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Bushido-Prozess: Zeuge irritiert mit Aussage – Richter schreitet ein

Achtung Personen muessen eigenständig unkenntlich gemacht werden Berlin den 17.08.2020 Bild-Motiv: Nebenklaeger Bushido 10.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung ...
Bushido tritt als Zeuge und Nebenkläger in dem Verfahren auf.Bild: imago images/Olaf Wagner
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Bushido-Prozess: Zeuge irritiert mit widersprüchlicher Aussage – Richter schreitet ein

14.12.2022, 17:29
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Zum 88. Mal ging am Mittwoch der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder in eine neue Runde. Bushido, der in dem Verfahren als Zeuge und Nebenkläger auftritt, sagte zuletzt im Oktober aus. Der Vorsitzende Richter Martin Mrosk betonte zum Schluss: "Wenn keine Fragen mehr zu stellen sind, würde ich Sie entlassen wollen. Momentan sehe ich keinen Grund für eine Ladung."

Am 23. Januar 2023 wurde eigentlich nach rund zweieinhalb Jahren das Urteil erwartet. Zuvor wurde der finale Termin allerdings mehrere Male verschoben. Die beiden letzten Verhandlungstage fielen zudem komplett aus. Nun wurde klar, dass das Verfahren erneut in die Verlängerung geht. Stand jetzt soll erst am 12. April 2023 ein Urteil fallen. In jedem Fall gab es aber jetzt eine wichtige Zeugenaussage von Veysel K. zu hören, der am 18. Januar 2018 zumindest zeitweise anwesend gewesen sein soll.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Zeuge erklärt,wie er Bushido kennenlernte

Nach mehrmaliger Ankündigung fand nun die Videovernehmung von Veysel K. statt. Der Zeuge wurde im März 2021 in die Türkei abgeschoben, wodurch er nicht persönlich in Berlin aussagen konnte, da ihm die Behörden eine Einreise nach Deutschland verwehrten. Eigentlich sollte der Prozess um 8 Uhr morgens starten, weil jedoch ein Verfahrensbeteiligter in der Türkei verspätet anreiste, verzögerte sich die Vernehmung.

Bild-Motiv: der Angeklagte Arafat Abou-Chaker Berlin den 27.09.2021 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung ...
Hier betrat Arafat Abou-Chaker an einem der vergangenen Prozesstage das Gerichtsgebäude.Bild: imago images/Olaf Wagner

Schließlich war es so weit und der Vorsitzende Richter Martin Mrosk gab zu verstehen: "Wir beginnen die audiovisuelle Vernehmung." Zur Verständigung gab es auch einen Dolmetscher, Veysel K. erklärte daraufhin, dass er diesen nicht brauche. Der Zeuge lebe mittlerweile in Izmir, wie er angab, gelernt habe er einst Maler und Lackierer. "Ich kenne Arafat seit 30, 35 Jahren", sagte der 41-Jährige zunächst. Sie hätten viel gemeinsam unternommen. Am engsten sei er aber mit Yasser befreundet gewesen. "Wir kennen uns seit der ersten Klasse", meinte er dazu.

Auf die Frage des Richters hin, wie er Bushido kennengelernt habe, erklärte der Zeuge: "2005, 2006 war das durch Arafat im Café. Da hat unsere Freundschaft angefangen." Später habe er auch für den Künstler gearbeitet, unter anderem beim Bühnenaufbau. "Bis 2019 war ich bei Bushido angestellt", fügte er hinzu.

So soll das Verhältnis zwischen Bushido und Arafat gewesen sein

Kurz danach kam er auf das Verhältnis zwischen dem Rapper und Arafat zu sprechen: "Arafat und Bushido hatten ein brüderliches Verhältnis. Die haben sich auch mal gestritten, waren aber wie Brüder. Sie waren unzertrennlich, immer zusammen." Mit Blick auf Unstimmigkeiten wegen des Geschäfts betonte Veysel K.: "Ich kann da nicht viel zu sagen. Das Geschäft ist sehr gut gelaufen."

