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"Lanz": Habeck lässt Moderator abblitzen

Habeck war bei "Lanz" aus München zugeschaltet
Habeck war bei "Lanz" aus München zugeschaltet bild: zdf
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"Lanz": Habeck will mögliche Gas-Einschränkungen nicht verraten: "Das mache ich mal nicht"

07.07.2022, 12:25
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Es ist eine besondere Sendung von Markus Lanz: Normalerweise sitzen beim ZDF-Talker vier oder fünf Gäste. Diesmal hat er nur zwei Gesprächspartner: Aus München zugeschaltet den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und später noch den ZDF-Studio-Washington-Leiter Elmar Theveßen.

Mehrkosten in Höhe eines Monatseinkommens

Markus Lanz kündigt den Bundeswirtschaftsminister mit einem eher flauen Witz an: "Seine Zeit ist mittlerweile ähnlich knapp wie Erdgas." Und dann fragt er drohend, ob sich da der perfekte Sturm im Herbst zusammenbraue. "Dass das jetzt eine sonnige Aussicht ist, würde niemand, der bei Verstand ist, behaupten", antwortet Habeck. Und weiter: "Es muss aber auch nicht zappenduster sein."

Dass die Kostenerhöhungen über die Heizkostenrechnungen kommen, sei aber ein Faktum. "Das kann dann auch mal ein Monatseinkommen sein für eine Familie." Darum steht für ihn fest, dass es Hilfe geben muss. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die höheren Energiepreise das Land in eine noch größere Spaltung treiben."

Markus Land rechnet vor: Vor einem Jahr kostete eine Megawattstunde Gas ungefähr 20 Euro, heute sind es 120 bis 140 Euro. Ob sich die Heizkosten nun verachtfachen würden? "Wenn die Preise jetzt so bleiben würden – ja. Es wird nicht ganz so schlimm kommen wie es im Moment aussieht, zumindest hoffe ich das", antwortet Habeck.

Und doch sind die hohen Preise auch schon aktuell ein Problem. Allerdings bisher noch ein bisschen mehr für die Energieversorger. Weil sie diese Preise noch nicht an die Verbraucher weitergeben könnten, würden die Mehrkosten die Unternehmen zum Teil in "gefährliche Schieflagen" bringen. Wenn einer der Gasversorger, die oft auch nicht nur in Deutschland aktiv sind, ausfällt, ziehe das auch einen Ausfall von Lieferketten nach sich.

"Das infiziert den ganzen Energiemarkt in Europa, im Grunde sind die Folgen unabsehbar für den ganzen Energiemarkt."
Robert Habeck

Markus Lanz wirft ein, dass allein der Versorger Uniper durch den gestiegenen Preis derzeit bis zu 900 Millionen Euro Verlust im Monat einfahre. Wie denn die Unterstützung aussehen werde, will er wissen. "Das werde ich nicht im Fernsehen sagen", bügelt Habeck die Frage ab. Aber: "Wir werden mit allen staatlichen Möglichkeiten verhindern, dass da was wegbricht. Es geht darum, zu verhindern, dass der europäische Energiemarkt durch den Kollaps eines Unternehmens in Chaos gerät."

Und in der Tat: Im Mai hat der Deutsche Bundestag bei der Novellierung des Energiesicherungsgesetzes die Möglichkeit für die Gasunternehmen geschaffen, die Preissprünge schnell und direkt an die Verbraucher weiterzugeben. Habeck gibt zu: "Ein mächtiges und brandgefährliches Instrument", das er am liebsten nicht einsetzen werde, aber um zu verhindern, dass die Unternehmen umkippen, brauche man "die Vielfalt von Reaktionsmöglichkeiten".

Schwimmbäder und Haferbrötchen

Am Montag wird Nordstream 1 für angebliche Wartungsarbeiten abgeschaltet. Vor dem Krieg haben Wartungen rund 10 Tage gedauert. Diesmal besteht die Gefahr, dass die Pipeline von Russland nicht mehr wieder in Betrieb genommen wird. "Man müsste lügen, wenn man sagt, das ist sorgenfrei", gibt Robert Habeck zu. Die deutschen Gas-Speicher sind jetzt zu 62,5 Prozent voll. Viele Leute würden schon Gas sparen. 14 Prozent weniger wurde verbraucht als im Vorjahreshalbjahr. 7 Prozent sind aufs wärmere Wetter zurückzuführen, den Rest wertet Habeck als bewusstes Einsparen.

