Seit die Nordirin Shelby Lynn vor Wochen nach einem Rammstein-Konzert in Vilnius Anschuldigungen gegen Till Lindemann erhob, sorgt das Thema praktisch jeden Tag für Schlagzeilen. Während in Litauen aber aktuell nicht gegen den Sänger ermittelt wird, hat die Berliner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen.
Die Tour der Band geht derweil wie geplant über die Bühne. Im Juni spielten Rammstein mehrere Konzerte in München, mittlerweile haben die Musiker auch in Trenčín, Bern und Madrid Station gemacht. Im Ausland war das allerdings nach den Vorwürfen gegen Lindemann doch etwas anders als in der Heimat der Band.
Auch die ausländische Presse berichtet über die Anschuldigungen, Reaktionen in sozialen Netzwerken sind aber weitaus seltener. Nur wenige äußern vorab moralische Zweifel am Konzertbesuch.
RTVE, die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft Spaniens, berichtet dann auch, dass die Vorwürfe gegen Lindemann sich im Zuge des Madrid-Konzerts am 23. Juni nicht negativ auf die Abendkasse ausgewirkt hätten. Weiterhin kam es rund um die Shows zu keinerlei Protesten vor dem Stadion.
Dies war in München noch ganz anders gewesen, hier hatten sich Demonstrierende an mehreren Abenden vor der Location positioniert und wurden mitunter von Fans der Band wüst beschimpft.
Im Verlauf des Madrid-Konzerts thematisierte Lindemann die Anschuldigungen auch nicht auf der Bühne. Bei einer der München-Shows hatte immerhin ein Satz Lindemanns aufhorchen lassen: "Wir hatten ein Riesenglück mit dem angekündigten Unwetter, glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen."
Die spanische Presse findet mitunter allerdings drastische Worte und übt auch mal mehr, mal weniger deutlich Kritik an der Fan-Kultur. So schreibt beispielsweise ABC: "Der Erfolg war sicher, seit die Eintrittskarten in den Verkauf gingen. Daran können auch der furchtbare Sound und die Staatsanwaltschaft in Berlin nichts ändern."
Am 26. Juni steht für die Band ein Auftritt in Lissabon auf dem Programm. Die Show ist ausverkauft. Am 1. Juli geht es für Lindemann und seine Kollegen nach Padua. Interessanterweise ist das Italien-Konzert nicht ausverkauft, bei Ticketone gibt es noch regulär Karten für den Stehplatz-Bereich hinter der Feuerzone. Über den offiziellen Fansale sind zudem recht viele Resale-Tickets zu haben.
Bei "Padovaoggi" ist weiterhin von der Anti-Gewalt-Vereinigung Centro Veneto Progetti Donna zu lesen, die das kommende Padua-Konzert von Rammstein infrage stellt. Die Präsidentin des Verbands meint: "Vielleicht wäre es nicht angemessen gewesen, sie nach Padua einzuladen." Bevor man bestimmte Prominente einlade, solle man deren Verhalten überprüfen.
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.