Erdal Keser. Ein Name, bei dem es nicht unbedingt bei jedem klingelt. Keser ist 57 Jahre alt und ehemaliger türkischer Fußball-Nationalspieler. In den Achtzigerjahren hat er bei Borussia Dortmund in der Bundesliga gespielt, 106-mal lief er für die Westfalen auf.
Keser ist einer der etlichen Ex-Profis und Experten, die sich in den vergangenen Tagen zu Oliver Bierhoffs Aussagen in Richtung Mesut Özil geäußert haben. Aber der Reihe nach.
Dieser Satz fällt ihm jetzt gnadenlos auf die Füße. Immer wieder. Mit voller Wucht.
"Missverständlich", "falsch ausgedrückt", "anders gemeint", "es tut mir leid", "ich ärgere mich" – keine Phrase aus dem Baukasten der Entschuldigungen, die Bierhoff am Freitag im ZDF nicht hervorkramte.
Doch der hastige Versuch, seine Äußerungen zu Mesut Özil wieder einzufangen, klang nicht überzeugend: Bierhoff, der betont hatte, keinen Spieler an den Pranger stellen zu wollen, hatte nämlich genau dies getan.
Womit wir wieder bei Erdal Keser sind. Auch Keser ist alles andere als angetan von Bierhoffs Äußerungen. Einen Spieler so in Frage zu stellen, sei erbärmlich und unter der Gürtellinie. So oder so ähnlich haben sich auch schon andere Experten geäußert, Keser ist mit seiner Kritik nicht alleine. Er hat den Finger auf die Wunde gelegt:
Panik beim DFB? Sieht ganz so aus. Bierhoffs Aussagen zu Mesut Özil sind da nur ein Mosaikstein. Denn die Fassade, die Oliver Bierhoff in den vergangenen Jahren mit Hashtags, Slogans, Glanz und Glitzer versehen hat, scheint nach dem WM-Aus ermattet. Viele Fans sind genervt.
Ist die Nationalmannschaft von Jedermanns Liebling zur Buhmannschaft der Nation geworden?
Will sagen: Wer aus einer Mannschaft ein Produkt macht, und es als fast-schon-Weltmeister bewirbt, darf sich nicht wundern, wenn sich die Leute nach dem Vorrunden-Aus beschweren.
Der Griff nach dem fünften Stern war ein Griff ins Klo.
Durch die missglückte Interview-Offensive merkt man nun deutlich: Bierhoff mag tolle Marketing-Ideen haben, aber er ist ein schlechter Krisenmanager. Er hat sich mit seinem Zurückrudern im Fall Özil selbst geschwächt. Das ist nicht mehr glaubwürdig.
Eine weitere Panne, die Bierhoff zu verantworten hat, ist die Wahl des ungeliebten WM-Quartiers Watutinki, das Bierhoff als geographisch perfekten Stützpunkt auserkoren hatte – weil er das Turnier von hinten nach vorne geplant hatte.
Die Wege zu den K.o.-Runden-Spielen wären kürzer gewesen. Das war hochmütig. Und Hochmut kommt vor dem Fall.
Oliver Bierhoff ist der Superminister der Nationalmannschaft, verantwortet alles. Das scheint ihm ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein. Er sollte sich Erdal Kesers Worte zu Herzen nehmen.
(as/sid/dpa)