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"Let's Dance"-Star mit Klartext zu Liebesgerüchten und erfolgreichen Frauen im TV

Lili Paul-Roncalli wurde für Lascana mit 23 Jahren als "She Boss" inszeniert – eine Rolle, der sie sich gewachsen fühlt.
Lili Paul-Roncalli wurde für Lascana mit 23 Jahren als "She Boss" inszeniert – eine Rolle, der sie sich gewachsen fühlt.Bild: LASCANA
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"Man gilt als Frau schnell als verbissen": "Let's Dance"-Star Lili Paul-Roncalli über erfolgreiche Frauen im TV

15.10.2021, 16:37
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Lili Paul-Roncalli nahm 2020 äußerst erfolgreich an der RTL-Show "Let' Dance" teil und beendete zusammen mit dem Profitänzer Massimo Sinato die dreijährige Siegesserie von männlichen Kandidaten. Zuvor machte sie sich in erster Linie einen Namen als österreichische Artistin, ihr Vater Bernhard Paul gründete den berühmten Zirkus Roncalli.

Lili trainiert seit ihrem sechsten Lebensjahr mit den Artisten und trat 2013 erstmals selbst auf. Seit 2014 ist sie in verschiedenen Roncalli-Produktionen in eigenen Kontorsionsperformances zu sehen, wobei sie ihre enorme Körperflexibilität unter Beweis stellt. Die Körperspannung und die Gelenkigkeit dienten ihr beim Tanzen für "Let's Dance" dann auch als großer Vorteil.

Die Modemarke Lascana startete nun eine neue Kampagne mit Lili, bei der sie als "She Boss" inszeniert wird, und das mit 23 Jahren. Nicht ganz ohne Hintergedanken, immerhin werden sie und ihre beiden Geschwister in Zukunft das Familienimperium, also den Zirkus Roncalli übernehmen und leiten.

Lili Paul-Roncalli wird in Zukunft mit ihren beiden Geschwistern den Zirkus Roncalli übernehmen.
Lili Paul-Roncalli wird in Zukunft mit ihren beiden Geschwistern den Zirkus Roncalli übernehmen. Bild: LASCANA

Was Lili als "She Boss" ausmacht, was ihr die Zeit bei "Let's Dance" bedeutet hat und wie sie mit Kritik und Liebesgerüchten umgegangen ist, erläutert sie im Interview mit watson. Außerdem verrät sie offen, wie sie als Zirkusartistin die Corona-Pandemie erlebt hat und mit welchen Vorurteilen sie als ehrgeizige Frau im Showgeschäft zu kämpfen hat.

Watson: Für die aktuelle LASCANA Kampagne wirst du als "She Boss" inszeniert. Welche Attribute beschreiben dich als Chefin?

Lili Paul-Roncalli: Ich glaube, dass ich einerseits wahnsinnig ehrgeizig bin und andererseits auch ein sehr geduldiger Mensch. Ich bin niemand, der direkt ausflippt, mich bringt nichts aus der Ruhe.

"'She Boss', das ist etwas Besonderes, weil wie oft sieht man junge Frauen mit 23 mit solchen Augen oder nimmt sie gar nicht so ernst?"

Das ist sicher auch sehr wichtig in einem Zirkus-Unternehmen.

Auf jeden Fall, da kann es natürlich sehr schnell drunter und drüber gehen. Das ist etwas, was mir auch viel in der Zukunft helfen wird. Wir sind ein Familienunternehmen, wir haben so viele Mitarbeiter, die schon seit über 20 Jahren dabei sind. Das heißt, ich bin ein Teamplayer. Ich bin damit aufgewachsen, dass es um eine große Sache geht und dass wir alle an einem Strang ziehen. Da gibt es kein Gegeneinander, sondern nur ein Miteinander.

Wie wichtig ist dir das Projekt für Lascana?