Und es seien ja auch nicht immer schwere Einbußen. Als Beispiel führt er an, dass Schwimmbäder ja nicht mehr unbedingt geheizt werden müssten. "Es ist ja brütend heiß draußen – und wenn uns kalt ist, schwimmen wir halt." Viel Gas werde auch aufgewendet, um unnötige Konsum-Vielfalt aufrecht zu erhalten. "Leute, wenn Deutschland das Problem hat, dass es abends ein Roggenbrötchen kaufen muss, weil es kein Haferbrötchen gibt, sind das Luxusprobleme. Vielleicht ist es dann auch ganz gut, das Brötchen zu essen, was noch da ist."

Er wolle auch niemanden bevormunden, sondern nur "Hinweise geben, was gehen kann", weil jeder blinde Flecke in seiner Alltagswelt habe, wenn es ans Verändern von Verhaltensweisen gehe. Aber wenn sich die Situation zuspitzt, gebe es "die gesetzliche Möglichkeit, ein paar Dinge zu regeln". Natürlich fragt Lanz nach: "Zum Beispiel?" Aber dazu will Habeck nichts sagen und lässt den Moderator abperlen. "Ja, genau, das mache ich mal nicht." Aber er stellt klar: "Das ist ein Szenario, das sich keiner wünschen darf, da kann man nichts mehr richtig machen, sondern nur Dinge weniger falsch." Als Markus Lanz ihn fragt, ob er schlecht schlafe, überlegt Robert Habeck kurz und antwortet: "Kurz, aber dann tief."

"Es kann immer anstrengend werden, vielleicht teuer – wir sind aber immer noch ein sehr reiches Land – wir sind nicht machtlos oder wehrlos."
Robert Habeck

Sorgen mache ihm aber, ob Solidarität und Einigkeit in Deutschland halten, wenn die Bedingungen härter werden.

Für Aufsehen sorgte Habeck jüngst mit der Aussage, dass er seine Duschzeit halbiert habe, um Energie zu sparen. Aber als Markus Lanz die aktuelle Minutenzahl in Erfahrung bringen will, winkt Habeck nur ab. "Ich habe keine Lust mehr über Duschzeiten zu reden." Es sei nun klar, dass warmes Wasser geheizt werden müsse. Er wünscht sich "ein bisschen mehr Achtsamkeit für das, was wir verbrauchen".

Ein Comeback von Trump ist denkbar

Ein wenig wirkt es fast als wäre Elmar Theveßen, der Leiter des ZDF-Studio-Washington, gerade in Deutschland gewesen und bereit Füllmaterial für die Sendung zu spielen, weil der Wirtschaftsminister nach Mitternacht noch einen Anschlusstermin hatte und nicht die ganze Sendung allein bestreiten konnte. Und so sprechen Amerika-Fan Lanz und Theveßen dann noch die letzten 25 Minuten über die Lage der USA: Theveßen hält es für durchaus möglich, dass Donald Trump nochmal Präsident wird.

Elmar Theveßen sprach über ein mögliches Trump-Comeback
Elmar Theveßen sprach über ein mögliches Trump-Comeback bild: zdf

"Es ist vorstellbar, er hat die Partei noch immer im Griff." Entscheidend sei, ob er seine Leute bei den Midterm Elections im November an wichtigen Stelle platzieren kann. Angesichts der Entwicklung in der sich das Land derzeit befinde, "hat man das Gefühl, der Mann ist immer noch im Amt", findet Lanz. Aber Theveßen stellt klar: "Es ist seine Saat, die hier aufgeht, die nicht Trump gesät hat." Es seien fundamentalistische Kräfte am Werk. Aber für ihn steht fest: "Es wird um die Präsidentschaftswahl 2024 möglicherweise gewalttätiger zugehen, als wir es bisher erlebt haben."

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