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Palmer bei "Illner": "Kommen jetzt, glaube ich, in große Schwierigkeiten"

Boris Palmer hat in Tübingen gute Arbeit geleistet.
Boris Palmer hat in Tübingen gute Arbeit geleistet.Bild: sceenshot ZDF
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"Maybrit Illner" ohne Maybrit Illner – aber mit einem geimpften Boris Palmer

11.12.2020, 11:45
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"Maybrit Illner" ohne Maybrit Illner – ein ungewohntes Bild am Donnerstagabend im ZDF. Auf dem Moderatorenplatz sitzt nämlich Matthias Fornoff. Illner liege krank im Bett, negativer Corona-Test aber inklusive, wie Fornoff gleich zu Beginn verkündet.

An der aktuellen Corona-Lage in Deutschland ändert das natürlich wenig. Die Zahlen liegen wieder bei über 20.000 Neuinfektionen pro Tag, momentan sterben jeden Tag mehr als 500 Menschen an Covid-19.

Diese Gäste waren bei "Maybrit Illner" geladen:

  • Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
  • Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister
  • Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeister der Stadt Tübingen
  • Frank Ulrich Montogomery, Vorstandsvorsitzender des Weltärztebunds
  • Svenja Flaßpöhler, Philosophin, Journalistin und Autorin

Was das für die Menschen bedeutet? In manchen Bundesländern, dass entweder an Weihnachten eben doch nicht gelockert oder unmittelbar nach Weihnachten drastisch verschärft wird.

"Wer zu spät kommt, den bestraft das Virus."
Frank-Ulrich Montgomery

Das sagt der Weltärztepräsident und fordert eine deutliche Verschärfung der Maßnahmen. Seiner Ansicht nach habe man in Deutschland "zwei Fehler" gemacht.

Die "zwei Fehler" der Deutschen

Der erste Fehler sei das "Katzenkonzert" der Ministerpräsidenten gewesen. Was er meint, sind die zwischendurch sehr uneinheitlichen, lauten, aber ineffektiven Aussprachen bei den Ministerpräsidenten-Konferenzen. Der zweite Fehler habe darin bestanden, dass auch unter Wissenschaftlern und Ärzten ein Streit um die richtige Meinung entbrannt sei und dieser zu häufig in der Öffentlichkeit ausgetragen worden sei.

Frank-Ulrich Montgomery hat "zwei Fehler" ausgemacht.
Frank-Ulrich Montgomery hat "zwei Fehler" ausgemacht.Bild: screenshot ZDF

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, gefällt die erste Aussage gar nicht. Sie wolle "gar nicht wiederholen", was der Ärztepräsident da gesagt habe und weist ihn zurecht: Für sie ist es zu "schwarz-weiß" gedacht, dass man jetzt einfach zwei Gruppen die Schuld zuweist. Sie fordert, viel mehr im Großen und Ganzen zu denken und weniger einzelne Entscheidungszuträger zu "bashen". Was natürlich auch stimmt.

Montgomery rechtfertigt sich im Anschluss energisch, seine Aussage gar nicht so "schwarz-weiß" gemeint zu haben, wirklich auf Gehör stößt er bei Dreyer damit aber nicht.

Das Vorbild Tübingen

Schuldzuweisungen sind sowieso einer der Vorgänge, die in dieser Zeit wohl am Wenigsten helfen. Das ist auch Moderator Fornoff bewusst, der souverän durch die Sendung leitet.

Die Runde am Donnerstagabend.
Die Runde am Donnerstagabend.Bild: screenshot ZDF

Grundsätzlich sind sich nämlich alle einig – die Fallzahlen müssen runter. Und das zur Not auch mit einem harten Lockdown. Selbst Boris Palmer, Grüner Oberbürgermeister von Tübingen, ist dieser Meinung – obwohl er vor Beginn des "Lockdown light" noch massives Unverständnis darüber geäußert hatte, dass beispielsweise Gastronomien dicht gemacht werden.

Weihnachtslockerungen machen nun Schwierigkeiten

Nun ist er ebenfalls auf Kurs harter Lockdown – die Weihnachtslockerungen sieht er mittlerweile als Problem.

"Wir kommen jetzt glaube ich in große Schwierigkeiten, dass wir den Leuten Hoffnung auf Weihnachten gemacht haben und jetzt nachträglich alles wieder umwerfen."
Boris Palmer

In seiner Stadt hat man schon vor Monaten einen besonderen Weg eingeschlagen. Und dieser hat nachweislich Erfolg gebracht. In Tübingen sei man zum Beispiel anders als in vielen anderen Städten konsequent in die Altenheime gegangen und habe massenweise Corona-Tests bei den Bewohnern gemacht. So sei es gelungen, die Infiziertenzahl bei den über 75-Jährigen zwei Wochen lang bei Null zu halten.