Ich habe mich sehr über die Anfrage gefreut, auch deswegen, weil ich gleich aus diesem Blickwinkel gesehen wurde. "She Boss", das ist etwas Besonderes, weil wie oft sieht man junge Frauen mit 23 mit solchen Augen oder nimmt sie gar nicht so ernst? Das fand ich was ganz, ganz tolles, dass direkt gesehen wurde, was dahintersteckt. Da habe ich mich geehrt gefühlt. Ich war auch ganz begeistert von den Fashion-Styles, die wir geshootet haben.

Erklär das mal genauer.

Ich habe sehr verschiedene Rollen: Ich habe einerseits die Rolle in der Manege, dann die in der Öffentlichkeit oder im Fernsehen und dann andererseits noch die, wenn ich ins Büro gehe und mich dort bespreche. Outfits helfen, alles gut einzuordnen. Wenn man sich fürs Office kleidet, hat man ein besseres Gefühl und fühlt sich selbstbewusster. Das fand ich auch an den Lascana-Outfits schön.

Lili Paul-Roncalli hat Respekt vor den Aufgaben, die auf sie zukommen werden.
Lili Paul-Roncalli hat Respekt vor den Aufgaben, die auf sie zukommen werden.Bild: LASCANA

Mit deinen Geschwistern zusammen wirst du irgendwann das Familienimperium übernehmen. Macht dir die Verantwortung, die damit einhergeht, eher Angst oder freust du dich darauf?

Ich muss ehrlich sagen, es ist eine Mischung. Es ist natürlich auch etwas, das einem Angst macht, denn es ist ein riesengroßes Unternehmen. Es ist so gewachsen, wir haben verschiedene Sparten: Wir haben das Roncalli-Café in Hamburg, wir haben den Weihnachtsmarkt in Hamburg, das Varieté in Düsseldorf, den Zirkus, der von Stadt zu Stadt reist, zu Weihnachten sind wir meist mit mehreren Zirkussen auf einmal unterwegs. Plus noch die ganzen Events.

Durch deinen Vater ist das Unternehmen so groß geworden.

Mein Papa hat Roncalli gegründet. Er kennt das Unternehmen, er weiß über alles Bescheid. Er kennt sich überall aus, weil er auch die Idee, rumzureisen und damit erfolgreich zu sein, erschaffen hat. Das heißt, das zu übernehmen ist etwas, wovor man großen Respekt hat. Er hat sich das 45 Jahre lang erarbeitet und jetzt, wo es so groß ist, kommt irgendwann der Moment, in dem wir es weiterführen müssen. Da stellt man sich die Frage: Ist man dem gewachsen? Und da bin ich sehr dankbar, dass ich zwei große Geschwister habe, mit denen ich das alles gemeinsam weiterführen werde. Allein würde ich das gar nicht schaffen.

Durch Corona haben viele Events nicht stattgefunden, sicherlich war das auch für euch als Familie keine leichte Zeit. Wie geht es mit dem Unternehmen weiter?

Mein Papa ist noch vollkommen im Unternehmen und arbeitet auch sehr hart. Durch den Lockdown hatte er auch mehr Zeit, um uns ein bisschen besser einzuweisen, zu schauen, wo unsere Stärken sind und uns aufzuteilen, sodass wir schon ein wenig mehr Verantwortung übernehmen können. Wir haben in diesem Sinne den Lockdown gut genutzt, aber jetzt merkt man, es fängt an, wieder loszugehen.

"Das ist natürlich lustig, wenn eine Sieben- oder Achtjährige einer Designerin sagt, was sie zu tun hat."

Was ist konkret geplant?

Wir planen jetzt, dass wir im März wieder auf Tour gehen, dass wir hoffentlich Weihnachten in Berlin im Tempodrom spielen können. Es ist wieder Aufbruchsstimmung und das ist wunderschön, denn es ist für eine gewisse Zeit im letzten Jahr still geworden und dann waren wir alle schon ganz unruhig. Es ist so komisch, wenn alle fünf in einem Unternehmen arbeiten und alle so gut wie nichts machen können. Das war für uns sehr merkwürdig. Auch so wenig rumzureisen, wir saßen schon alle sehr aufeinander und jetzt freut man sich, dass alle wieder ein bisschen unterwegs sind.