Zeiten Aendern Dich - Premiere - Berlin Arafat Abou-Chaker and Bushido attending premiere ZEITEN AENDERN DICH at cinestar. Berlin 03.02.2010.
2010 feierten sie gemeinsam die Filmpremiere von "Zeiten ändern dich".Bild: IMAGO/ Mauersberger

Der Richter hakte an dieser Stelle nach und fragte: "Warum wollte Herr Ferchichi nicht mehr mit ihm arbeiten?" Seine Antwort lautete so: "Eigentlich lief immer alles gut. Dann hat sich Anna-Maria mit Arafat gestritten, weil sie sich überall eingemischt hat. Es ist aus dem Ruder gelaufen." Sie habe ihm gegenüber aber nicht geäußert, dass sie Angst um ihre Sicherheit gehabt habe.

Im weiteren Verlauf ging es um den 18. Januar 2018. Veysel K. erklärte, dass an dem Tag ein Konzert von Farid Bang und Kollegah gewesen sei. Zwischen 18 und 18.30 Uhr sei schließlich der Anruf gekommen. Seine Schilderung lautete so: "Arafat hat angerufen, ich bin nicht rangegangen. Dann kam ein Anruf von Bushidos Handy."

Um 19 Uhr sei er dagewesen. "Ich bin angekommen und Arafat wollte mir klarmachen, dass ich mit Bushido nichts mehr zu tun haben soll: 'Ich will nicht, dass du mit ihm Kontakt hast.' Es ist eskaliert, Arafat wollte mich angreifen." Und weiter: "Er wollte klarstellen, dass ich nichts zu melden habe." Bevor sich die Lage allerdings weiter zuspitzte, seien Yasser und Nasser dazwischen gegangen.

Richter macht auf Widerspruch aufmerksam

"Bei Bushido wird er niemals handgreiflich, weil er sein Goldesel ist", sagte Veysel K. weiter. Darüber hinaus erklärte er, dass die Tür offen gewesen sei. Nach dem Treffen in der Puderstraße sei er zurück zum Konzert gefahren. Im Anschluss hätten er und Ashraf Remmo den Künstler zu Hause besucht. Gegen 21.30 Uhr seien sie eingetroffen. "Ich wollte wissen, ob er Bushido was angetan hat", meinte Veysel. Diese Aussage verwunderte den Richter und er sah einen Widerspruch, weil der Zeuge zuvor angegeben habe, dass er das bei ihm nicht tun würde.

Daraufhin konkretisierte Veysel K. seine Aussage: "Ob er ihn angeschrien, blöd angemacht hat. Im Gesicht habe ich keine Rötung gesehen." Vielmehr hätte der heute 44-Jährige gesagt: "Bei dir ist er ausgerastet, ich weiß auch nicht warum." Der Richter wollte wissen, ob Bushido ihm jemals erzählt habe, was passiert sein soll – Stichwort Wasserflasche. Er sagte daraufhin: "Er hat mir nie von einer Wasserflasche erzählt, durch die Medien habe ich das mitbekommen."

Auch sei es für den Zeugen nicht verwunderlich gewesen, dass er nach dem 18. Januar verreist sei. An dem Tag habe Bushido schon gewusst, dass er in den Urlaub fahre. Seit dem Streit mit Arafat sei die Beziehung so gewesen: "Ich war mehr auf der Seite von Bushido, mit Arafat hatte ich nichts mehr zu tun."

Zeuge hat angebliche Szene nicht mitbekommen

Vor Gericht betonte er: "Auch wenn ich Arafat nicht mag, werde ich keine Lügen erzählen." Der angebliche Schlag mit der Wasserflasche sei in jedem Fall nicht in seiner Anwesenheit passiert. "Wo ich da war, wurde nicht mit einer Wasserflasche geschlagen", betonte er.

Schließlich war die Kammer dran, Fragen zu stellen. Eine Beisitzerin ging auf den Sachverhalt ein, dass Arafat nicht gewollt habe, dass er mit Bushido weiterhin Kontakt pflege. "Er war neidisch, dachte, ich mische mich in die Geschäfte ein." Bushido habe aber mit ihm zusammenarbeiten wollen.

Oberstaatsanwältin Petra Leister wies den Zeugen darauf hin, dass er sich 2019 auf sein Auskunftsverweigerungsrecht berufen habe. Nun sage er doch aus. "Ich will aufklären, was Sache ist, ich will was Gutes tun", meinte er dazu. Zu den Angeklagten habe er keinen Kontakt mehr. Nur einmal habe er mit Yasser nach der Abschiebung telefoniert. Zum Schluss meinte der Richter: "Der Zeuge ist mit Dank entlassen." Der Prozess geht am 2. Januar weiter.

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