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Bushido-Prozess: Ex-Mitarbeiter packt über Bedrohungen aus – "ekliger Mensch"

08.08.2022, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi (r), bekannt unter dem K
Bushido kommt mit Polizeischutz zum Landgericht in Moabit.Bild: dpa / Monika Skolimowska
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Bushido-Prozess: Ex-Mitarbeiter wurde von Rapper bedroht – "ekliger Mensch"

10.08.2022, 19:1211.08.2022, 14:18
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Stephan B. spricht schnell, wenn es um sein Verhältnis zu Bushido geht. B. holt zwischen den Sätzen manchmal kaum Luft und muss vom Vorsitzenden Richter Martin Mrosk gebremst werden. "Nicht so schnell, ich verstehe sie kaum", sagt er mit ruhiger Stimme und einem leichten Lächeln.

Dann erzählt der 32-jährige Zeuge weiter detailliert über die Zeit von Januar bis Mai 2017. In diesem Zeitraum arbeitete B. gemeinsam mit seinem besten Freund Steven K., der im Prozess bereits aussagte, in Bushidos Aquaristik-Geschäft in Berlin-Steglitz.

Doch an diese Zeit erinnert sich B. nicht gern zurück. Mit seinen Berichten aus den gemeinsamen Monaten sorgt er auch beim Vorsitzenden Richter für Erstaunen. Denn B. schildert detailliert, wie Bushido ihn bedroht habe.

Der Rapper selbst ist am 76. Verhandlungstag im Prozess gegen seinen früheren Manager Arafat Abou-Chaker und seine drei Brüder nicht vor Gericht erschienen. Da er in dem Prozess nur Nebenkläger ist, ist seine Anwesenheit nicht verpflichtend.

Darum geht es in dem Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Arafat Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei am 18. Januar 2018 bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Arafats Brüder Nasser, Yasser und Rommel sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Gemeinsamer Angelausflug mit Bushido nach Costa Rica

Dabei hatte die Zeit im Geschäft für den leidenschaftlichen Angler traumhaft begonnen. Geplant war, dass er von Montag bis Freitag 40 Stunden im Laden arbeitet. Dort verkaufte Bushido "Salzwasserfische, Korallen und viel Exotisches", beschrieb er. Doch statt abkassieren und Aquarien reinigen, ging es in seiner ersten Arbeitswoche zunächst nach Costa Rica.

14 Tage "Betriebsausflug" zum Angeln mit Bushido, Steven K., der das Geschäft für Bushido leitete, und noch zwei weiteren Freunden.

Bushido habe den kompletten Trip bezahlt. Für den Angler war das ein Traum-Ausflug, denn eine Reise nach Mittelamerika hätte er sich selbst nicht leisten können. "Ich hatte ja nicht einmal einen Reisepass", erzählte er mit einem Lachen. Doch Bushido habe für alles gesorgt.

Das änderte sich jedoch nach dem Ausflug schlagartig.

Bushido verbreitete schlechte Stimmung

Im Laden kam der heute 43-Jährige nur sporadisch für ein oder zwei Stunden vorbei, erinnert sich B. "Er hat dann schlechte Laune verbreitet, World of Warcraft gezockt und hatte eine richtig ekelhafte Aura. Ich habe mich nicht wohlgefühlt."

Er und Steven K. hätten immer durch einen kleinen Türschlitz geschaut, um zu sehen, ob der Rapper vorbeikomme. "Wenn er kam, hat jeder schnell so getan, als würde er zu tun haben, damit man nicht von ihm angesprochen wurde", sagt er.

"Er braucht immer jemanden, den er schikanieren oder erpressen kann. Er ist ein ganz ekliger Mensch."
Zeuge Stephan B. über Bushido

Da K. den Laden für Bushido leitete, sollte B. seinen Urlaub und andere Absprachen auch mit ihm und nicht mit dem Rapper klären. Ende April 2017 hatte er einen Tag frei, um seinen Geburtstag mit seiner Freundin zu verbringen – ganz zum Missfallen des Musikers.

"Warum bist du nicht im Laden? Ich bin dein Chef, das musst du mit mir klären. Ich wollte mit dir reden", soll ihn Bushido am Telefon angepflaumt haben. Als B. am nächsten Tag wieder zur Arbeit erschien, teilte ihm Bushido seine Kündigung mit, da er das Geschäft schließen würde.

Warum er den Laden plötzlich nicht mehr wollte, kann sich auch B. nicht erklären, denn er sei gut gelaufen.