Du bist in das Familienunternehmen hineingeboren. Hattest du das Gefühl, dass du in dieser Rolle als Artistin auch selbst eigene Interessen verwirklichen konntest? Gab es dafür Freiraum?

Auf jeden Fall, vor allem im Bereich Kostüm habe ich mich schon sehr früh gern ausgetobt. Ich habe meine ersten Kostüme selbst designt und Stoffe ausgesucht. Dann bin ich zur Schneiderin gelaufen und meinte, ich will das so. Das ist natürlich lustig, wenn eine Sieben- oder Achtjährige einer Designerin sagt, was sie zu tun hat.

Wie wurde dein Durchsetzungsvermögen damals aufgenommen?

Ich hatte immer großes Glück, dass sie meine Inspiration immer mit eingebaut hat. Ich durfte nicht jeden Tag auftreten, aber bei den besonderen Veranstaltungen, wo ich das durfte, war das für mich das Highlight. Umso toller finde ich es jetzt, dass ich wie z.B. beim Shooting mit Lascana ein bisschen in die Modewelt eintauchen und diese Welt nochmal ganz anders kennenlernen kann.

Du bist ein hartes Training durch dein Artistinnenleben gewohnt. Inwiefern hat dir deine Vorbildung bei "Let's Dance" weitergeholfen?

Einerseits gab es Sachen, die konnte ich auf Anhieb und da dachte ich mir: Schon gut, dass eine gewisse Körperspannung vorhanden ist. Andererseits war meine stärker ausgeprägte Flexibilität auch manchmal von Nachteil.

Inwiefern?

Ich dachte teilweise, ich stehe doch gerade. Und dann mussten wir wirklich manchmal ein Video oder ein Foto von mir machen, um mir zu zeigen: Ich stehe da wie eine Banane, wieso merkst du das selbst nicht? (lacht) Es war ein Balance-Akt. Ich hatte Vor- und Nachteile, mit denen ich selbst nicht so gerechnet hab.

Massimo Sinato, Lili Paul-Roncalli
Lili Paul-Roncalli und Massimo Sinato tanzten 2020 bei "Let's Dance".Bild: imago images / Gartner
"Mit meinem Perfektionismus war das am Anfang etwas schwer zu vereinbaren."

Was hat dir außer deiner Flexibilität Probleme beim Tanzen bereitet?

Im Zirkus ist man es gewohnt, dass man eine Darbietung über Jahre übt, bis man auftritt. Ich fand es wahnsinnig schwierig, dass ich für die Show nur vier Tage trainieren konnte, weil ich immer dachte, es ist doch noch nicht perfekt, wie soll ich das denn präsentieren, ich vergesse doch manchmal was. Das hat mich schon ein wenig unruhig gemacht. Da musste ich lernen: Auch wenn ich weiß, dass ich etwas besser kann, hat man nur diese vier Tage, man muss das Beste draus machen und muss es akzeptieren. Mit meinem Perfektionismus war das am Anfang etwas schwer zu vereinbaren.

Wie stark haben dich bei dem perfektionistischen Anspruch die Jury-Wertungen bei "Let's Dance" getroffen?

Ich mochte eher immer die Tänze, bei denen ich kritisiert wurde, damit ich in der nächsten Woche wusste, was ich besser machen könnte als die Tänze, bei denen ich 30 Punkte hatte. Da dachte ich dann immer: Ja toll, was mache ich denn jetzt nächste Woche, woran kann ich arbeiten? Da musste man selbst etwas suchen und mit Massimo diskutieren. Da fand ich die Kritik hilfreicher und angenehmer. Wenn man gelobt wird und da auf der Bühne steht, ist man auch ein bisschen hilflos. Das ist eher unangenehm.

