Unterhaltung
Deutschland

Fynn Kliemann will Masken-Skandal wiedergutmachen – mit 280.000 Euro

ARCHIV - 04.11.2020, Niedersachsen, Elsdorf: Fynn Kliemann, deutscher Musiker und YouTuber, steht auf seinem Hof "Kliemannsland" im Ortsteil R
Nach heftiger Kritik wegen Maskengeschäften will Fynn Kliemann die Wogen mit Spendengeldern glätten.Bild: dpa / Hauke-Christian Dittrich
Exklusiv

Fynn Kliemann spendet 280.000 Euro an vier Organisationen

71.000 Euro sollen an die Stuttgarter Hilfsorganisation STELP gehen. Deren Vorsitzender Serkan Eren über den Spendenzweck und vorherige Zweifel.
03.06.2022, 18:1104.06.2022, 12:44
Mehr «Unterhaltung»

Nach Bekanntwerden von Vorwürfen zu Schutzmasken-Geschäften will Musiker und Unternehmer Fynn Kliemann sein mit den Masken verdientes Geld an vier deutsche Hilfsorganisationen spenden. Das Geld soll offenbar aufgeteilt an die Organisationen STELP, Equal Rights Beyond Borders, Drip by Drip und die Awaj Foundation gehen, wie der Vorsitzende der Stuttgarter Hilfsorganisation STELP, Serkan Eren, gegenüber watson mitteilte. Kliemann werde dazu am Abend ein Video auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichen.

Bei dem Betrag handelt es sich früheren Aussagen Kliemanns zufolge um insgesamt 280.000 Euro.

STELP-Vorsitzender Serkan Eren in einem türkischen Geflüchtetenlager
STELP-Vorsitzender Serkan Eren in einem türkischen Geflüchtetenlager. Bild: STELP

Fynn Kliemann spendet 71.000 Euro an STELP

STELP wird laut Eren 71.000 Euro von Kliemann erhalten. STELP ist eine zivile Hilfsorganisation, die mit einem Netzwerk von Ehrenamtlichen, Partnern und Sponsoren direkt vor Ort Hilfe leistet. Die NGO ist etwa in der Ukraine, in Griechenland, Afghanistan, Jemen oder Bosnien tätig. Am Wochenende will Eren nach Griechenland reisen, um den Einsatz der Kliemann-Spende zu koordinieren.

"Wir werden dabei darauf achten, dass wir vor Ort Projekte fördern, die für mehr Selbstbestimmtheit der Geflüchteten sorgen", erklärte Eren auf Anfrage von watson. Dabei gehe es etwa um Einkaufsgutscheine oder auch die Förderung von Wohnraumprojekten in Athen.

"Wir wollten kein Steigbügelhalter sein, damit sich Kliemann freikaufen kann."
STELP-Vorsitzender Serkan Eren gegenüber watson

Kliemann wird nach einer Sendung des ZDF-Satirikers Jan Böhmermann neben Betrug auch vorgeworfen, beschädigte und unbrauchbare Masken an Geflüchtetenlager in Griechenland gespendet zu haben. Laut Eren ist STELP allerdings davon nicht betroffen. "Dann hätten wir das Geld vermutlich auch nicht angenommen", sagte er. "Wir hatten vorab weder eine Geschäftsbeziehung noch eine Kampagne gemeinsam mit Fynn Kliemann", erklärte er.

Trotzdem habe es innerhalb des STELP-Teams große Diskussionen gegeben, ob man das Angebot Kliemanns annehmen möchte. "Wir haben lange diskutiert: Besteht die Möglichkeit, in einen eventuellen neuen Shitstorm mit reingezogen zu werden? Wollen wir uns diesem unkalkulierbaren Risiko aussetzen?" Allerdings habe sich der Influencer viel Zeit für Einzelgespräche genommen, sagt der STELP-Vorstand. "Er hat mir detailliert erklärt, was passiert ist und gesagt, dass es ihm unglaublich leid tut. Ich glaube ihm das."

Masken aus Asien statt Europa

Hätte Eren nicht gespürt, dass es Kliemann ernst meine, wäre er den Deal wohl auch nicht eingegangen, sagte er. "Wir wollten natürlich auch kein Steigbügelhalter sein, damit sich Kliemann freikaufen kann." Bevor er mit Kliemann persönlich gesprochen hatte, habe Eren die Spende ursprünglich auch nicht annehmen wollen. "STELP hat eine lupenreine Weste, wir sind immer so transparent, wie man nur sein kann – dafür haben wir sechs Jahre lang gearbeitet", sagte er.

Kern der Kritik nach dem ZDF-Beitrag ist die Frage, ob das Produktionsland bei bestimmten Geschäften der Textil- und Kliemann-Partnerfirma Global Tactics mit einem Großhändler im Jahr 2020 bewusst verschwiegen wurde – Masken kamen aus Asien statt aus Europa.

Christian Lindner: Ist die One-Man-Show FDP koalitionsunfähig?

"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren." Dieser Satz hängt dem heutigen Bundesfinanzminister und Parteichef der Freien Demokraten (FDP), Christian Lindner, immer noch nach. 2017 brach er mit den Worten krachend die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen ab.

Zur Story