Bushido beschuldigte Angestellte des Diebstahls

B. half in seinen letzten zwei Arbeitswochen beim Abverkauf des Ladens, bei dem eine Menge Geld zusammenkam. Als Steven K. jedoch an einem Tag die Einnahmen zählte, fehlten 5000 Euro in der Kasse. K. und B. dachten, Bushido hätte es bereits aus der Plastiktüte aus einem Schubfach abgeholt. Doch dieser fing an "rumzublöken und beschuldigte uns, dass wir ihn beklaut hätten."

Daraufhin schlug B. vor, die Polizei zu rufen, doch das lehnte der Musiker vehement ab. Denn eigentlich hätten nur er, Steven K., die Reinigungskraft und Bushido per Transponder Zugang zum Geschäft gehabt.

Auf die Frage vom Vorsitzenden Richter Mrosk, ob Arafat irgendetwas mit dem Angelladen zu tun hatte und Einsicht in die Bücher haben wollte oder eine Beteiligung forderte, sagte B.: "Ich glaube nicht, dass er sich dafür interessiert." Arafat, der als einer der Angeklagten bei jedem Verhandlungstag erscheinen muss, reagierte mit einem nickenden Lächeln.

Er selbst habe Arafat lediglich einmal kurz gesehen, als sie sich bei der Abnahme der Malerarbeiten in der gemeinsamen Villa in Kleinmachnow trafen.

Bushido droht B. mit Gewalt durch Arafat

Auch von Problemen zwischen Bushido und Abou-Chaker sei ihm nichts bekannt gewesen, da der Rapper bei seinen Besuchen im Laden nie über die Beziehung gesprochen habe.

Er habe lediglich gesagt, dass der 46-Jährige "alles regelt, wenn es Probleme gibt", erinnert sich B. Viel mehr soll er beiden mit einem "ekligen Lachen" erklärt haben, dass Arafat ihnen alle Knochen breche, wenn er vom Geld-Diebstahl mitbekomme oder sie ihm etwas sagen würden.

Dadurch, dass Bushido Sätze wie "Man sieht sich immer zweimal im Leben" sagte und B. die Medienberichte rund um die Clan-Kriminalität der Abou-Chaker-Familie mitbekam, hatte der 32-Jährige enorme Angst bekommen.

B. flüchtet aus Angst vor Bushido und den Abou-Chakers

B. litt unter heftigen Magen-Darm-Problemen und flüchtete mit seiner Freundin für eine Woche zu seiner Schwester nach Brandenburg. Dort nahm er sogar ein Selfie-Video auf, in dem er schildert, was vorgefallen ist. Aus Angst um sein Leben schickte er es einem Freund, damit er es der Polizei zeigen könne. Nun wird er es auch dem Gericht noch zur Verfügung stellen.

An seinem letzten Arbeitstag erschien B. schon nicht mehr im Laden. Trotz der Drohungen habe Bushido noch ein Grillen mit den Teilnehmern der Costa-Rica-Reise veranstalten wollen.

Noch ein Jahr lang litt er unter Angstzuständen und Verfolgungswahn.

B. zeichnet schlechtes Bild von Bushidos Charakter

Wo die 5000 Euro am Ende blieben oder wer sie genommen hat, konnte nicht aufgeklärt werden. Anders als Stephan B. blieb sein bester Freund Steven K. noch eine Zeit an der Seite von Bushido. Denn dieser stellte ihn als eine Art Hausmeister an.

"Steven war wie sein Sklave. Er braucht immer jemanden, den er schikanieren oder erpressen kann. Er ist ein ganz ekliger Mensch."

So soll Bushido laut B. versucht haben, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. Er habe K. gesagt, dass er wisse, dass er das Geld nicht genommen habe und nur Stephan B. es gewesen sein könne.

B. ist nicht mehr zornig auf Bushido

"Klingt sehr eifersüchtig", mutmaßt der Vorsitzende Richter. "Kann sein und ein bisschen besitzergreifend", fügt B. hinzu. Doch mittlerweile sei sein Zorn auf Bushido verflogen: "Aus dem Auge, aus dem Sinn", sagt der 32-Jährige, der heute als Patientenfahrer für ein Krankenhaus arbeitet.

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Dann soll Bushido noch einmal als Zeuge zur Audiodatei aussagen, die das Treffen im Januar 2018 dokumentieren soll, an dem es zu den mutmaßlichen Straftaten gegen ihn gekommen sein soll.

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