Also war die Kritik der Juroren angebracht?

Die Kritik war immer sehr gerechtfertigt und respektvoll. Das fand ich auch das Tolle an dem Projekt und an der Sendung, dass es nie unter die Gürtellinie geht und dass die Kandidaten immer respektvoll behandelt werden. Ich hatte da nie ein Problem mit.

COLOGNE, GERMANY - FEBRUARY 21: Lili Paul-Roncalli and Massimo Sinató are seen on stage during the pre-show "Wer tanzt mit wem? Die grosse Kennenlernshow" of the television competition &quot ...
Massimo und Lili pflegten ein geschwisterliches Verhältnis.Bild: Getty Images Europe / Joshua Sammer

Wie war die Zusammenarbeit mit Massimo allgemein?

Wir haben uns immer kurz über die volle Punktzahl gefreut, aber am nächsten Tag waren die 30 Punkte wieder vergessen, weil davon kann man sich in der nächsten Woche auch nichts kaufen. Da kam dann immer der nächste Tanz, die nächste Herausforderung und meistens kam nach einem guten Tanz immer einer, der nicht so gut lief. Das heißt, da haben wir uns beim nächsten wieder mehr als genug Gedanken gemacht, um uns stetig zu verbessern.

"Belastet hat uns das nicht, es war eher ein bisschen lächerlich."

Bei "Let's Dance" wird gern auch mal eine Beziehung zwischen den Kandidaten und Profitänzern gesponnen. Inwieweit haben euch Affären- oder Beziehungsspekulationen belastet?

Ich muss sagen, wir hatten von Anfang an so ein geschwisterliches Verhältnis. Wir haben auch die Gemeinsamkeit, dass bei ihm der Vater und bei mir die Mutter aus Italien kommt. Allein wie wir miteinander gesprochen haben, das war eine Mischung aus Italienisch und Deutsch. Das hat mich so sehr an meine Geschwister und mich erinnert, dass einem das gar nicht so in den Sinn gekommen ist. Und ehrlich gesagt ist man so viele Stunden im Training, dass man gar nicht so die Zeit hat, die entsprechenden Artikel zu lesen. Das habe ich erst im Nachhinein mitbekommen. Aber wie gesagt, das war eh so unrealistisch. Belastet hat uns das nicht, es war eher ein bisschen lächerlich.

Wie hast du den Teamzusammenhalt hinter den Kulissen bei "Let's Dance" wahrgenommen? Gab es viel Konkurrenzdruck?

Nee, ganz im Gegenteil. Es ist eine Show und alle arbeiten daran, dass es am Freitagabend eine tolle Show wird. Wir hatten leider das Corona-Jahr, wir mussten natürlich Abstand zueinander halten, durften uns die ganze Zeit nicht umarmen, mussten in getrennten Garderoben sein. Das heißt, es war schon sehr schade, aber ich merke, wenn ich die anderen Tänzer oder Kandidaten irgendwo treffe, ist es immer eine "Let's Dance"-Gruppe. Auch wenn man aus verschiedenen Staffeln ist, sitzt man gleich gemeinsam und hat Themen zu diskutieren.

Die "Let's Dance"-Tour soll ab November stattfinden. Ihr seid also schon ganz normal in den Proben?

Auf jeden Fall. Wir trainieren noch nicht, ich glaube, das Training für die Profitänzer fängt nächste Woche an und unser Training dann Ende Oktober. Aber noch ist alles geplant. Wir sind schon im Austausch mit den Designern, schauen, ob die Schuhe schon da sind und checken, ob die Kleider passen. Also wir stecken schon in den Vorbereitungen. Ich muss sagen, ich habe auch lange versucht, mich nicht allzu sehr darauf zu freuen, falls es dann doch nicht stattfindet. Aber es schaut gut aus. Mein Stand ist: Wir gehen auf Tour.

