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WM 2022: Binden-Skandal – Hansi Flick befolgt Rat von Jogi Löw

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Hansi Flick muss in einer weiteren Pressekonferenz die Entscheidung zur "One Love"-Binde verteidigen.Bild: dpa / Federico Gambarini
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WM 2022: Skandal um "One Love"-Binde – Hansi Flick befolgt Rat von Jogi Löw

22.11.2022, 17:40
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Es ist ein Skandal, dem sich Hansi Flick bei seiner ersten WM als DFB-Trainer stellen muss: der Streit um die "One Love"-Binde, die immer größere Ausmaße annimmt. Um dieses Thema kommt der Bundestrainer auch bei der Pressekonferenz einen Tag vor dem ersten WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft nicht vorbei.

Eigentlich sollte Deutschland am Mittwoch bei ihrem ersten WM-Spiel in der Gruppe E gegen Japan mit der "One Love"-Binde auflaufen. Die war bereits ein Kompromiss zu der Regenbogen-Binde. Das war, bevor diese plötzlich von der Fifa verboten wurde. Darauf folgte vor allem Unverständnis – bei den Fans, bei den Mannschaften, bei den Verbänden.

WM 2022: Flick geht direkt auf Binden-Verbot ein

Als Flick auf das Binden-Verbot der Fifa bereits in der zweiten Frage der Journalist:innen angesprochen wurde, reagierte er erleichtert: "Ich bin froh, dass das mit als Erstes kommt", sagte er. Die Mannschaft wollte gemeinsam mit dem DFB und den anderen Verbänden ein Zeichen setzen, die Fifa habe allerdings einen Riegel vorgeschoben und mit Strafen gedroht.

"Wenn es um eine Gelbe Karte geht, wäre das alles kein Problem."
Bundestrainer Hansi Flick

Auf die Frage, ob die DFB-Elf im Alleingang die Binde tragen würde, um ein Zeichen zu setzen, antwortet Flick: "Wir wussten nicht, welche Strafen das sein werden. Deshalb: Wenn man gemeinsam eine Aktion macht, dann sollte man auch gemeinsam zu ihr stehen." Also frei nach dem Motto: Entweder alle, oder keiner. Für die Mannschaften, die bereits am Montag gespielt hatten, sei diese Aktion der Fifa sehr kurzfristig gekommen. Zu diesem Zeitpunkt seien die Strafen nicht klar gewesen.

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Der damalige Bundestrainer Jogi Löw und sein damaliger Assistent Hansi Flick hatten schon zur WM 2014 eine enge Beziehung.Bild: dpa / Thomas Eisenhuth

Allerdings gab Flick auch zu: "Wenn es um eine Gelbe Karte geht, wäre das alles kein Problem. Dann wäre morgen Manuel Neuer Kapitän, beim nächsten Mal Joshua Kimmich." Aber die Sanktionen seien den Verbänden laut Flick eben nicht mitgeteilt worden. Deshalb wollten die Verbände Druck herausnehmen.

Hansi Flick befolgt Rat von Jogi Löw

Die negativen Schlagzeilen über die deutsche Nationalelf habe der Bundestrainer nicht gelesen. "Ich fokussiere mich auf das, wofür wir hier sind: auf den Fußball." Zudem habe er den Rat von Ex-Bundestrainer Jogi Löw beherzigt: "Wir haben uns zu einem Mittagessen getroffen und er sagte zu mir: 'guck, dass du keine Medien liest'."

Die Mannschaft selbst sei laut Flick "geschockt". Die Spieler seien traurig, dass sie dieses Zeichen nicht setzen könnten.

Joshua Kimmich appelliert an Journalisten: "Ihr müsst berichten"

Das betonte auch DFB-Star Joshua Kimmich. "Die Binde war tatsächlich Thema im Team. Es wurde darüber diskutiert, was man dagegen machen kann und wie es zu Hause thematisiert wurde", sagte der 27-Jährige im Interview mit dem ZDF, kurz vor der DFB-Pressekonferenz am Dienstag. Dennoch habe er das Gefühl, "dass die Kapitänsbinde in den letzten Wochen ein bisschen madig geredet wurde". Jetzt habe sie doch Bedeutung.

"Irgendwann müssen wir auch mal den Fokus auf das Turnier legen. Wir sind auch hier, um Fußball zu spielen."
DFB-Star Joshua Kimmich

Die Mannschaft habe sich laut Kimmich schon oft genug positioniert und wolle auch unabhängig von etwaigen Aktionen ihren Standpunkt weiter vertreten. Dennoch: "Irgendwann müssen wir auch mal den Fokus auf das Turnier legen. Wir sind auch hier, um Fußball zu spielen", fügte er hinzu.

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Mittelfeldspieler Joshua Kimmich beim Abschlusstraining der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag in Doha.Bild: dpa / Federico Gambarini

Diese Haltung vertrat Kimmich nur wenige Minuten später auch bei der offiziellen Pressekonferenz des DFB. "Ich selbst war nicht in die Entscheidung des DFB involviert", sagte er. Das sei ausschließlich eine Entscheidung der nationalen Verbände gewesen. Er selbst war darüber allerdings "verwundert". Denn die Binde wäre ein starkes Zeichen gewesen.

Trotzdem wolle er sich nun voll auf die kommenden Spiele – und besonders auf morgen – fokussieren. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass das erste Spiel eines Turniers "extrem wichtig" sei. "Ich bin aber überzeugt, dass wir morgen gewinnen werden", sagte Kimmich.

Gleichzeitig appellierte er an die anwesenden Journalist:innen: "Ihr seid die, die berichten müssen. Ihr müsst euch anschauen, wie das Leben hier wirklich ist." Die Spieler selbst seien häufig in einer Blase und bekämen vom "normalen Leben" nicht viel mit.

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