Es sollte um "Die letzten Tage des Donald Trump – gelingt ein Machtwechsel ohne weitere Gewalt?" gehen. Frank Plasberg und seine Gäste sprachen auch viel darüber. Im Gedächtnis bleiben wird diese Sendung als die von Peter Altmaier, der von seinen Erfahrungen mit den Störern im Reichstag und Friedrich Merz' Tweet zur Übernahme seines Ministeramts berichtet und dann wahrscheinlich auch noch Opfer eines fiesen Witzes wird.
Die Gäste:
Es war ein turbulentes Wochenende. Am Samstag haben die CDU-Delegierten Armin Laschet als ihren neuen Parteivorsitzenden gewählt. Der wieder einmal unterlegene Friedrich Merz hat umgehend danach in einem Tweet die Übernahme des Wirtschaftsministeriums "angeboten" – fast so als sei es noch unbesetzt.
Nun begrüßt Frank Plasberg den amtierenden Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in seiner Sendung mit den Worten "Schön, dass sie noch im Amt sind." Und der Bedankt sich artig mit "Vielen Dank".
Damit scheint die Causa Merz erstmal erledigt, denn es geht eigentlich um die letzten Tage von US-Präsident Donald Trump und damit natürlich auch um den Sturm aufs Kapitol durch gewalttätige Anhänger des Präsidenten. Altmaier findet, dass dies "fast ein Total-Crash" war. "Das hat es in noch keinem demokratischen Land dieser Welt gegeben." Viel harmlosere aber trotzdem irgendwie ähnliche Erfahrungen hat Altmaier Ende November im Berliner Reichstag gemacht. Die AfD hatte vor der Abstimmung zum erneuerten Infektionsschutzgesetz einige eine Handvoll Störer in den Bundestag geschleust. Eine Frau bepöbelte und filmte Altmaier vor der Abstimmung.
Aber es habe ihn schon geärgert, weil der Reichstag "ein sakrosankter Ort" sei.
Das gilt für das Kapitol zumindest in gleichem Maße. Für den österreichischen Amerikaner Matthew Karnitschnig, Europa-Korrespondent von "Politico", waren die Kapitol-Stürmer "Extremisten, eine Randgruppe", die nicht für viele Trump-Anhänger steht. Ein Trump-Fan ist nicht, allerdings tadelt Karnitschnig die deutsche und europäische Politik: Sie habe Trump und seine Republikaner vernachlässigt, "was man verstehen kann, aber strategisch nicht so klug ist". Die Republikaner würden sich neu erfinden und die fehlenden Kontakte könnten dann in der zukünftigen Zusammenarbeit "problematisch werden".
Die amerikanische Politologin Cathryn Clüver Ashbrook glaubt hingegen an keinen Neuanfang. Zumindest der Trumpismus und vielleicht sogar die Familie blieben erhalten. "Ich glaube die Kinder Trump werden dort auf viele Arten versuchen, die Maschine weiterzuführen." Dass Trump nach der Wahl behauptet hat, bei der Auszählung der Stimmen sei betrogen worden ist, ist für sie eine Art Ursünde. "Das ist die Hitler-Goebbels'sche große Lüge gewesen“, sagt sie. Und Plasberg, der immer sehr allergisch auf Hitler-Vergleiche reagiert, lässt die zugeschaltete Amerikanerin zwar ausreden, stutzt sie dann aber zurecht: "Hitler-Goebbels Vergleiche gehen immer schief – das war einzigartig."
Auch Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock glaubt, "der Trumpismus hat sich in die Gesellschaft eingefressen". Sie begrüßt die Sperrung von Trumps Social-Media-Accounts. "Sie hätten es schon vor vier Jahren machen müssen." Sie plädiert für gesetzliche Leitlinien "Hass und Hetze sind eine Straftat und werden auch im normalen Leben geahndet und verfolgt."
Die Frau von Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni kommt aus Amerika. Sein Schwiegervater hat Trump gewählt, obwohl er ihn nicht mag. Trump sei nur ein Symptom "nur weil das Land gespalten war, konnte es ein Mann wie Trump ausnutzen". Und dann warnt er noch vor übertriebenen Hoffnungen der Europäer an Joe Biden. "Auch er wird ‚America first' als Ausrichtung seiner Politik haben", wenn auch nicht als Mantra. Und er gibt zu bedenken: Zwar würde der Name Trump jetzt geradezu "toxisch" wirken, aber "Amerikaner lieben auch Comebacks".
Ein Comeback versucht Plasberg auch gegen Ende der Sendung mit dem Thema Friedrich Merz bei Peter Altmaier. Was er denn von Merz' Übernahmeangebot halte, will er wissen. Altmaier schaut mit eingefroren-säuerlichem Lächeln in die Kamera. "Ich finde, dass jeder die Möglichkeit hat, Wünsche zu äußern. Ich finde das gar nicht problematisch. Die Kanzlerin hat das Ihrige gesagt. Ich glaube, das ist doch ein ganz normaler demokratischer Prozess." Eine nichtssagende Antwort wie aus dem diplomatischen Lehrbuch.
Frank Plasberg erhebt ein bisschen die Stimme und fragt: "Herr Altmaier, was haben sie zuerst gedacht?" Doch Altmaier ist Profi genug, um nicht vom Leder zu ziehen.
In seiner Schlussrunde fragt Plasberg seine Gäste dann wie so oft, mit welchem der anderen Gäste sie denn mal gerne essen gehen würden. Und Altmaier wählt überraschend Plasberg selbst, weil er sich mit seiner Sendung "so verdient" gemacht habe. Plasberg ist merklich überrascht und antwortet: "Na dann hoffe ich mal, dass ich satt werde."
Der Satz wirft viele Fragen auf bei den Zuschauern.
War das eine Freud'sche Fehlleistung von Plasberg? Ein missglückter Witz? Hat sich Plasberg über Altmaiers ausweichende Antworten geärgert? Oder vielleicht doch ganz anders gemeint? Der Moderator täte gut daran, sich zu erklären. Und noch viel besser: sich zu entschuldigen.