zugegebenermaßen selten gewordene Tugend. 

Dass das englische Prinzip Anklang in anderen europäischen Spitzenligen findet, zeigt die Serie A: Die erste italienische Spielklasse hat den diesjährigen Deadline Day auf Freitag, den 17. August, vorgezogen – den letzten Tag vor Ligastart. Die Bundesliga hingegen bleibt den Fifa-Rahmenkalender treu und hält am 31. August als letzten Tag der Transfers fest.

Konzept würde auch der Bundesliga guttun

Die Bundesliga sollte sich ein Beispiel am vorgezogenen Ende des Transferfensters nehmen. Keine Paniktransfers mehr. Keine vermeintlichen Jahrhunderttalente, die sich auf Anraten windiger Berater ausgerechnet für Hannover entscheiden. Keine Mannschaft, die plötzlich ohne Mittelfeldregisseur dasteht.

So wie Wolfsburg 2015. Oder Schalke 2015. Denn der ohnehin bereits überhitzte Transfermarkt explodiert in den letzten Stunden vor Schluss gerne und kann unkontrollierte Kettenreaktionen auslösen. Kevin De Bruyne wechselte damals für 76 Millionen Euro zu Manchester City. Was machte Wolfsburg nun mit dem Geld und ohne sein taktisches Hirn? Sie steckten dem FC Schalke 43 Millionen Euro für sein wechselwilliges Talent Julian Draxler in den Rachen. Nicht etwa, weil man zu 100 Prozent vom manchmal bockigen Jungprofi überzeugt war, sondern weil er schlichtweg der einzige Kandidat war, der sich kurzfristig für den Fußballstandort Wolfsburg überzeugen ließ.

Pressekonferenz des VfL Wolfsburg anlaesslich der Vorstellung der neuzugaenge Julian Draxler und Dante, hier im Bild Klaus Allofs , Julian Draxler und Cheftrainer Dieter Hecking (VfL Wolfsburg) mit de ...
Julian Draxler bei seiner Präsentation in Wolfsburg am Deadline Day 2015Bild: imago sportfotodienst

Das Konzept fruchtet schon im ersten Jahr

Kritiker vermuten, dass ein früherer Deadline Day die Probleme des Fußballgeschäfts nur zeitlich vorziehen würde und noch mehr Last-Minute-Transfers provozieren würde. Die "BBC" hat diese Annahme jedoch bereits widerlegt: Weder wurde mehr Geld als im vergangenen Jahr unter die Leute gebracht noch wurden mehr Spieler verpflichtet. Champions-League-Teilnehmer Tottenham verzichtete (Stand 12:15 Uhr) gar komplett auf Neuverpflichtungen.

Die Unausgeglichenheit im Transferkalender sorgt nun jedoch für ein anderes Problem: Zwar dürfen englische Vereine keine neuen Spieler in ihren Reihen begrüßen, aber Spieler, die bei Premier-League-Clubs unter Vertrag stehen, dürfen noch ins Ausland wechseln. Ob das bedeutet, dass die Bundesliga die Vorzeichen umkehrt und in den kommenden drei Woche die halbe Premier League leer kauft? Möglich, aber unrealistisch. Dafür fehlt deutschen Vereinen schlichtweg das Geld. Selbst Liga-Krösus Bayern München hat sich wahnwitzigen Transfers im 100-Millionen-Bereich versperrt. Wir werden also weder Paul Pogba noch Eden Hazard in Kürze in Hoffenheim und Düsseldorf begrüßen dürfen.

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