In der 52. Minute des WM-Finales liefen vier Flitzerinnen und Flitzer auf das Feld. Die drei Frauen und ein Mann trugen dabei Polizei-Uniformen – und wollten damit wohl eine politische Botschaft senden.
Nachdem eine der Flitzerinnen sogar mit Frankreich-Star Mbappé abklatschen konnte, wurden sie vom Platz getragen.
Die Moskauer Polizei hat gegen die vier Flitzer jetzt Verwaltungsstrafen beantragt. Ihnen werde vorgeworfen, gegen die Vorschriften für Zuschauer bei Sportveranstaltungen verstoßen und sich unrechtmäßig Uniformen beschafft zu haben, meldete die Agentur Interfax am späten Sonntagabend.
Die Höchststrafe für den Verstoß gegen die Regeln für Zuschauer liegt laut Agentur Interfax bei einer Geldstrafe von 200.000 Rubel (etwa 2700 Euro) oder 160 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Für das Beschaffen einer Uniform beträgt die Strafe dem Bericht zufolge zwischen 1000 und 1500 Rubel (ca. 20 Euro).
THIS. ALL THIS 🙌 pic.twitter.com/tOtCx39owk
— Men in Blazers (@MenInBlazers) 15. Juli 2018
Die kremlkritische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot reklamierte die Aktion für sich und verband sie mit politischen Forderungen wie etwa nach mehr politischem Wettbewerb in Russland. Zudem forderte die Gruppe ein Ende von Festnahmen bei friedlichen Protesten und die Freilassung aller politischen Gefangenen.
NEWS FLASH! Just a few minutes ago four Pussy Riot members performed in the FIFA World Cup final match — ”Policeman enters the Game”https://t.co/3jUi5rC8hh pic.twitter.com/W8Up9TTKMA
— 𝖕𝖚𝖘𝖘𝖞 𝖗𝖎𝖔𝖙 (@pussyrrriot) 15. Juli 2018
Das folgende Video soll nach der Festnahme auf einem Polizeiposten aufgenommen worden sein. Es sei schade, dass das Jahr 1937 vorüber sei, sagte ein aufgebrachter Polizist. Damit spielte er wohl auf die politische Säuberung von Stalin an. In jenem Jahr ließ er 1,5 Millionen Menschen verhaften – der Großteil davon starb.
So much for the tolerant World Cup atmosphere. From the video of @gruppa_voina's police interrogation after @pussyrrriot's final protest, a cop says: "You shit all over Russia, yes?! It's a shame it's not 1937 anymore!"pic.twitter.com/YhhKiuZLkk
— max seddon (@maxseddon) 15. Juli 2018
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein "Punk-Gebet" aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierten. Wegen "Rowdytums" und "Aufwiegelung zu religiösem Hass" wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt, sie kamen jedoch vorzeitig frei.
(bn/dpa/vom)