"Man kann nicht mit 16 genauso flexibel sein wie mit 60. Ich merke, dass ich mich länger aufwärmen muss, mehr dehnen – ich merke, der Körper wird älter."

Du hast dich als komplettes Tanztalent bei "Let's Dance" entpuppt. Was kannst du denn überhaupt nicht?

Oh Gott, so vieles. Bevor ich mein Kochbuch "Italiensch Kochen alla Mama" herausgebracht habe, konnte ich gar nicht kochen, aber das ist besser geworden. Aber es gibt trotzdem vieles, was ich in dem Bereich nicht kann. Dadurch, dass ich viel unterwegs war, war es auch nie etwas, was ich können musste. Das bedeutet, da war ich eine völlige Niete. Beim Tanzen gab es auch viele Tänze, die mir überhaupt nicht gelegen haben, die völlig schiefgegangen sind. Ich bin auch sehr unordentlich. Auch das wird langsam besser, aber im Packen bin ich auch eine Katastrophe. Ich nehme immer gefühlt 30 Koffer mit, obwohl ich nur für zwei Tage weg bin. Es ist immer ein geordnetes Chaos bei mir. Meine größte Schwäche ist, glaube ich, dass ich immer alles bis zur letzten Minute hinauszögere, bis es fast nicht mehr geht. Das muss ich mal in Angriff nehmen.

Machen sich mit der Zeit bei dir auch körperliche Probleme bemerkbar? Immerhin ist der Artisten-Job sehr körperintensiv…

Schmerzen habe ich nicht, aber die Flexibilität geht im Alter halt weg, das kennt ja jeder. Das ist so ein Prozess, den kann man zwar mit Training verlangsamen, aber so wirklich weg wird das nicht gehen. Man kann nicht mit 16 genauso flexibel sein wie mit 60. Ich merke, dass ich mich länger aufwärmen muss, mehr dehnen – ich merke, der Körper wird älter. Obwohl das mit 23 natürlich lächerlich klingt, aber man kennt es ja auch aus der rhythmischen Sportgymnastik, die Sportler hören mit Anfang 20 auf, denn da verändert sich vieles. Ich möchte aber auf jeden Fall noch ein paar Jahre auftreten.

Was für eine Rolle spielt für dich Ernährung? Setzt du dir Grenzen oder bist du ein Genussmensch?

Ich bin ein Genussmensch und ich achte nur auf die Quantität von Lebensmitteln, die ich esse. Ich esse eigentlich alles, was ich gern esse und schaue dann, dass ich mein Dessert teile oder nicht drei Kugeln Eis bestelle, sondern nur eine. Von daher habe ich eine ganz gute Balance gefunden. Wenn man zu viel verzichtet, dann kommt irgendwann der Moment, wo es knallt und dann braucht man zu viel davon. Es ist immer gut, sich nichts zu verbieten.

"Wenn ein Mann ehrgeizig ist, ist das was Tolles, wohingegen eine Frau schnell als verbissen gilt."

Du hattest in der Vergangenheit gesagt, dass du als ehrgeizige Frau in der Öffentlichkeit mehr leisten musst als ein Mann. Würdest du das immer noch so unterstreichen?

Es ist nicht unbedingt mehr, aber es ist einfach die äußere Wahrnehmung . Man gilt als Frau schnell als verbissen. Die Attribute, die man bekommt, sind ein bisschen negativer als die für einen Mann. Wenn ein Mann ehrgeizig ist, ist das was Tolles, wohingegen eine Frau schnell als verbissen gilt.

Das hat man in den vergangenen Jahren auch teilweise bei "Let's Dance" gemerkt.

