Im Leben von Guido Maria Kretschmer spielen Frauen schon immer eine große Rolle. Seine Mutter, seine Schwester und auch seine Großmütter sieht er als Vorbilder an. Sie haben ihn immer unterstützt, von ihnen konnte er sich im Leben vieles abschauen – egal, ob es um Stil geht, um soziales Engagement oder darum, zu sich selbst zu stehen.
Anlässlich des Internationalen Weltfrauentags setzt sich der Designer und "Shopping Queen"-Moderator nun für das Online-Trainingsprogramm "Stand Up" der Non-Profit Organisation "Hollaback" und von L’Oréal Paris ein. Es richtet sich an Frauen wie Männer und soll ihnen Methoden an die Hand geben, um bei Belästigungen in der Öffentlichkeit richtig zu reagieren, die Situation zu entschärfen und ihr zu entkommen. Dass sich der Modeschöpfer ausgerechnet für dieses Projekt stark macht, hat einen traurigen Grund, wie er im Gespräch mit watson verrät.
"Das ist ein bisschen die logische Konsequenz aus all den Aktivitäten, die ich im sozialen Bereich so mache. Frauen sind ein besonderes Thema für mich", erklärt Guido Maria Kretschmer zunächst. Er sieht, dass in vielen Bereichen noch immer nicht "gleichgestellt emanzipiert wird". Das zeige sich auch "in diesen ganzen Unzulänglichkeiten des Lebens, wo Grenzen überschritten werden". In seinen Augen sei es das A und O, dass vor allem junge Frauen lernen Grenzen zu ziehen und auch das Recht haben "Nein, Stopp!" zu sagen und dies respektiert wird.
"Es müssen klare Grenzen gezogen werden. Und genau dieses Spiel ist etwas, dass ich selbst kenne und auch immer wieder erlebt habe", gesteht der Designer gegenüber watson. Gerade in der Mode- und Beautywelt gehe es "ja eigentlich um das schön und präsent sein. Und ich sage eben, man kann schön und sexy sein ohne, dass irgendwer das Recht dazu hat, dies gleich zu kommentieren oder sich die Erlaubnis darüber gibt, dies anzugreifen oder übergriffig zu werden", sagt Kretschmer.
Auch er musste am eigenen Leib erfahren, wie sich Belästigung anfühlt. Kretschmer erzählt:
Auf seine offen gelebten Homosexualität gab es hingegen nie negative Reaktionen. "In Bezug auf meine Homosexualität musste ich glücklicherweise noch nie Anfeindungen oder Kritik erleben. Vielleicht auch, weil ich es immer offengelegt habe und es keinen Moment gab, in dem jemand nicht damit gerechnet hätte. Das war immer so und sicher auch ein Vorteil, dass ich immer offen damit umgegangen bin", so der "Shopping Queen"-Host.
Kretschmer findet es generell wichtig, dass Themen wie Belästigungen in der Öffentlichkeit nicht totgeschwiegen werden. Deshalb rät er auch all denjenigen, die so etwas bereits erlebt haben: Sprecht drüber, holt euch Unterstützung! "Kein Chef, kein Nachbar, kein Fremder, keiner hat das Recht, diese Grenze zu überschreiten und übergriffig zu werden. Da ist es ganz wichtig, Stopp zu sagen. Wenn man spürt, dass es unangenehm wird, sollte man die Menschen das spüren lassen und es auch ausstrahlen, damit auch andere davon mitbekommen", macht der 55-Jährige deutlich.
Oft mischten Zeugen einer Belästigungssituation sich nicht ein, weil sie denken, dass es "bestimmt nur der Partner ist, der da grade versucht, die Frau anzumachen", meint Kretschmer. Er rät Betroffenen, unbedingt das Umfeld darauf aufmerksam zu machen, "dass man das grade nicht will und man auf die Solidarität der anderen hofft".
"Es ist so wichtig, dass auch wir als Gesellschaft eine Sensibilität für solche Situationen entwickeln, helfen und zum Einsatz kommen", stellt Guido Maria Kretschmer klar.