Weltärztepräsident Montgomery kritisiert "Katzenkonzert" der Ministerpräsidenten.
Weltärztepräsident Montgomery kritisiert "Katzenkonzert" der Ministerpräsidenten.Bild: screenshot ZDF

Und auch Corona-Schnelltests sind in Tübingen deutlich einfacher zu bekommen als anderswo, die Leute können auf dem Marktplatz herausfinden, ob sie ansteckend ist. "Das macht Weihnachten deutlich ruhiger und sicherer", sagt Palmer.

Der Impfstoff ist kein "Allheilmittel"

Dass sich das Konzept einer Stadt nicht automatisch auf ein ganzes Bundesland übertragen lässt, ist klar. Dennoch kann der Tübinger Ansatz als Vorbild dienen – und zumindest Malu Dreyer verrät, dass sich Rheinland-Pfalz doch so manches bereits abgeschaut habe.

Malu Dreyer ist aus Mainz zugeschaltet.
Malu Dreyer ist aus Mainz zugeschaltet.Bild: screenshot ZDF

Viele sehen in einem Impfstoff DIE Hoffnung für die Pandemie, doch bei "Illner" ist man vorsichtig. "Das Impfen ist kein Allheilmittel", sagt Malu Dreyer. Und Frank-Ulrich Montgomery formuliert es noch drastischer. "Also wer glaubt, mit der Impfung sei alles erledigt, dem kann ich nicht mehr helfen", sagt er.

Und Montgomery geht noch weiter:

"Ich halte es für völlig falsch, dass jetzt schon geimpft wird."
Frank-Ulrich Montgomery

Proband Boris Palmer...

Er spielt auf Großbritannien an, das in dieser Woche angefangen hat, alte Menschen zu impfen. Seiner Meinung würde ein verfrühter Beginn der Impfungen, noch bevor alle Tests und ordentlichen Zulassungsverfahren abgeschlossen seien, die Menschen eher verunsichern.

Wer bereits geimpft ist, ist Boris Palmer. Er war Proband in einer klinischen Studie der Tübinger Impfstofffirma Curevac, deren Impfstoff zu den vielversprechenden Mitteln gehört. Nebenwirkungen hätte er keine gehabt. Eine Impfpflicht schließt er kategorisch aus. Und gerät dabei noch mit dem durchaus diskussionsfreudigen Weltärztepräsident aneinander.

...und seine Debatte gegen Frank-Ulrich Montgomery

Wie groß die Gefahr sei, dass eine Impfpflicht durch die "Hintertür" komme, also mit verpflichtenden Nachweisen am Flughafen, um überhaupt fliegen zu dürfen oder ähnliches, will Moderator Fornoff wissen. Ärztepräsident Montgomery antwortet als Erster, vermutet, dass irgendwann Impfnachweise für bestimmte Leistungen benötigt werden.

Boris Palmer und Frank-Ulrich Montgomery geraten in eine hitzige Debatte.
Boris Palmer und Frank-Ulrich Montgomery geraten in eine hitzige Debatte.Bild: screenshot ZDF

"Muss man doch bei der Grippe auch nicht", wirft Boris Palmer da ein. "Ich bin da echt dagegen", führt er fort. Montgomery entgegnet, dass es irgendwann eine ethische Debatte werde, inwiefern die, die sich haben impfen lassen und die, die sich der Impfung "verweigert" hätten, gleich oder ungleich behandelt werden.

Auch das passt Palmer nicht. Es gebe nicht nur Leute, die die Impfung "verweigern", bei vielen würden auch andere Gründe eine Rolle spielen.

"Ich finde es echt falsch. Wenn wir werben wollen für die Impfung, dann dürfen wir jetzt nicht schon die, die sich aus individuellen Gründen dagegen entscheiden, als Verweigerer abkanzeln."
Boris Palmer

Er führt im Anschluss aus, dass der einzige wichtige Faktor sei, dass das Gesundheitssystem "sicher" ist, also dass weder Intensivstationen noch Gesundheitsämter überlastet sind. Und wenn man das mit einer gewissen Prozentzahl an Impfungen erreicht hätte, brauche man keine Impfnachweise oder ähnliches. Diese Argumentation scheint Montgomery dann zumindest teilweise zu überzeugen.

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