Das war so schade bei vielen "Let's Dance"-Teilnehmerinnen vor mir, die vielleicht im Finale mehr Punkte hatten und dann nicht gewonnen haben. Bei einer Frau muss immer alles leicht aussehen, man darf nicht zeigen, dass man hart arbeitet. Man muss immer so perfekt sein und das ist finde ich das, was für uns Frauen schwieriger ist. Aber es geht momentan auch in eine richtig schöne Richtung – dass Frauen mehr zusammenhalten, das finde ich etwas ganz Tolles. Und dass mehr Frauen an die Macht kommen, "She Boss" halt.

Belastet dich Leistungsdruck auf der Bühne oder in der Manege?

In einer gewissen Weise ist es Leistungssport und man hat an sich selbst Erwartungen. Es ist auch schwer, denen gerecht zu werden. Vor allem, wenn man neun oder zehn Monate durchgängig auf Tour ist im Jahr. Man muss aber akzeptieren, dass man ein Mensch ist und dass nicht jeder Tag perfekt sein kann und dass man nicht wie eine Maschine immer die genau gleiche Leistung vollbringen kann. Deswegen muss man sich von diesem perfekten Bild entfernen.

Hast du das über Jahre gelernt oder erst kürzlich?

Das ist auf jeden Fall etwas, das bei mir über die Jahre gekommen ist. Ich habe mich am Anfang wahnsinnig geärgert, wenn etwas nicht geklappt hat, was natürlich auch energieraubend ist. Und da habe ich gemerkt, dann arbeite ich die nächsten drei Tage auch schlecht, weil ich meine ganze Energie da reinstecke. Artistin zu sein, ist auch ein großer Lernprozess, mit den ganzen Veränderungen umzugehen, es gibt wahnsinnig viel beim Sport, was einen Einfluss auf den Körper hat.

Lili Paul-Roncalli bei der Pr�sentation der Beautykollektion ORIMEI by Victoria Swarovski im Hotel Mandarin Oriental: M�nchen, 22.09.2021 *** Lili Paul Roncalli at the presentation of the beauty colle ...
Lili Paul-Roncalli verbiegt in Performances eindrucksvoll ihren Körper.Bild: imago images / Steffi Adam

Was unterschätzt wird, sind Konsequenzen, die das Ganze auch auf die Psyche hat.

Ja, ich habe auch großes Glück, dass ich kein nervöser Mensch bin. Ich merke das bei den Kollegen, die unter Lampenfieber leiden, das ist natürlich etwas, das auf die Psyche einen gewissen Einfluss hat, wenn man jeden Tag so angespannt ist. Da bin ich sehr dankbar, dass ich das Glück habe, mir das selbst immer ausgeredet zu haben. Ich habe mir immer gesagt: Es ist genau dasselbe wie gestern, das kriege ich schon hin. Ich bin mit sehr vielen Künstlern aufgewachsen, die unter Lampenfieber gelitten haben, sodass ich von Anfang an gedacht habe: Oh Gott, das möchte ich nicht jeden Tag haben, das ist ja eine Qual. Und da habe ich mir das relativ schnell abgewöhnt.

Und jetzt bist du lampenfieberfrei?

Lampenfieberfrei kann man gar nicht sein, aber es ist mehr eine innere Anspannung und Vorfreude als dass ich sage, es könnte jetzt alles schiefgehen. Ich versuche mich eher auf das Positive zu konzentrieren und habe dadurch eine ganz gute Dosierung gefunden.

Was sind deine Ziele und Pläne neben der Artistik und dem Modeln?

Ich genieße die Zeit jetzt erstmal, weil das Modeln und die Artistik zwei Dinge sind, die mir unglaublich viel Spaß machen. Ich bin dankbar, dass ich körperlich gesund bin, dass ich das machen kann. Aber trotzdem ist der Blick schon immer auf den nächsten Projekten. Mit sechs Jahren habe ich entschieden, dass ich Kontorsionistin werden möchte und habe es dann durchgezogen. Jetzt habe ich schon das nächste Projekt im Blick – es geht immer weiter.

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