Einer der lustigsten Menschen, die die deutsche Unterhaltungsbranche je hervorgebracht hat, ist zurück: Hape Kerkeling hat seinen 2014 verkündeten Rückzug aus dem Showbiz beendet. Der Mann, der Hannilein, Horst Schlämmer, Gisela und Königin Beatrix war, ist wieder da. Nur zu verständlich, dass Vox die Chance beim Schopf ergreift und den 56-Jährigen direkt für eine dreistündige Show verpflichtet: "Ein Abend mit Hape".
Der neue Hape Kerkeling 2021, das ist vor allem ein Mann, der Katzen so liebt, dass er ein ganzes Buch über sie geschrieben hat. Warum also nicht gleich ellenlang daraus vorlesen? Cat Content zieht ja immer, oder? Man erfährt also, wie Hape zu seinem ersten Kater "Peterle" kam, wie ängstlich die Samtpfote sich in der neuen Umgebung fühlte und allerlei mehr Dinge, die für Katzenmenschen (viele davon im Publikum) irrsinnig spannend, für alle anderen aber ziemlich "puh!" sind. Hape überzeugt: "Ich mag ein schlechter Mensch sein, dafür bin ich ein guter Katzenpapa!"
Erst, als Kerkeling das Publikum im Hansa-Theater in Hamburg auffordert, ihm Fragen zu stellen, nimmt der Abend den dringend benötigten Schwung auf: "Hatten Sie Angst, als Sie die Königin Beatrix gespielt haben?" Antwort: "Nein, aber hätte ich aber mal lieber!" Wie lange braucht es, bis Figuren wie Horst Schlämmer sitzen? Antwort: gut ein bis zwei Jahre. Vorbild für den prolligen Reporter seien echte Begegnungen mit Lokaljournalisten gewesen: Einer habe ihm mal seine teure Cartier-Uhr gezeigt mit den Worten: "So wat kannst du dir nicht leisten!"
Eine Frau wagt sich an eine persönliche Frage: "Haben Sie eine Therapie gemacht, weil ihre Mutter gestorben ist, als sie noch so jung waren?" Kerkeling antwortet freimütig: "Ja, ich bin ganz ehrlich: Ohne professionelle Hilfe kriegt man das nicht gewuppt." Seine Top 3 Humoristen? "Loriot, Heinz Erhardt und Woody Allen, aber auch über Otto, Bastian Pastewka, Bully und manchmal über den Pocher lache ich leicht und laut", sagt Kerkeling. Dann wird wieder sehr lange und intensiv über Katzen geredet.
Zum Schluss darf Profi-Fragerin Dunja Hayali noch mal ran an den Mann: "So groß ist unsere Freundschaft, dass ich mir als Hundefan hier stundenlang etwas über Katzen anhöre", startet die Moderatorin vielversprechend in ihr intimes Q&A. Das war es dann aber auch schon mit kritischen Bemerkungen. Hayali feiert ihren guten Freund mit jedem Satz mehr ab ("Hape ist ein wahnsinnig belesener und kluger Mensch!" – "Du sprichst ja unfassbar viele Sprachen!"), was naturgemäß nicht zu bahnbrechend neuen Erkenntnissen führt.
Immerhin entlockt sie dem Komiker, dass er sich vor seinem Rückzug "selber auf den Keks gegangen" sei, dennoch aber nichts von dem bereue, was er gemacht hat: "Vieles versendet sich ja", lacht er. Für die Zukunft wolle er seine Auftritte aber "gut dosieren". Hayali dosiert ihrerseits arg über: "Du hast wieder alle verzaubert!", schwärmt sie in ihrer Abmoderation, als bewerbe sie sich um den Vorsitz des Hape-Ultra-Fanclubs.
Fazit: Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen. Weniger Katzenbuchlesungen, weniger unkritische Lobhudelei, dafür mehr Fragen aus dem Publikum und Einspieler der Hape-Klassiker. Hurz!