"Maybrit Illner" ohne Maybrit Illner – ein ungewohntes Bild am Donnerstagabend im ZDF. Auf dem Moderatorenplatz sitzt nämlich Matthias Fornoff. Illner liege krank im Bett, negativer Corona-Test aber inklusive, wie Fornoff gleich zu Beginn verkündet.
An der aktuellen Corona-Lage in Deutschland ändert das natürlich wenig. Die Zahlen liegen wieder bei über 20.000 Neuinfektionen pro Tag, momentan sterben jeden Tag mehr als 500 Menschen an Covid-19.
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Was das für die Menschen bedeutet? In manchen Bundesländern, dass entweder an Weihnachten eben doch nicht gelockert oder unmittelbar nach Weihnachten drastisch verschärft wird.
Das sagt der Weltärztepräsident und fordert eine deutliche Verschärfung der Maßnahmen. Seiner Ansicht nach habe man in Deutschland "zwei Fehler" gemacht.
Der erste Fehler sei das "Katzenkonzert" der Ministerpräsidenten gewesen. Was er meint, sind die zwischendurch sehr uneinheitlichen, lauten, aber ineffektiven Aussprachen bei den Ministerpräsidenten-Konferenzen. Der zweite Fehler habe darin bestanden, dass auch unter Wissenschaftlern und Ärzten ein Streit um die richtige Meinung entbrannt sei und dieser zu häufig in der Öffentlichkeit ausgetragen worden sei.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, gefällt die erste Aussage gar nicht. Sie wolle "gar nicht wiederholen", was der Ärztepräsident da gesagt habe und weist ihn zurecht: Für sie ist es zu "schwarz-weiß" gedacht, dass man jetzt einfach zwei Gruppen die Schuld zuweist. Sie fordert, viel mehr im Großen und Ganzen zu denken und weniger einzelne Entscheidungszuträger zu "bashen". Was natürlich auch stimmt.
Montgomery rechtfertigt sich im Anschluss energisch, seine Aussage gar nicht so "schwarz-weiß" gemeint zu haben, wirklich auf Gehör stößt er bei Dreyer damit aber nicht.
Schuldzuweisungen sind sowieso einer der Vorgänge, die in dieser Zeit wohl am Wenigsten helfen. Das ist auch Moderator Fornoff bewusst, der souverän durch die Sendung leitet.
Grundsätzlich sind sich nämlich alle einig – die Fallzahlen müssen runter. Und das zur Not auch mit einem harten Lockdown. Selbst Boris Palmer, Grüner Oberbürgermeister von Tübingen, ist dieser Meinung – obwohl er vor Beginn des "Lockdown light" noch massives Unverständnis darüber geäußert hatte, dass beispielsweise Gastronomien dicht gemacht werden.
Nun ist er ebenfalls auf Kurs harter Lockdown – die Weihnachtslockerungen sieht er mittlerweile als Problem.
In seiner Stadt hat man schon vor Monaten einen besonderen Weg eingeschlagen. Und dieser hat nachweislich Erfolg gebracht. In Tübingen sei man zum Beispiel anders als in vielen anderen Städten konsequent in die Altenheime gegangen und habe massenweise Corona-Tests bei den Bewohnern gemacht. So sei es gelungen, die Infiziertenzahl bei den über 75-Jährigen zwei Wochen lang bei Null zu halten.
Und auch Corona-Schnelltests sind in Tübingen deutlich einfacher zu bekommen als anderswo, die Leute können auf dem Marktplatz herausfinden, ob sie ansteckend ist. "Das macht Weihnachten deutlich ruhiger und sicherer", sagt Palmer.
Dass sich das Konzept einer Stadt nicht automatisch auf ein ganzes Bundesland übertragen lässt, ist klar. Dennoch kann der Tübinger Ansatz als Vorbild dienen – und zumindest Malu Dreyer verrät, dass sich Rheinland-Pfalz doch so manches bereits abgeschaut habe.
Viele sehen in einem Impfstoff DIE Hoffnung für die Pandemie, doch bei "Illner" ist man vorsichtig. "Das Impfen ist kein Allheilmittel", sagt Malu Dreyer. Und Frank-Ulrich Montgomery formuliert es noch drastischer. "Also wer glaubt, mit der Impfung sei alles erledigt, dem kann ich nicht mehr helfen", sagt er.
Und Montgomery geht noch weiter:
Er spielt auf Großbritannien an, das in dieser Woche angefangen hat, alte Menschen zu impfen. Seiner Meinung würde ein verfrühter Beginn der Impfungen, noch bevor alle Tests und ordentlichen Zulassungsverfahren abgeschlossen seien, die Menschen eher verunsichern.
Wer bereits geimpft ist, ist Boris Palmer. Er war Proband in einer klinischen Studie der Tübinger Impfstofffirma Curevac, deren Impfstoff zu den vielversprechenden Mitteln gehört. Nebenwirkungen hätte er keine gehabt. Eine Impfpflicht schließt er kategorisch aus. Und gerät dabei noch mit dem durchaus diskussionsfreudigen Weltärztepräsident aneinander.
Wie groß die Gefahr sei, dass eine Impfpflicht durch die "Hintertür" komme, also mit verpflichtenden Nachweisen am Flughafen, um überhaupt fliegen zu dürfen oder ähnliches, will Moderator Fornoff wissen. Ärztepräsident Montgomery antwortet als Erster, vermutet, dass irgendwann Impfnachweise für bestimmte Leistungen benötigt werden.
"Muss man doch bei der Grippe auch nicht", wirft Boris Palmer da ein. "Ich bin da echt dagegen", führt er fort. Montgomery entgegnet, dass es irgendwann eine ethische Debatte werde, inwiefern die, die sich haben impfen lassen und die, die sich der Impfung "verweigert" hätten, gleich oder ungleich behandelt werden.
Auch das passt Palmer nicht. Es gebe nicht nur Leute, die die Impfung "verweigern", bei vielen würden auch andere Gründe eine Rolle spielen.
Er führt im Anschluss aus, dass der einzige wichtige Faktor sei, dass das Gesundheitssystem "sicher" ist, also dass weder Intensivstationen noch Gesundheitsämter überlastet sind. Und wenn man das mit einer gewissen Prozentzahl an Impfungen erreicht hätte, brauche man keine Impfnachweise oder ähnliches. Diese Argumentation scheint Montgomery dann zumindest teilweise zu überzeugen.