Vier Spiele, vier Tore. Und das in nur 163 Minuten. Alle 41 Minuten ein Tor. Hoffenheims Reiss Nelson begeistert. Der 18-jährige Engländer ist vom FC Arsenal ausgeliehen, kostete die TSG eine halbe Million Euro.
Mit seinem ersten Doppelpack für 1899 beim 3:1 (0:1) in Nürnberg schoss Nelson sein Team fast im Alleingang zum Sieg. Der Club führte, aber der junge Engländer drehte das Spiel mit zwei wunderschönen Toren: Ein Volley aus kurzer Distanz (50.) und ein wuchtiger Schuss aus spitzem Winkel unter die Latte (57.).
Trainer Nagelsmann bemühte sich, seinen Youngster, der in Süd-London aufwuchs, nicht zu sehr zu loben, hob die starken Vorlagen bei den Treffern hervor. Doch er weiß, was er an dem Transfer-Schnäppchen hat. "Ich bin sehr zufrieden, er hat die Räume gut genutzt, eine gute Präsenz gehabt", sagte Nagelsmann.
Nach seinem zweiten Startelfeinsatz grinste er spitzbübisch, all das Lob und die Glückwünsche zum Matchwinner machten den Teenager dann aber doch etwas verlegen.
Der 18-Jährige hat allerbeste Chancen, als weiterer Jung-Star von der Insel nach Dortmunds Jadon Sancho, mit dem er befreundet ist, der Fußball-Bundesliga noch mehr englischen Touch zu verleihen. "Das war erst der Anfang, da kommt noch mehr", versprach Nelson am Samstag forsch.
Solche Aussagen freuen die TSG, die sich rechtzeitig vor dem nächsten Gruppenspiel in der Champions League am Dienstag gegen Olympique Lyon aus dem Tief mit drei Niederlagen in Serie befreite.
"Drei Punkte tun immer gut, in der Situation, wo wir waren, erst recht", sagte Coach Julian Nagelsmann. "Ein Sieg ist immer bedeutend, vielleicht ist der noch ein bisschen bedeutender." Statt großer Zweifel überwiegt nun in Hoffenheim die Zuversicht, und das ist vor allem Nelson zu verdanken.
"Ich habe gerade einen Lauf", sagte der Doppelpacker, der Serge Gnabry auf dem Flügel ersetzen soll. Der Nationalspieler war von Bayern München ausgeliehen und wusste zu überzeugten – nun darf Nachwuchsförderer Nagelsmann am nächsten Fußball-Juwel feilen.
Dass dieses Juwel aus England kommt, bestätigt einen Trend: Bei der WM im Sommer verzückten die zuvor noch regelmäßig enttäuschenden Engländer mit ihrem jungen Team und riefen reihenweise Scouts auf den Plan. Und weil die heimische Premier League oft auf Ausländer setzt, suchen junge Spieler ihr Glück anderswo.
Nelson hat sich bewusst für die Bundesliga als Entwicklungsstation entschieden – auch auf Anraten von seinem Kumpel Sancho, der mit zwei Toren und sechs Vorlagen in acht Spielen zumindest nicht ganz so treffsicher ist.
"Wir haben eine Menge Ähnlichkeiten und deshalb sagte er, ich solle in die Bundesliga kommen und dort meine Qualität zeigen", wird Nelson von der englischen Boulevard-Zeitung "Daily Mail" zitiert.
"Jeder sucht einen eigenen Weg. Wenn du fleißig bist, wird deine Zeit kommen, egal wo du bist", sagte Nelson, der seine Familie mit in den Kraichgau gebracht hat. Im Sommer geht's zurück nach London, eine Kaufoption für das Talent hat die TSG nicht. Europa-League-Teilnehmer Arsenal darf sich also auf einen Reiss Nelson mit Champions-League-Erfahrung freuen.
Nagelsmann hofft indes, dass Nelson auch am Dienstag in der Königsklasse gegen Olympique Lyon so weitermacht: "Die gute Quote darf er gerne bestätigen, das ist das Wichtigste bei jungen Spielern."
(as/dpa/sid)