Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz des DFB mit Hansi Flick am Donnerstag, konnte der Bundestrainer über wenig Positives berichten. Nach der 1:2-Niederlage gegen Japan am Mittwoch musste Flick sich den Fragen der Journalisten stellen und Erklärungen für das Auftakt-Debakel finden. "Wir konnten in der Defensive die Kompaktheit nicht herstellen, die wir hätten herstellen können", lautete eine davon.
Dass nun erst recht Druck auf der Mannschaft und auf Flick lastet, war auch auf der Pressekonferenz deutlich zu spüren. "Wir haben keinen Schuss mehr frei. Den Fehlschuss hatten wir gestern", betonte er. Denn jetzt gilt es: Verliert Deutschland am Sonntag gegen Spanien (20 Uhr), bedeutet das auch das WM-Aus.
Die ersten 70 Spielminuten dominierte Deutschland, doch dann drehte Japan nach zwei Auswechselungen auf deutscher Seite die Partie von einem 0:1 zu einem 2:1-Sieg. WM-Experte und ehemaliger DFB-Spieler Sami Khedira war am Mittwochabend in der ARD ebenfalls sichtlich angefressen von der Leistung der deutschen Nationalelf.
Die fehlende Kompaktheit der deutschen Defensive, von der Flick am Donnerstag auf der Pressekonferenz sprach, störte auch Khedira:
David Raum sei ein offensiver Verteidiger. Da käme viel auf Rüdiger zu. Verteidigung sei aber auch immer ein Thema der Mittelfeldspieler und der Stürmer.
In der 67. Minute wurden Jonas Hofmann für Thomas Müller und Leon Goretzka für İlkay Gündoğan – der das 1:0 schoss – eingewechselt. Im Anschluss, in der 75. Minute fiel durch Japans Ritsu Dōan der Ausgleich zum 1:1. Die vorangegangenen Auswechselungen sieht Khedira kritisch und poltert gegen Goretzka:
Ein weiteres Problem der Verteidigung sieht Khedira in dem fehlenden klassischen defensiven Mittelfeldspieler. "Wir haben in der zweiten Hälfte unser Herzstück hergegeben. Es gibt nicht ohne Grund den Spruch: Kontrollierst du die Mitte, kontrollierst du das Spiel", sagt Khedira. Und fügt hinzu: "Ich schätze Hansi sehr, aber in der Kadernominierung hat mir schon ein defensiver Spieler gefehlt. Er hat gesagt, man hätte alle Möglichkeiten abgedeckt. Heute war ein Spiel, wo du die Null halten muss!"
Man habe laut Khedira viele talentierte Spieler, aber keinen Druck mehr auf den Ball. "Dann gibt es den langen Ball – Tor. Das resultiert daraus, dass du keinen Druck mehr auf den Ball hattest", diagnostiziert der ARD-Experte. "Endo konnte schalten und walten, wie er wollte. Und dann gibt es so ein trauriges Resultat. Wir sitzen dann hier und denken: Mist!"
Denn zusammen mit den Experten Thomas Hitzlsperger und Almuth Schult hatte Sami Khedira bereits frühzeitig während des Spiels auf einen Wechsel hingewiesen: "Wir saßen im Studio und wussten: Da stimmt etwas nicht! Darauf musst du reagieren", sagte er rund fünf Stunden nach Abpfiff. Und schießt direkt in Richtung Bundestrainer Hansi Flick: "Das erwarte ich von einem Weltklasse-Trainer!"
Auf der DFB-Pressekonferenz am Donnerstag erklärte Hansi Flick, dass er das System gegen Spanien nicht ändern werden. Khedira sieht das anders: "Stellt sich die Systemfrage? Für mich ja!" Er erklärt: