In der Serie Unvergessen blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein großes Ereignis der Sportgeschichte zurück. Diesmal: Der 12. November 2007. Die Bayern führen unter Ottmar Hitzfeld zwar die Tabelle an, aber auf der Jahreshauptversammlung kommt es zum großen Eklat. Manager Uli Hoeneß beschimpft die Fans aufs Übelste. 12 Jahre später, auf der Mitgliederversammlung an diesem Freitag, wird Hoeneß nicht mehr als Bayern-Präsident und Aufsichtsratschef kandidieren. Als Aufsichtsratsmitglied will der gerne mal hitzköpfige Hoeneß dem Rekordmeister erhalten bleiben. Wir erinnern an die Mutter aller Wutreden.
Bei Bayern München herrscht nie Ruhe, nicht umsonst wird der deutsche Rekordmeister auch "FC Hollywood" genannt. Denn Emotionen sind da immer drin. So auch im November 2007. Die Bayern führen die Bundesliga zwar als Tabellenführer an, aber ein 0:0 gegen Frankfurt und ein 2:2 gegen Bolton im Europapokal lassen die Stimmung auf einen Tiefpunkt sinken.
Das bekommt die Vereinsführung auch auf der Jahreshauptversammlung im großen Festsaal der Paulaner-Brauerei am Münchner Nockherberg zu spüren. Lange bleibt es zwar ruhig, aber irgendwann hat Manager Uli Hoeneß genug: Diverse Fans monieren die hohen Eintrittspreise in der neuen Allianz Arena (Eröffnung 2005) und die miese Stimmung im neuen Tempel.
Hoeneß reagiert unwirsch und beginnt in bekannter Manier herumzubrüllen. Mit "populistischem Scheiß" weist er die Kritik zurück und es folgt ein erinnerungswürdiger 2-Minuten-Epilog. Die besten Aussagen daraus:
Karl-Heinz Rummenigge sitzt verdattert daneben, niemand kann Hoeneß in seinem Redeschwall stoppen. Er attackiert die Fans, "die von gestern leben", die meinen, man könne eBay und Google stoppen.
Obwohl Buhrufe zu hören sind, gibt es am Ende auch Applaus für den Charakterkopf. Endlich mal einer, der den Fans die Kappe wäscht.
Trotzdem fühlt sich der FC Bayern München am nächsten Tag mit einem offenen Brief zu einer Entschuldigung gezwungen. Und auch Hoeneß gesteht: "Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, bei mir sind die Sicherungen durchgebrannt." So richtig entschuldigen will er sich aber doch nicht: "Natürlich stehe ich zu meinen Aussagen. Ich bin der Meinung, dass wir diese Vorwürfe nicht verdient haben."
Dann fasst er zusammen, was wohl so viele Klubmanager denken: "Wir sollen die Champions League gewinnen, aber kosten darf es nichts. Das ist das Problem in diesem Land." Die Aussage gilt heute noch.
Bayern wird am Ende der Saison mit zehn Punkten Vorsprung auf Werder Bremen Meister. In der Europa League scheidet der Bundesliga-Krösus allerdings im Halbfinale gegen Zenit St.Petersburg aus.