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WM 2022

Oliver Bierhoff lässt sich über WM in Katar aus – und erntet Hohn

Fußball, Nationalmannschaft, vor dem Nations-League-Spiel in Ungarn: Oliver Bierhoff, Geschäftsführer Nationalmannschaften des DFB bei der Pressekonferenz.
Oliver Bierhoff betrachtet die Vergabe der Fußball-WM an Katar inzwischen als sehr kritisch.Bild: dpa / Daniel Löb
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"Schockiert": Bierhoff lässt sich über WM in Katar aus – und erntet Hohn

23.06.2022, 10:1723.06.2022, 10:57
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Während Oliver Bierhoff in der Vergangenheit kein Problem darin sah, die Fußball-WM in Katar abzuhalten, betrachtet er die Vergabe inzwischen als sehr kritisch. Seine veränderte Sichtweise rührt unter anderem von einer Reportage von RTL/ntv zur Lage Homosexueller im Emirat.

"Auf der einen Seite habe ich am Anfang auch immer gedacht: Wem gehört der Fußball? Gehört er nur Europa, gehört er nur Südamerika – oder gehört er der ganzen Welt?", sagte der DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie als Reaktion auf die Reportage gegenüber RTL.

Geld vor Menschenrechten? "Die Welt hat sich verändert"

Anfangs also sei ihm der Gedanke, den Fußball weltweit stattfinden zu lassen, noch richtig erschienen. Doch "die Welt hat sich auch verändert", sagte Bierhoff, und er ergänzte: "Die Anforderungen, die Ansprüche sind andere, auch der Fans, der Menschen. Insofern muss man das schon berücksichtigen." Er fragte sich selbst: "Ja, wie konnte die FIFA die WM in dieses Land geben?"

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Alles neu für die Fußball-WM in Katar: Auch beim Bau sollen Menschenrechte verletzt worden sein. Bild: dpa / Christian Charisius

Es sei zu kritisieren, dass "im ersten Punkt nur vielleicht auf Stadien oder andere Punkte geachtet wurde, oder natürlich Kommerz, und nicht auf diese Aspekte wie Menschenrechte oder andere gesellschaftliche Themen". Auf eine Änderung der Vergabekriterien müsse auch der Deutsche Fußball-Bund einwirken und damit deutlich machen, "dass die nächste Vergabe auch nur an Länder erfolgt, in der solche Dinge nicht passieren".

Geheucheltes Interesse? Viele halten Bierhoffs Aussagen für unglaubwürdig

Offenbar kaufen Bierhoff viele seinen Sinneswandel nicht ganz ab. Auf Twitter äußerte sich ein User etwa so darüber: "Da kann Bierhoff noch so oft Interesse an den Bedingungen in Katar heucheln. Dem DFB ist es einfach scheißegal, was da passierte und noch passiert."

Auch der Wirtschaftsprüfer Daniel Oehlmann hält Bierhoffs Sinneswandel in Hinblick auf vergangene Aussagen für unglaubwürdig: "Oliver Bierhoff ist 'schockiert' über Zustände in Katar im Hinblick auf Homosexualität. Ist ja auch total überraschend, konnte keiner ahnen. Übrigens der Mann, der es mal beleidigend fand nahezulegen, auch in der Nationalmannschaft könnte ein Schwuler sein."

Doku zeigt schlimme Lebensbedingungen für Homosexuelle in Katar auf

Auch wenn Bierhoff auf einige Menschen aufgrund früherer Aussagen als unglaubwürdig gilt, dürften sie doch mit seiner Meinung d'accord gehen. Andere loben Bierhoff für seine Erkenntnis: "Besser spät als nie", schreibt etwa ein Twitter-User.

Was die Dokumentation enthüllt, rückt das Ausmaß der fragwürdigen Vorgänge in Katar neu in den Fokus. Das reiche Emirat am Golf steht nicht umsonst wegen Menschenrechtsverletzungen immer wieder in der Kritik.

"Wir haben große Angst vor Bestrafung und Tod, denn das, was wir in unserer Jugend immer wieder gelernt haben, ist, dass Schwulsein eine Verirrung ist, nichts Natürliches."

In der Reportage "Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar" (zu sehen auf ntv um 15.40 Uhr) beklagen Homosexuelle aus Katar Diskriminierungen in ihrem Heimatland. "Wir haben große Angst vor Bestrafung und Tod, denn das, was wir in unserer Jugend immer wieder gelernt haben, ist, dass Schwulsein eine Verirrung ist, nichts Natürliches", sagt ein 32-Jähriger darin.

Der 32-Jährige berichtet weiter, Katars Gesellschaft und Regierung bekämpften Homosexuelle auf unterschiedliche Art. Die Polizei könne sie theoretisch jederzeit an einen geheimen Ort bringen. "Sie können psychische und physische Folter anwenden, wenn sie wollen", sagt er. "Sie beschlagnahmen alle deine persönlichen Gegenstände und durchsuchen dein Handy, schüchtern dich ein und schikanieren dich."

(mit Material von dpa)

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