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Epidemiologe mit düsterer Prognose bei "Markus Lanz"

Der Epidemiologe Timo Ulrichs schaut besorgt auf die Zahlen.
Der Epidemiologe Timo Ulrichs schaut besorgt auf die Zahlen. bild: screenshot zdf
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Epidemiologe bei "Markus Lanz": "Wir können es uns nicht leisten, groß zu öffnen"

03.03.2021, 07:5803.03.2021, 08:57
dirk krampitz
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Es ist der Abend vor einem weiteren Treffen der Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Lage. Und so dreht sich bei Markus Lanz auch wieder mal alles um die Pandemie. Nur der aus Washington zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen spricht am Anfang noch ein bisschen über Donald Trumps ersten Auftritt nach seinem Abtritt, seine vermutlichen Geldsorgen und dessen vage Ankündigung, in vier Jahren nochmal anzutreten. Aber am Ende geht es auch bei Theveßen schon um den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson, für den in Amerika zwei Produktionsstandorte eingerichtet werden und der auch bald in Europa zugelassen werden soll. Zu Gast bei Markus sind:

  • Elmar Theveßen, Leiter ZDF-Studio Washington
  • Alexander Graf Lambsdorff, FDP-Politiker
  • Dr. Petra Bahr, Theologin, Mitglied im Deutschen Ethikrat
  • Simone Lange, Oberbürgermeisterin von Flensburg (SPD)
  • Prof. Timo Ulrichs, Epidemiologe
FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff fordert Stufenpläne.
FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff fordert Stufenpläne.bild: screenshot zdf

Morgen beraten sich die Ministerpräsidenten über die Pandemie-Lage. Einige Zeit sah es so aus, als würden Lockerungen erfolgen. Doch seit einigen Tagen steigen die Zahlen wieder. Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff stellt aus sicherer Oppositionssicht fest: "Die Leute wollen geimpft werden, wollen getestet werden und ihre Freiheit zurück." Aber an der Lockdown-Situation wird sich seiner Einschätzung nach erstmal nichts ändern.

"Ich kenne ja die Beschlussvorlage. Da steht: Bis Ende des Monats bleibt alles wie es ist."
Alexander Graf Lambsdorff

Und das kritisiert er. Der Handel brauche zumindest "Verlässlichkeit und Perspektive", beispielsweise einen Stufenplan, der zeigt, was wann unter welchen Bedingungen möglich ist. Auch Schließungen bei der Verschlechterung der Situation gehörten dazu. So wie jetzt sei die Situation fatal. "In jedem Ortskern sind mehr Unternehmer als im Dax. Die Leute stehen vor den Trümmern ihrer Existenz." Versäumnisse sieht er bei der Regierungskoalition, die sich zum Beispiel auch nicht genug um Schnelltests gekümmert habe. In Deutschland gebe es drei zugelassene Corona-Selbsttests, "aber keinen wirklich am Markt", in Österreich gebe es hingegen bereits 247.

Bischöfin: Misstrauen wächst

Regionalbischöfin Petra Bahr sieht Mangel vor allem in der Organisation.
Regionalbischöfin Petra Bahr sieht Mangel vor allem in der Organisation.Bild: screenshot zdf

Auch Petra Bahr, Regionalbischöfin aus Hannover und Mitglied im Deutschen Ethikrat, findet, die Bemühungen in der Politik müssten stärker werden. Vor allem die Impfbemühungen müssten "deutlich zunehmen". Und auch solche organisatorischen Petitessen wie etwa Wartelisten könnten da schon helfen, um generell mehr zu impfen und Probleme wie Impfvordrängler zu beheben.

"Vielleicht stehen wir uns als Deutsche selbst im Wege, wir stellen ja im Moment fest, dass wir so toll gar nicht sind im Organisieren."
Petra Bahr

Ihre große Sorge: "Dass Leute nicht mehr mitspielen." Und "Das Misstrauen gegenüber politischen Institutionen wächst."

Bahr hofft da auf entscheidungsfreudige Kommunalpolitiker, die ihre Stadt, ihre Kommune mit mutigen Entscheidungen durch die Krise führen. Leute wie Simone Lange, Oberbürgermeisterin von Flensburg. Die SPD-Politikerin ordnete in ihrer Stadt aufgrund sehr hoher Corona-Zahlen einen knallharten Lockdown an, mit nächtlicher Ausgangssperre und dem Verbot, einen anderen Haushalt zu treffen (Ausnahme bei Alleinlebenden).

Zurzeit hat Flensburg noch immer eine Inzidenz von 160, in Schleswig-Holstein rund um sie herum liege sie bei 40-60. Seit einer Woche hat Lange kommunale Testzentren eingerichtet – was Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ja eigentlich bundesweit ab 1. März angekündigt hat. 4000 Leute haben sie in der vergangenen Woche getestet und dabei 40 positive Fälle entdeckt, "die sonst nicht entdeckt worden wären", so Lange.

Epidemiologe warnt vor der Kurve

Timo Ulrichs mit der ansteigenden Infektionskurve.
Timo Ulrichs mit der ansteigenden Infektionskurve. bild: screenshot zdf

So erfreulich dieser Erfolg ist, so erschreckend ist die Trefferquote von einem Prozent der Getesteten. Nur folgerichtig, dass der Epidemiologe Timo Ulrichs einer Öffnung auch skeptisch gegenübersteht.

"Jetzt sind wir in einer ziemlich labilen Lage. Das morgige Treffen ist sehr kritisch. Wir können es uns angesichts dieser Zahlen nicht leisten, groß zu öffnen."
Timo Ulrichs

Zumindest nicht, ohne massiv mit Tests gegenzusteuern. Zwar würden es Länder wie Österreich wagen, aber damit auch ein Risiko eingehen. Stufenpläne, wie von Lambsdorff gewünscht, könne man machen. "Aber die Stufenpläne sind immer nur so gut, wie sich das Virus verhält." Im Zweifelsfalle müsse man sie eben wieder über den Haufen werfen, wenn es darum geht, exponentielles Wachstum einzufangen.

Um das deutlicher zu machen, erinnert er nochmal an Anfang November, als es großes Zögern und Skepsis beim Lockdown gab, der zuerst auch nur ein "softer" war. "Bei dieser zweiten Welle hätte man etwas früher und entschiedener handeln müssen im November", findet Ulrichs. Und dann sagt er ganz nebenbei einen Satz, der alle Alarmglocken schrillen lassen sollte: "Wir haben derzeit einen Steigungswinkel bei den Infektionen wie Anfang November – aber auf höherem Niveau. Man kann da sehr schnell wieder ins exponentielle Wachstum kommen."

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