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Fußball-Kolumne

Bundesligist vor Zerreißprobe: Wittmann verschlimmert Lage in Hoffenheim

Hoffenheim - RB Leipzig / Bundesliga Sinsheim, 08.11.2025, PreZero Arena, Fu
Die Hoffenheim-Fans haben eine klare Forderung.Bild: IMAGO images / Picture Point LE
Fußball-Kolumne

Fanprotest in Hoffenheim: Die TSG ist in der Bundesliga angekommen

In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
14.11.2025, 16:1014.11.2025, 16:10

Beim Bundesliga-Duell zwischen der TSG Hoffenheim und Rasenballsport Leipzig war am vergangenen Spieltag scharfer Fanprotest zu vernehmen. Nicht – wie ansonsten üblich – aus dem Gästeblock, sondern aus den eigenen Reihen. Die TSG-Fans wüteten auf Bannern, Flyern und in Sprechchören gegen den einflussreichen Spielerberater Roger Wittmann.

"Verpiss dich aus unserem Verein" stand auf einem großen Spruchband. In zahlreichen Flyern, die einem polizeilichen Fahndungsplakat nachgeahmt wurden, wurde der unbeliebte Berater deutlich sichtbar diffamiert ("Enkeltrickbetrüger").

Derart vorgetragene Protest-Folklore kannte man bei der TSG Hoffenheim bislang nur von den Gästefans, die das Mäzenatentum in Hoffenheim als Wettbewerbsverzerrung interpretierten und den Geldgeber Dietmar Hopp höchstpersönlich ins Visier nahmen. Dass der Perspektivenwechsel vom Eventpublikum hin zu einer protestfähigen Fankultur ausgerechnet beim Spiel gegen RB Leipzig vollzogen wurde, bringt eine wohltuende Ironie ins Spiel.

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher und watson-Kolumnist Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor

Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Lange schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Fanprotest ist ein untrügliches Zeichen einer selbstbewussten Fankultur. Sollte das Beispiel des letzten Spieltags Schule machen und sich im Selbstverständnis der Sins- und Hoffenheimer Stadionbesucher verankern können, wäre die TSG Hoffenheim auch in dieser Hinsicht in der Bundesliga angekommen. 17 Jahre nach dem sportlichen Aufstieg.

Protest der Hoffenheim-Fans ist Fan-Folklore

Vereine und Fußball gehören in Deutschland entweder niemandem oder allen. Deshalb laufen diejenigen, die den Kommerz im Bundesliga-Fußball prägen, immer Gefahr, Zielscheibe von Protest zu werden. Es liegt in der Natur dieser Art von Protest, dass dabei regelmäßig die Grenzen des guten Geschmacks überschritten werden und mit der Kritik – ähnlich wie im Karneval – zuweilen maßlos überzogen wird.

Die Botschaft ist ernstzunehmen, aber die Form darf nicht für bare Münze genommen werden. Ich nenne so etwas deshalb auch Fan-Folklore. Wohlwissend, dass es manchen der Betroffenen schwerfällt, die nötige Gelassenheit im Umgang damit zu finden.

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Roger Wittmann macht es mit seiner Klage nur noch schlimmer

Roger Wittmann schafft es jedenfalls nicht, denn er geht allen Ernstes juristisch gegen die Urheber der Flyer und Spruchbanner vor. Sein Anwalt Dominik Höch ordnet die Lage folgendermaßen ein: "Es handelt sich um ein bewusst verletzendes Dokument, das die Persönlichkeitsrechte unseres Mandanten, insbesondere sein Recht am eigenen Bild, erheblich verletzt. Einen solchen Steckbrief muss er nicht hinnehmen."

Es wurde Strafanzeige gestellt! Außerdem nahm der Anwalt den Verein in die Verantwortung, denn der hätte den prominenten Spielerberater Wittmann schützen müssen.

Angesichts dieser dünnhäutigen Reaktion dürfen wir auch in den kommenden Spieltagen gespannt nach Hoffenheim blicken und beobachten, wie dieser Protest seine Fortsetzung finden wird. Wenn es sich tatsächlich um echten Fanprotest handeln sollte, dann wird sich die Lage weiter zuspitzen.

Fans lassen sich durch solche Strafanzeigen sicherlich nicht einschüchtern und steuern. Im Gegenteil, wir wissen beispielsweise aus der Auseinandersetzung zwischen Dietmar Hopp und den Fans von Borussia Dortmund, dass Strafanzeigen wie Öl im Feuer wirken und dem Betroffenen rein gar nichts bringen.

Die Betroffenheit von Roger Wittmann ist nachvollziehbar. Er wäre jedoch gut beraten gewesen auf die Strafanzeige zu verzichten und den Protest als das einzuordnen, was er ist: Fußballfolklore und ein weiteres Indiz dahingehend, dass die TSG Hoffenheim mehr und mehr in der Bundesliga angekommen ist.

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